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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Lampel, Adolf: Die Monogramme Jesu Christi
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0091

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169

Todesfälle. — Konkurrenzen. — Personalnachrichten.

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welches in goldenen Buchstaben und von einer
strahlenden Sonne wie von einem Heiligenscheine
umgeben dargestellt war, zur Verehrung für die An-
dächtigen ausstellte. Wegen dieser Neuerung wurde
der Prediger zwar beim päpstlichen Stuhle verklagt,
Papst Martin V. billigte aber dessen Vorgehen, und
so wurde dieses Monogramm, welchem später noch
ein Kreuz hinzugefügt wurde, besonders heilig ge-
halten und endlich zum Hauptsymbol des Ordens
der Gesellschaft Jesu erhoben.

Dieses Monogramm Jesus ist aber auch, wie
bereits oben angedeutet worden, für die Konstan-
tinische Vision herangezogen und ihm die Bedeutung
der Worte: In Hoc Signo gegeben worden. Wie
dies geschehen, kann vielleicht auf folgende Weise
erklärt werden:

Auf dem Kreuze der Vision Konstantins hatten
nach dessen Aussage die Worte tocti^ vixa d. h.
durch dieses siege, gestanden. Wollte man diese
Worte in die im Abendlande damals übliche lateinische
Sprache übersetzen, so hätte man diese wörtlich nur
mit: hoc vince wiedergeben können, man übersetzte
aber dem Sinne nach, und gebrauchte als Worte
nicht Hoc Signo (sc. vince) d. h. durch dieses Zeichen
(sc. siege), wie auf den Münzen des Vetranio und
Gallus (siehe oben) zu lesen, sondern In Hoc Signo
d. h. In diesem Zeichen. Da nun die griechischen
Buchstaben iota und eta des bereits vorhandenen
und bekannten Monogrammes Jesus IIIS in den
Charakteren der Kursivschrift mit den großen Buch-
staben des lateinischen Alphabets III ganz gleiche
Gestalt haben, so waren die Zeichen des Monogramms
Jesus IHS als Anfangsbuchstaben für die Worte
der Konstantinischen Vision: In Hoc Signo höchst
verwendbar und hierzu förmlich prädestinirt. Bei
dem Ansehen, welches die Konstantinische Vision
allgemein gewann, trat der griechische Charakter
des Monogramms Jesus zunächst in den Hintergrund
und kamen dessen Zeichen mehr als lateinische Buch-
staben der Worte In Hoc Signo zur Geltung. Ja,
man ging, da man jetzt wirkliche lateinische Buch-
staben vor sich hatte, endlich dazu über, das Mono-
gramm auch mit kleinen lateinischen Buchstaben i h
und mit gotischen Buchstaben i jj *? zu schreiben,
welche mit den früheren großen griechischen Buch-
staben iota und eta auch nicht die entfernteste Ähn-
lichkeit mehr haben, wodurch der Charakter des
ursprünglich griechischen Monogramms Jesus voll-
ständig verwischt wurde.

Fast wie eine Spielerei ist anzusehen, dass man
in Analogie dieses Buchstabenwechsels auch das

i Monogramm Christi, statt mit den griechischen Buch-
staben A" und P, wie wenn es lateinische Buch-
staben wären, mit den kleinen lateinischen Buch-
staben x p schrieb, welche für das Monogramm
Christi, das doch nach wie vor durch diese Buch-
staben dargestellt werden sollte, als Buchstaben
eigentlich gar keinen Wert mehr hatten, und daher
ebenso gut durch andere beliebige Zeichen und Hiero-
glyphen hätten ersetzt werden können.

Nach vorstehenden Ausführungen dient also
das Zeichen IHS beiden Zwecken, sowohl das Mono-
gramm Jesus darzustellen, also auch an das Kreuz
der Vision des Kaisers Konstantin zu erinnern.

Über das dritte Monogramm Jesus Christus ist
Bemerkenswertes nicht weiter hervorzuheben.

TODESFÄLLE.

t% Der Erxgießer Hermann Howaldt, der Sohn des
18S3 gestorbenen Professors Georg Howaldt, der die Kunst
in Kupfer zu treiben wieder belebt und mit großem Erfolge
geübt hat, ist am 3. Dezember in Braunschweig an den
Folgen eines unglücklichen Sturzes in seiner Werkstatt ge-
storben. Aus der Zeit, während welcher Hermann Howaldt
die Gießerwerkstatt selbständig geführt hat, stammen u. a.
das Siegesdenkmal in Braunschweig, das Kriegerdenkmal in
Weimar, die Standbilder von Gauß, Joh. Sebastian Bach,
die Atlasgruppe des Hauptgebäudes des neuen Bahnhofs zu
Frankfurt a. M. u. a. m. Vollendet wurde von ihm vor
wenigen Wochen der Guss des für Leipzig bestimmten Stand-
bildes Mendelssohn-Bartholdys; verunglückt ist der unermüd-
lich thätige Künstler bei der Ausführung einer Nike-Figur,
welche den Giebel des neuen Kunstgewerbemuseums in Dres-
den krönen soll.

KONKURRENZEN.

%* Die Preisrichter für die Entwürfe xum Bau des
Kaiser Wilhelm-Museums in Crefeld haben die 05 Entwürfe,
welche von Architekten aus allen Teilen Deutschlands ein-
gereicht waren, ihrer Begutachtung unterzogen. Von den
fünf Preisrichtern waren vier, Professor Ende-Berlin, Gehei-
mer Oberregierungsrat Lüders-Berlin, Professor Hubert Stier-
Hannover und Baurat Pflaume-Köln erschienen. Wie die
Crefelder Ztg. berichtet, beschloss das Preisgericht einstim-
mig, den ersten Preis von 4000 M. nicht zu erteilen. Der
zweite Preis von 3000 M. wurde dem Entwürfe mit dem
Motto „Artibus", welcher von den königlichen Bauräten
E. Oiese und B. Weidner in Dresden eingereicht war, zuer-
kannt; der dritte Preis von 1500 M. dem unter dem Motto
„Pallas" eingereichten Entwürfe, welcher von den Architek-
ten Werdelmann und Hennig in Leipzig stammt.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Von der Berliner Kunstakademie. Zu Ehrenmit-
gliedern der Kunstakademie sind Graf Adolf Friedrich von
Schock in München und der erste ständige Sekretär der Aka-
demie, Geh. Regierungsrat Dr. Karl Zöllner, letzterer aus
Anlass seines 70. Geburtstages, gewählt und bestätigt wor-
' den. — Der große Staatspreis der Akademie, der in diesem
Jahre für den Wettbewerb in der Architektur bestimmt war,
 
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