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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Vom Christmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0071

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERAUSGEBEK:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 8. 17. Dezember,

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstclironik gratis. — Inserate, ä 80 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

VOM CHRISTMARKT.
II.

Die sehnsuchtsvolle Stimmung des Mignonliedes
umfängt uns noch, wenn wir das Allerssche Werk
aus Capri zuklappen und damit dem „Lande, wo
die Citronen blühen", Valet sagen. Doch dürfen wir
gleich im selben Liede fortfahren:

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg —

und kommen damit auf die Sammlung von „Alpen-
Umdschaften", die der Verlag von J. J. Weber unter
einer Decke in großen Holzschnitten vereinigt hat.
Er hat damit gewiss einen guten Griff gethan, denn
das „steigende" Interesse an der Natur breitet sich
von Jahr zu Jahr mehr aus. Sowohl die. welche
alle Jahr wenigstens einmal dem Euphorion zu glei-
chen sich mühen, als auch die, die lieber im Geiste
klettern und ihr sterblich Teil nicht so hoch über
den Qualm der Niederungen zu erheben wagen, wer-
den sich an der erhabenen Majestät dieser einsamen
Höhenpunkte erfreuen. Ein Teil der unendlichen
Poesie, die im Weltall waltet, spricht uns daraus an,
die Ewigkeit der Materie lagert über diesen unver-
änderlichen Gipfeln und dämpft den Stolz, die Eitel-
keit und alle niederen Empfindungen. Es sind Mo-
numentalblätter aus dem Buche der Natur, die feier-
lich und erbaulich wirken auf alle Herzen, die den
Zauber der kaltstillen Höheneinsamkeit der Gletscher-
welt jemals durchempfunden haben.

Zu den Sammlungen großer guter Holzschnitte
aus illustrirten Blättern zählt noch die „Büdermappe
für Kunstfreunde"-, die eine Reihe der vortrefflich-
sten Darstellungen aus der Gartenlaube in bester

Ausstattung zu sehr mäßigem Preise (10 Mark, Ernst
Keils Nachfolger) in sich vereinigt. Auch hier be-
gegnen uns Hochgebirgslandschaften, doch herrscht
darin das Genrebild und die Haupt- und Staatsaktion
vor. Unter den Schnitten sind viele technische Mei-
sterwerke; einzelnes anzuführen müssen wir uns ver-
sagen. Alle Arten von Kunst sind darin vertreten,
für jeden Geschmack und reichsten Wechsel ist ge-
sorgt. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Zeit-
schrift „Moderne Kunst", deren Entwickelung wir
jedes Jahr mit Vergnügen verfolgt haben. Mit der
Zunahme der Verbreitung wächst auch der Reich-
tum des Inhalts, der sich längst nicht mehr auf das
Bild und kleine erläuternde Texte dazu beschränkt,
sondern selbständige litterarische Kunstwerke bietet
und illustrirte Seitenblicke auf das Kunstleben, das
Theater, die Schriftstellerwelt u. s. w. wirft. In dem
Bestreben, die Farbe zur Erhöhung der Wirkung
in immer reicherem Maße herbeizuziehen, hat der
Verleger immer bessere Erfolge erzielt, und die kürz-
lich erschienene Weihnachtsnummer wetteifert mit
den besten derartigen ausländischen Erzeugnissen.
Zu der gleichen Kategorie von Prachtwerken, in
denen nicht nur die Kunst „ziehen" soll, sondern
auch noch der Pegasus angeschirrt worden ist, ge-
hört das neue prächtige, überreich ausgestattete
Buch „Im Zauber der Dichtung" herausgegeben von
Dr. Theden (Verlag des Universums), das neben
Holzschnitten einige zarte Lichtdrucke der gefällig-
sten Art von Beyschlag, Kaulbach, W. Friedrich,
F. Simm u. A. in einem höchst eleganten Einbände
mit romantischer Mondscheinlandschaft in Rokoko-
umrahmung aufweist. Die Auswahl der Lyrik ist
von geläutertem Geschmacke bestimmt worden; die
 
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