Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

DOI Artikel:
Meyer, Alfred Gotthold: Die dritte Münchener Jahresausstellung, [1]
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0026

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
39

Kunstlitteratur.

40

ablieben; plastische Wolkenmassen auf tiefblauem
Grund über einem mit Baumriesen besetzten Berg-
gipfel! Aber die Natur bietet selbst bei uns solche
Bilder, in denen die Farben in so scharfen Gegen-
sätzen nebeneinander stehen, und solche Natur-
stimmungen sind sicherlich reizvollere Aufgaben für
die Kunst, als etwa die Grabhügel des virtuosen
Stuttgarters Otto Beininger. Dass diese schottischen
Landschaften bisweilen — wie /. C. Noble's Park mit
seinen tiefpurpurnen Blumenbüschen — unmittelbar
an Böcklinsche Farbenphantasien gemahnen, wird

man doch am wenigsten tadelnd hervorheben können!

(Fortsetzung folgt.)

KUNSTLITTERATUR.

x. — Von den Ilandzeichnungen alter Meister im legi.
Kupferstichkabinett zu München, herausgegeben von W.
Schmidt ist die siebente Lieferung in der Verlagsanstalt für
Kunst und Wissenschaft in München erschienen. Die Mappe
enthält je ein Blatt von Holbein d. ä., Amberger, Christ.
Schwarz, Neufehätel, Rubens, Alb. Cuyp, Huysum, Masaccio,
Dom. Ghirlandajo, Gozzoli, Montagna, Bugiardini, Sogliani,
Parmeggianino, Nie. und Gaspard Poussin, zweiBlatt von Andrea
del Sarto und Jan Both und drei Blatt von Hans Burgkmair.

Rd. — Hannover. Die Verwaltung des Kestnermuseums
hat soeben die erste Abteilung seines „Führers" heraus-
gegeben, welcher die ägyptischen, griechischen, etruskischen
und römischen Altertümer umfasst. Derselbe will, wie die
Vorrede sagt, „in die historische und ästhetische Würdigung
der Sammlung einführen". Er ist also im Sinne der Ber-
liner Museumsführer abgefasst, die in ihrer Art Muster-
leistungen sind. Man ist sich wohl heute darüber klar, dass
dies die einzig richtige Methode ist, dem großen Publikum
das Verständnis für Kunstsammlungen näher zu bringen.
Die gänzlich nutzlose Aufzählung des gesamten Bestandes
einer Sammlung — natürlich ist hier nicht von wissen-
schaftlichen Katalogen die Rede — wie es viele kleinere
Museen zu thun pflegen, ist gänzlich wertlos. Selten ist
wohl ein Museum so glücklich, wie das Kestnermuseum,
einen Überblick über die ganze große Kunstentwickelung
von der ägyptischen Zeit bis in das vorige Jahrhundert geben
zu können. Durch die Vereinigung der beiden Sammlungen
Kestner und Culemann, die sich in seltener Weise ergänzen,
ist dies allein möglich geworden. Zu beklagen wird es ja
immer und immer wieder bleiben, dass man sich in Hannover
nicht hat entschließen können, alle Sammlungen unter einer
leitenden Hand zu vereinigen: man hätte in Hannover ein
Museum erhalten, wie kein zweites in einer deutschen Stadt!
Aber auch so dürfte es möglich sein, wenn bei Abfassung
der Führer durch die verschiedenen Museen, Rücksicht auf
die anderen genommen wird, die getrennten Sammlungen
möglichst einheitlich nutzbar zu machen. Das Kestner-
museum macht den Anfang mit seinem sehr zweckmäßigen
Führer, dessen kurze und klare Einleitungen und Dar-
legungen, die sich meist auf ganze Gruppen beziehen und
das Einzelne nur soweit nötig heranziehen, sicherlich die
Teilnahme und Interesse des Publikums für das Institut er-
weitern werden. Bei aller Kürze enthalten diese Einleitungen
eine Fülle von Belehrung und gerade diese erste Abteilung
umfasst das Gebiet, auf dem der Herausgeber besonders zu
Hause ist. Es ist nicht zu bezweifeln, dass sich derselbe

bei der Bearbeitung der weiteren Hefte auch in die späteren
Zeiten hineinarbeiten und sich vor allem nicht bei einem
gelegentlichen kleinen Katalog nur durch Untersuchungen über
„Wahrheit und Dichtung" irre machen lassen wird. Wenn
man mehrere Tausend Objekte inventarisiren, herrichten,
aufstellen, bezetteln und sich dabei in zum Teil neue Ge-
biete einarbeiten muss und sich dann bei einem halben
Dutzend Stücken irrt, dann braucht man an seiner Kenner-
schaft noch nicht zu verzweifeln und sich am wenigsten
von denen Vorwürfe machen zu lassen, die sich über ihre
angebliche Kennerschaft auch erst noch zu legitimiren haben-
Tours et tourelles historiques de la Belgique,

d'apres les aquarelles de Mr. Jean Baes, architecte.

Bruxelles, E. Lyon Claesen. Fol.
» Ein Stadtbild ohne Turm sieht aus wie ein gesatteltes
Pferd ohne Reiter. Wiener-Neustadt ist nicht wieder zu er-
kennen, seit man die Türme seiner Hauptkirche niedergelegt
hat. Und die Kasseler haben ganz recht, endlich energisch
für diesen höchsten Reiz ihrer lieblichen Stadt Sorge zu
tragen. Noch mehr die Belgier, wenn sie stolz sind auf den
Reichtum des Landes an Türmen und Türinchen, den Ver-
kündern ihrer kommunalen Tüchtigkeit und ihres alten
Kunstruhmes. Der pittoreske, oft in wunderlichen Launen
sich emporgipfelnde Stil dieser spitzen, kugeligen, durch-
brochenen, gebauchten, in bunten Farben leuchtenden Helm-
zierden der Kirchen und Rathäuser ist so recht der Aus-
druck des flotten, beweglichen, malerisch gestimmten Volks-
geistes. Den schlanken Rathausturm von Brüssel, die kühne
Turmpyramide der Kathedrale von Antwerpen, die Türme
von Löwen, Ypern, Gent, Brügge u. s. w., wer kennt sie
nicht und trägt sie nicht im Andenken als unvergessliche
Erinnerungen an die kunstreichen belgischen Städte? Es
war daher ein glücklicher Gedanke des Architekten Jean
Baes in Brüssel, die Türme Belgiens zum Gegenstande seines
Spezialstudiums zu machen. So entstanden mehrere Dutzend
Aquarelle, welche dem Künstler wegen ihrer zugleich natur-
wahren und reizvollen Ausführung verschiedene Auszeich-
nungen, in Paris u. a. 1885 eine goldene Ausstellungs-
medaille eingetragen haben. Die Verlagshandlung von Lyon-
Claesen in Brüssel führt uns fünfzig dieser Blätter in virtuos
behandelten Farbendrucken vor, die wir namentlich Malern
und Kunstfreunden wärmstens empfehlen können. Sie finden
darauf die ganze Musterkarte von Formen beisammen, in
welchen die Turmphantasie der alten Befl'roierbauer sich er-
gangen hat, und zwar nicht in der abstrakten und farblosen
Darstellung, wie sie den meisten unserer architektonischen
Sammelwerke eigen ist, sondern in lebensvoller malerischer
Wahrheit. Die Auswahl reicht vom Mittelalter bis in die
neueste Zeit. — Das Werk ist I. K. H. der Grätin von Flandern
zugeeignet.

Ölbilder und ätherische Öle von Dr. Franz. 8. Leipzig
1891, Verlag zum Greifen.
J. L. Der Verfasser bekämpft den in der modernen
Malerei so häufig angewendeten sterilen französischen Lack
und fordert zur Umkehr zu den weichen ätherischen Harz-
ölen auf, welche als dehnbare Medien die Farbe nicht zer-
reißen und das Kolorit frisch und leuchtend erhalten. In
ausführlicher Weise werden die Übelstände erörtert, welche
durch das überhastete Ausstellen der halbtrockenen und
schon mit Schellackfirnissen überzogenen Ölbilder hervor-
gerufen werden, und gezeigt, wie das öftere Auftragen der
harten Lacke dieselben systematisch zu Grunde richtet. Auch
hinsichtlich der Restaurirung alter Gemälde enthält das
Büchlein manchen schätzenswerten Wink. Dem Verfasser
steht bei seinem gründlichen Studium der einschlägigen
 
Annotationen