Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die zweite Konkurrenz um das Kaiser Wilhelm-Denkmal für Berlin
DOI Artikel:
Nautilus: Dingers Kupferstich der Aurora von Guido Reni
DOI Artikel:
Bücherschau / Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0296

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
579

Dingers Kupferstich der Aurora von Guido Reni. — Bücherschau.

580

geschlossene Säulenhalle, deren innere Wand für

Gemälde bestimmt ist.

Eine Vereinigung der Schniitzschen Architektur

mit dem Schillingschen Bildwerk würde jedenfalls

das wirkliche künstlerische Ergebnis dieser wenig

ersprießlichen Konkurrenz zu richtigem Ausdruck

bringen.

ADOLF BOSENBEBQ.

DINGERS KUPFERSTICH DER AURORA
VON GUIDO RENI.

Wenn der Name Guido Reni's ausgesprochen
wird, denkt jeder zunächst wohl an sein berühmtes
Werk, die Morgenröte, die mit Blumen in der Hand
dem Sonnengott« vorausfliegt. Seine hohen Vor-
züge, gegen die einige kleine Schwächen gar nicht
ins Gewicht fallen, haben schon oft zur Nachbildung
gereizt. Stiche von R. Morghen, Preisler, Burger,
ein Farbendruck von Seite, unzählige Photographien
haben sich über die Welt ergossen. Fritz Dinger
ist seit 1S85 damit beschäftigt gewesen, das reizvolle
Linienspiel des „vollkommensten Gemäldes zweier
Jahrhunderte", wie es Burckhardt nennt, mit dem
Stichel wiederzugeben und seine Farbenharmonie
wenigstens anzudeuten. Dies Ergebnis sechsjährigen
Fleißes darf um so freudiger willkommen geheißen
werden, als es mit seinen älteren Rivalen erfolgreich
wetteifert und sie in einigen Stücken übertrifft. Der
große Farbendruck steht an künstlerischem Wert
hinter allen Stichen des Gegenstandes zurück, wegen
der mangelhaften, verwaschenen Zeichnung, die sich
darin kundgiebt. Vergleicht man Burgers Arbeit
mit der jüngsten, so findet man, dass Dinger in der
Betonung der Gegensätze weiter gegangen ist; die
Skala von Licht und Schatten ist bei dem neuesten
Stiche beiderseits um einige Töne reicher. Es zeigen
sich auch sonstige Verschiedenheiten, doch sind das
mehr solche der Auflassung, die eben die Wieder-
gabe zu einer völlig selbständigen, individuell ge-
würzten machen. Am deutlichsten tritt dies hervor
bei dem Kopfe der Aurora, dessen untere Partie bei
Dinger fast ein wenig zu voll erscheint Ungemeinen
Fleiß hat der Stecher auf die Durchbildung der
Einzelheiten verwandt: die Behandlung der Gewaud-
und Fleischpartien zeigen den gereiften Künstler, der
die strenge Regelmäßigkeit des Linienstiches jahr-
zehntelang gepflegt hat.

Guido Reni's Aurora bleibt ewig jung, kein
Schatten des Alters haftet ihr an, kein spezifisch
italienisches Blut fließt in diesen Gestalten. Das
"üd ist so sehr der reinen Schönheit nahe, dass es

in der ganzen Welt und heute so gut wie zur Ent-
stehungszeit genossen werden kann. Es geht diesem
Kunstwerke wie den Raffaelischen Madonnen. So
lange Leinwand und Farben halten, gelten diese
Formen, diese Farbenakkorde, so lange wird es eine
lohnende Aufgabe für den Stecher sein, diesen Wohl-
laut der Linien nachzubilden. Keiner kunsthistori-
schen Notiz, keiner Vergleichung mit Vorläufern,
Zeitgenossen oder Nachlebenden bedarf dies Erzeug-
nis einer bevorzugten Künstlerseele. Die Fehler, die
ihm etwa anhaften, haben seiner Jugend nicht ge-
schadet. Und so haben wir dem Künstler zu danken,
der der Welt gerade ein solches allenthalben wir-
kendes Erzeugnis einer hohen Kunst durch eine
emsig durchgearbeitete Nachbildung aufs neue zu-
gänglich macht, und so sein redlich Teil beiträgt an
der Erziehung zum Kunstgenüsse. NAUTILUS.

BÜCHERSCHAU.

Gustavo Frizzoni, Arte italiana delrinascimcnto. Saggi
critici. Con 30 tavole in fototipia. Milano 1891,
Fratelli Dumolard. 393 S. kL 4. 11 Lire.
Durch die vorliegende Publikation ist die Kunst-
geschichte um ein nach Inhalt wie Ausstattung gleich
vortreffliches Werk bereichert worden. Ist auch den
Fachmännern der hier gebotene Inhalt aus früheren
Veröffentlichungen des geschätzten Autors im wesent-
lichen bekannt, so werden doch auch sie, gleich dem
weiteren kunstliebenden Publikum, es mit Freuden
begrüßen, dass der Verfasser sich entschlossen hat, eine
Reihe von Studien, die sich zum Teil in schwer zu-
gänglichen Fachzeitschriften verbargen, hier in neuer
Überarbeitung und bereichert durch vortrefflich ge-
lungene phototypische Abbildungen von neuem zu-
gänglich zu machen.

Das anziehend geschriebene Werk umfasst fünf
große Abhandlungen. — Die erste Studie gilt einem
lange in sagenhaftes Dunkel gehüllten Gebiet, der
neapolitanischen Kunst im Zeitalter der Renaissance.
Eine Aufgabe, deren Lösung jeder dankbar aner-
kennen wird, der da weiß, wie spärlich bisher die
Quellen flössen, aus denen wir einzelne dürftige Nach-
richten über die Kunstzustände jener Stadt zur Zeit
der höchsten Blüte italischer Kunst und Kultur zu
schöpfen vermochten, und wie fast bis zur Unkennt-
lichkeit der ganze Boden, den es hier zu durch-
forschen galt, mit dem wilden Gestrüpp haltloser
Hypothesen und den Auswüchsen einer üppigen
Phantasie kritikloser Lokalschriftsteller tiberwuchert
war. Erst in neuester Zeit hat auch hier der
 
Annotationen