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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Ein neues Buch, ein neuer Verein, eine neue Zeitschrift, ein neues Gebiet der Sammelwut
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Verschiedenes / Inserate
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217

Todesfälle. — Personalnachrichten. — Vereine und Gesellschaften.

218

ratur, Kultur und Kunstgeschichte, wie sie Grote,
Velhagen & Klasing, Hirth, Seemann, Spemann u. a.
ins Leben gerufen, sind, trotz ihrer oft beispiellos
billigen Preise, doch immer noch in relativ wenig
Häusern zu finden. Wenn man dagegen hält, was
in Frankreich erscheint und wie diese Werke aus-
gestattet sind, dann fragt man sich immer, wie ist
das möglich. Und die Antwort lautet: der gebil-
dete Franzose kauft Bücher, der gebildete Deutsche
nicht! Es ist geradezu erstaunlich, in wie wenig
sog. besseren Häusern, d. h. in Kreisen, welche die
Träger der Bildung sein sollten, man einigermaßen
ansehnliche Bibliotheken trifft. Die elenden Klas-
sikerausgaben stehen oft noch von der Gymnasial-
zeit des Hausherrn da, und die ehrbare Hausfrau
bringt etzliche französische und englische Anthologien,
auch Julius Wolffs unsterbliche Poesien, allenfalls
den Ekkehard und Trompeter von Säkkingen mit,
und dann ists aus. Und das heißt eine Bibliothek.

Aus der Bibliothek
Jota. Wolfg-ang v. Goethe's.

1

Mit den Einbänden sieht es vielleicht noch trau-
riger aus: dafür fehlt anscheinend in Deutschland
das Verständnis vollständig. Der elendeste Papp-
band mit Papierschild genügt den meisten „Biblio-
theksbesitzern", höchstens ein schief gedruckter Gold-
titel; Halbleinen ist schon Luxus und die Kaliko-
bände der Klassikerausgaben gelten als Zierden jeder
Bibliothek. „Für 30 Mark eine ganze klassische
Hausbibliothek — in 16 reich vergoldeten Pracht-
bänden" lauten die Weihnachtsinserate; es ist zu
verwundern, dass nicht dabei steht: „bei 3/4 Meter
Länge und vergoldetem Rücken. Jede gute Biblio-
thek sollte zum mindesten Halbfranz gebunden sein,
bessere Bücher in Ganzleder. Dass der Einband im
Verhältnis zum Wert des Buches stehen muss, ist
auch selbstverständlich: man kann die Mejersche
Groschenbibliothek nicht in Bände mit Handvergol-
dung binden. Aber ehe in Deutschland jemand 30,
50 oder 100 Mark für einen schönen Einband ver-
wendet, muss es schon arg kommen: in Frankreich
sind das ganz gewöhnliche Erscheinungen und die
entzückenden einfachen Einbände der modernen fran-
zösischen Buchbinder sind bessere Muster für unsere
deutschen Meister, als alle alten Einbände, die wir
in den Museen aufspeichern.

Ein Ex libris hat nur in einem guten, gut aus-
gestatteten, gut gebundenen und gut gehaltenen Buche
Sinn und Berechtigung. Denn es soll späteren
Zeiten Zeugnis geben vom Charakter, Geschmack
und Wesen des Inhabers, es zeigt, wie seine Briefe,
Stil und Handschrift, wes Geistes Kind er war.
Sicherlich kann und wird das Warneckesche Buch
dazu beitragen, den Sinn und Geschmack auch nach
dieser Richtung zu fördern und zu beleben und
darum gebührt ihm in jeder Hinsicht hier der Dank
aller wirklichen Bücherfreunde. A. P.

TODESFÄLLE.

*.«."*" Der französische Oeschichtsmaler Charles Louis
Müller, ein Schüler von Gros und Cogniet, ist am 10. Januar
in Paris, 76 Jahre alt, gestorben. Er hat sich vornehmlich
durch Bilder aus der Revolutionszeit (die Verlesung der
letzten Opfer der Schreckensherrschaft im Luxemburgmu-
seum, die Messe während der Schreckensherrschaft, der
Dichte)' Andre Chenier im Gefängnis) bekannt gemacht.

O Der Architektlirmaler Prof. Paul Oraeb, Dozent an
der technischen Hochschule zu Berlin, ist daselbst am 5. Ja-
nuar im 50. Lebensjahre gestorben. Er war ein Sohn und
Schüler des Architekturmalers Karl Graeb (1816—1884).

•„* Die schivedische Genre- und Porträtmalerin Amalia
TAndegren ist am 27. Dezember im Alter von 77 Jahren in
Stockholm gestorben.

PERSÜNALNACHRICHTEN.

J. Professor Karl Lacher, der seit 16 Jahren an der
Staatsgewerbeschule in Graz als Lehrer erfolgreich wirkte,
hat die Berufung zum Direktor des am Joanneum in Graz
zu errichtenden steiermärkischen kulturhistorischen und Kunst-
gewerbemuseums angenommen.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

0 Vom Verein der Berliner Künstler. Die am 5. Januar
vollzogene Wahl des Vorstandes hat einer großen Anzahl
von Mitgliedern die Veranlassung geboten, ihrer Misstim-
mung gegen den bisherigen Vorsitzenden A. v. Werner, den
Leiter der Jubiläumsausstellung, Ausdruck zu geben. Als
Gegenkandidat war der Präsident der Akademie der Künste,
Prof. O. Becker, aufgestellt, der bei dem ersten Wahlgange
nur zwei Stimmen weniger als A. v. Werner erhielt. Da
somit keiner der Kandidaten die Majorität hatte, wurde zur
Stichwahl geschritten, wobei auf A. v. Werner 109 Stim-
men, auf C. Becker 108 Stimmen fielen. A. v. Werner nahm
nach dieser Wahl das Amt von neuem an. Zum ersten
Schriftführer wurde Architekt Hoffacker, zum zweiten Maler
Sehnars-Alquist, zum ersten Säckelmeister Maler Körner
zum zweiten Bildhauer Schweinitz, zum Archivar der Direk-
tor des königlichen Instituts für Glasmalerei, Bernhard, ge-
wählt. Der Vorsitzende konnte die erfreuliche Mitteilung
machen, dass das Vermögen des Vereins durch das Ergeb-
nis der Jubiläumsausstellung auf das Doppelte gestiegen ist.

-u- Kunstgeschichtliche Oesellschaft in Berlin. In der
Dezembersitzung sprach zunächst Herr Bode über die Entwick-
lung der Hamburger Kunsthalle. Dieselbe verdankt ihre Ent-
stehung einzelnen Hamburger Kunstfreunden, vor allem den
Stiftungen Carl Heine, Joh. Amsinck, Sillem und den Ham-
burger Kunsthändlern Harzen und Commeter. Seit ihrer Er-
öffnung hat das Museum durch 40 Jahre ein stilles Leben
 
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