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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Rosenberg, Adolf: Die internationale Kunstausstellung in Berlin, [2]
DOI Artikel:
Frizzoni, Gustavo: Erfolge des isochromatischen Verfahrens der Photographie in Italien
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0241

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469

Erfolge des isochromatischen Verfahrens der Photographie in Italien.

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diesem kleinen Bilde mit spannenlangen Figuren
übertroffen worden: der Marmor der Venusstatue in
der Mitte, der gelbe Stein des Beckens davor, der
Alabaster scheinen durchsichtig zu sein, die Bronze
und das Erz flimmern und glitzern, und die seidenen
Obergewänder der Klientinnen wetteifern mit der Na-
tur im Spiel des aufgefangenen und zurückgewor-
fenen Lichtes.

Wenn wir nun noch die aquarellirten Land-
schaften und architektonischen Interieurs von M. v
Wylie, »Das betende Mädchen" der in Brüssel
lebenden Sophie von Bourtzeff, die anmutige Idylle
aus dem antiken Leben „Nach dem Beispiel der
Götter", ein Liebespaar, das sich vor der Gruppe
von Amor und Psyche umarmt, von Henri Siemiradzki
und ein großes Geschichtsbild des Polen Albert Gerson
in Warschau, eines Schülers von Cogniet, das eine
Geisterbeschwörung vor einem polnischen Fürsten
im 16. Jahrhundert darstellt, abziehen, bleiben nur
sehr wenige Bilder übrig, bei denen wir den Nach-
weis eines nicht autochthonen Ursprungs zu führen
außer stände sind. Auf zwei mittelmäßige Ge-
schichtsbilder, eine Unterredung zwischen Peter dem
Großen und dem Czarewitsch in Peterhof von JS'iko-
laus Ge (1871 gemalt) und eine Falkenjagd Iwans des
Schrecklichen auf Reiher bei Gewittersturm von
NiMaus Swertschkoff (1873 gemalt), legen wir keinen
Wert. Ein starkes nationales Gepräge haben da-
gegen das mit einer fast brutalen Energie gemalte
Historienbild von Wasili Polenoic, der heil. Nikolaus,
ein Bischof aus der Zeit Konstantins des Großen,
der auf einem Hinrichtungsplatze erscheint und das
Schwert des Henkers aufhält, das eben das Haupt
eines Gefangenen abschlagen will, eine alte Bettlerin
mit ihrem Kinde auf der Landstraße bei Regenwetter
von Iwan Tworoschnikoff (1S88), eine Roggenernte
von Gregor Miassojedoff, der Abschied eines Kon-
skribirten von seinen Angehörigen in einer Bauern-
hütte von Elias Repin (1880) und die Abreise der
Reservisten oder vielmehr die stürmischen Scenen
des Abschiedsschmerzes und des Trunkenheitsjubels
vor der Abfahrt des Eisenbahnzuges von Konstantin
Sawitxki. Aber auch bei diesen Bildern, von denen
letzteres am meisten Rasse und heimisches Kolorit,
Wildheit, hündisches Wesen und übertünchtes
Barbarentum aufzuweisen hat, ist zu beobachten, dass
der Inhalt und die Typen das Entscheidende für die
Beurteilung des künstlerischen Ursprunges sind, nicht
die malerische Darstellung, die selbst hier manchen
westeuropäischen Zug durchblicken läs.st.

ADOLF IWSEXBEEG.

ERFOLGE DES ISOCHROMATISCHEN

VERFAHRENS DER PHOTOGRAPHIE

IN ITALIEN.

Je mehr das Verfahren der Photographie sich
vervollkommnet, desto allgemeiner wird der große
Nutzen anerkannt, welchen sich dieselbe um die
bessere Würdigung und Erforschung der Kunstwerke
erworben hat. Dass auch in diesem Bereiche Italien
unter den civilisirten Ländern viel Löbliches bereits
zu leisten vermag, beweisen die Fortschritte mehrerer
Photographen, welche sich speziell mit der Aufnahme
der Kunstschätze des gesegneten Landes beschäftigen.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um die An-
wendung des isochromatischen Verfahrens, dessen
Vorteil bekanntlich darin besteht, vermittelst An-
wendung eines gelben Glases mit besondern Eigen-
schaften die Wiedergabe der Farben der Originale,
ungeachtet ihrer verschiedenen Qualitäten, in ihrem
richtigen Lichtwerte erzielen zu können.

Von italienischen Firmen, die sich solchen Auf-
gaben künstlerischer Art widmen, haben wir vor der
Hand vier zu erwähnen, die sich durch ihre Erzeug-
nisse hervorthun, nämlich: Carlo Marcozzi in Mailand,
die Gebrüder Alinari und Giacomo Brogi in Florenz,
endlich Anderson in Rom.

Die bereits vollendet vorliegenden Aufnahmen
der Mailänder Firma umfassen die im Museo Poldi-
Pezzoli aufbewahrten Gegenstände, sowie eine Reihe
der bedeutendsten Werke, die sich in der seit kurzem
dem Publikum zugänglichen Sammlung Borromeo
befinden. Es sind darunter nicht nur viele vorzüg-
liche Gemälde, namentlich aus der lombardischen
Schule, sondern mehrere recht interessante Skulptur-
werke aus der Renaissancezeit.') Was die Brera-
galerie anbelangt, so beweisen vornehmlich die treff-
lichen Photographien nach den neuen Erwerbungen,
den Gemälden von Gaudenzio Ferrari und von Paris
Bordone, die Meisterschaft der Firma Marcozzi iu
diesem Zweige ihrer Thätigkeit.

In Florenz hat sich ein erwünschter Wetteifer
entsponnen in der Wiedergabe der Schätze der be-
kannten öffentlichen Sammlungen zwischen den
Photographen Alinari und Brogi. Es stehen somit
dem Publikum eine beträchtliche Anzahl von Ab-
bildungen in verschiedenen Formaten zu Gebote,
welche an Reinheit und Bestimmtheit der Ausführung

1) Ein Teil davon wurde von mir zur lllustrirung <ll"'s
Artikels über diese Sammlung benutzt, welcher kürrii<* "'
der italienischen Zeitschrift Archivio Storico dell' Arte er-
schienen is-t.
 
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