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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Vollbehr, Th.: Kunstausstellung in Nürnberg, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0011

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9

Kunstlitteratur. — Todesfälle.

III

Gesamtwirkung gebracht. Aus diesen frohbewegten
Schaustellungen atmet die ganze Daseinsfreude einer
kräftigen, schönheitsfreudigen Zeit. Der Romantik,
modernes Leben in dem altertümlichen Rahmen der
Stadt zu malen, geht Paul Ritter geflissentlich aus
dem Wege. Seiner Liebe zur Heimatstadt fehlt alle
Sentimentalität, er träumt sich nicht bei epheu-
umsponnenen Mauerresten in eine entschwundene
Zeit zurück, sondern er reißt den Epheu herunter,
baut Zerfallenes und Zerstörtes wieder auf und erweckt
die stolze alte Zeit zu lebendigem Dasein.

Fr. Carl Mayer huldigt einem gleichen Streben,
doch überwiegt bei ihm die Freude am architek-
tonischen Reiz. Seine Patrizier und seine ehr-
würdigen Frauen sind eine freundliche Staffage
ernster, weihevoller Dome und schattiger Höfe, die
er mit liebevoller Peinlichkeit und doch mit er-
freuender Wärme zur Darstellung bringt. Mehr
noch gilt dies von der außerordentlich wirkungsvoll
gemalten ,Treppe aus dem Schloss in Schleißheim"
des verstorbenen Meisters Adolf Gnauth. Die neu
erwachte Freude an reichen Formen und leuchtenden
Farben, die vor wenig Decennien von Wien aus die
Welt durchzog, hat hier die menschliche Gestalt
völlig zur Nebensache gemacht. Wie groß dieser
Umschwung des künstlerischen Empfindens war,
zeigt am besten ein Blick auf die Werke Joh. Ad.
Fleins, der ein trefflicher Repräsentant der Nürnberger
Kunst in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ist.
Eine freundliche Genügsamkeit, ein anspruchsloser
Friede weht uns aus diesen Darstellungen an. Der
Mensch und die Haus- und Lebensgenossen des
Menschen, Pferde und Rinder, werden mit emsigem
Pinsel gezeichnet. Alles Beiwerk wird mit treuer
Gewissenhaftigkeit ausgeführt und zu freundlich-
schlichter Wirkung zusammengestimmt. Der zeich-
nerische Reiz überwiegt den malerischen eben so
sehr wie die photographische Treue die innere
Stimmung. Wie anders die zierlichen Gemälde
Louis Brauns! Mag er das Treiben bei einer Hopfen-
ernte oder den Marsch Gustav Adolfs nach Nürn-
berg schildern: den Bildern eignet immer die diskrete
Vornehmheit Meissoniers, eine geschlossene, warme
Stimmung beherrscht und verschleiert die Minutien
der Zeichnung. (Schluss folgt.)

KUNSTLITTERATUR.

B,— In London steht zur Zeit die Ausgabe von zwei
Praehtwerken bevor, welche für das ältere Kunstgeweibe von
größter Bedeutung sein werden. Das eine ist der Katalog
''er Ausstellung von Büchereinbänden, welche im ver-
flossenen Sommer in dem Burlington Fine Arts Club in Lon-

don stattfand. Den musterhaften früheren Publikationen
dieser Gesellschaft wird sich dieses neue Werk, welches mit
zahlreichen Abbildungen in Lichtdruck und einzelnen far-
bigen Blättern ausgestattet wird, mindestens ebenbürtig an-
schließen. Die Bedeutung desselben wird noch dadurch ge-
steigert, dass keine öffentliche Sammlung oder Bibliothek
auch nur entfernt so reiche Schätze an Bucheinbänden aller
Zeiten und aller Arten besitzt, wie sie hier aus englischem
Privatbesitz zusammengetragen werden. Auf die Publikation
kann nur bei dem Sekretär des Klubs (17. Saville Kow. W.)
subscribirt werden. — Eine zweite, noch reicher ausgestattete
Veröffentlichung veranstaltet Henry Wallis von den Persi-
schen Fayencen des 12. Jahrhunderts in der Sammluny Ood-
man. Mr. F. Du Cane Godman in London besitzt die
reichste und wertvollste Sammlung persischer Kunst; seine
Sammlung persischer Fayencen ist bedeutender als der Be-
sitz aller Museen zusammen genommen. Aus dem Schatz
dieser Sammlung hat Mr. Wallis, der sich durch seine
„Persian Notes" mit ihren musterhaften farbigen Abbildungen
aufs vorteilhafteste als Forscher auf diesem Gebiete einge-
führt, hat, eine besonders interessante Abteilung zur Publi-
kation ausgewählt: die glasirten Thongefälle des 13. Jahr-
hunderts, die uns erst seit kurzem durch Funde bei Aus-
grabungen in Persien bekannt geworden sind. Dieselben
charakterisiren eine Blüte der persischen Fayencekunst, die
selbst der glänzenden Kunst des 17. Jahrhunderts noch über-
legen ist. Der Band, dessen Ausgabe täglich erwartet wird
enthält 24 chromolithographische Tafeln und mehr als 200
einfarbige Abbildungen.

TODESFÄLLE.

F. 0. S. liosa f. Über den jüngst verstorbenen General-
inspektor im Ministerium des öffentlichen Unterrichts, Be-
amter der Generaldirektion für Museen und Ausgrabungen,
Senator Pietro Rosa in Rom erhalten wir folgende Notizen:
1820 in Rom geboren, hat sich Rosa namentlich durch seine
unter Napoleon III. 1801 begonnenen, später von der italieni-
schen Regierung fortgesetzten Aufdeckungen der Ruinen der
Kaiserpaläste am Palatin und des Forums, durch seine Karte
des alten Latiuin, seine Ausgrabungsberichte (in den Publi-
kationen des kaiseil, deutschen Archäologischen Instituts
und der rolazionc sulle scoperte archeologiche della citta e
provincia di Roma) und sonstige archäologische Arbeiten ein
bleibendes Verdienst erworben

**,, Der niederländische Architekturmaler Johannes
Dosboom, der zumeist Kircheninterieurs in Öl und Aquarell
gemalt hat, ist am 14. September, 74 Jahre alt, im Haag
gestorben.

„,% Der französische Landscha ftsmaler Narcisse Bereitere
ist am 20. September, 72 Jahre alt, in Paris gestorben. Er
hat sich besonders durch Landschaften aus dem Orient
(Egypten, Syrien, Palästina) bekannt gemacht.

„% Der schweizerische Bildhauer Vinccnxo Vcla, der
Schöpfer der Tellstatue und der Desolazioue (des trauernden
Italiens) in Lugano und des Correggio-Denkmals in Correggio,
ist am 3. Okt. in seinem Geburtsort Ligornetto bei Bellin-
zona, 69 Jahre alt, gestorben.

F. 0. S. Florenz. Am 9. September verschied auf seiner
Villa bei Florenz im Alter von 70 Jahren Ubaldino Peruzxi.
Einer sehr reichen und alten toskanischen Familie entstam-
mend, 1S22 geboren, war er schon 184S Gonfaloniere von
Florenz, später mehrmals Minister der öffentlichen Arbeiten,
einmal des Inneren, um dann von neuem wieder die Leitung
der städtischen Verwaltung als Bürgermeister von Florenz.
 
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