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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Graus, Johann: D. Pfenning
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0286

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN

Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IL Jahrgang.

1890/91.

Nr. 32. 6. August.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

An die Leser!

Das elfte Heft der Zeitschrift für bildende Kunst und des Kunstgewerbeblattes
konnte wegen technischer Hindernisse nicht am 6. d. Mts. erscheinen und wird daher
am 19. d. Mts. ausgegeben.

Die Verlagsbuchhandlung.

D. PFENNING.

In dem kürzlich erschienenen Buche über die
Nürnberger Malerschule von Henry Thode findet
sich ein Bild von D. Pfenning reproduzirt und
besprochen, welches im Belvedere zu Wien hängt
und den Vergleich mit dem größten mittelalterlichen
Malwerke herausfordert, das wir in Steiermark be-
sitzen. Beide sind figurenreiche Darstellungen der
Kreuseigtmg Christi; das Wiener Bild, vom Jahre
1449 datirt, ist als ein Werk D. Pfennings bezeichnet
durch die Umschrift in der Bordüre der Satteldecke
eines Reiterpferdes im Vordergrunde der Menge,
welche das Kreuz des Herrn umgiebt. Das Grazer Bild
weist aber so viel verwandte Züge mit dem Gemälde
Pfennings vom Belvedere auf, dass man nicht um-
hin kann, es für ein und zwar ausgezeichnetes Werk
dieses nämlichen Mains zu halten.

Über das Kreuzigungsbild D. Pfennings im Bel-
vedere schrieb 1862 Schnaase in den „Mitteilungen
d. k. k. Centralkommission" (Jahrg. VII, S. 209),
wiederholt in seiner Kunstgeschichte Band VIII,
S. 177, ferner IL Janitschek in seiner ,Geschichte
der deutschen Malerei" (S. 300). Das Grazer Bild,
welches früher im Hoforatorium, jetzt im Chore der
Dorakirche aufgemacht hängt, beschrieb ich im
Kiiclicnschmuck 1879, S. 90. Auf meine Veran-
lassung besichtigte dasselbe der verewigte Hofrat

Dr. Eitelberger und schrieb ausführlich darüber im
Repertorium für Kunstwissenschaft 1882 (S. 318-327).

Das Grazer Bild, auf eine große Holztafel
von. 2,75 m Breite und 2,69 m Höhe in Tempera-
technik gemalt (neuestens von Direktor H. Schwach
in Graz gut restaurirt), war ohne Zweifel das Mittel-
stück (Schrein) des alten Hoclialtars der von Fried-
rich IV. 1438- 1456 erbauten „Hof- und Domkirclie
~u Graz;" es ist auch von der Rückseite bemalt,
trägt die Jahreszahl 1457, fixirt also gerade die
nächste' Zeit nach der Bauvollendung, und muss zur
Einweihung der Kirche vom kaiserlichen Bauherrn
bestellt worden sein. Vielleicht ist es das größte
Werk D. Pfennings, mit dessen sicher bezeichnetem
Belvedere-Gemälde es die auffallendsten Analogien
enthält. Eine gute Photographie des Wiener Bildes,
von Löwy gefertigt, erlaubte mir die verlässliche
Vergleichung beider Malwerke, zu der mein werter
Freund Dr. Alfred Schnerich mir noch mehrere
Beiträge lieferte.

Das Grazer Dombild, acht Jahre nach dem
(1,79:1,68 m messenden) Wiener Kreuzigungsbilde
gemalt, giebt unstreitig von Fortschritten Zeugnis,
welche der Künstler seit dem Wiener Bilde machen
konnte; die Komposition ist nach beiden Seiten er-
weitert, die Gruppirung in mancherlei Punkten
von rechts nach links umgedreht, die Charaktere
und Gefüldsmotive sind weit besser zum Ausdruck
 
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