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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Zimmermann, M. G.: Eduard Schulz-Briesen: Sammelausstellung seiner Werke in der Kunsthalle zu Düsseldorf
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0132

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251

Todesfälle. — Konkurrenzen. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

252

ist in dem Kinderbilde vom Jahre 188G „Kinder-
karneval" zum Ausdruck gekommen. Es sind die
Mädchen und Knaben des Dichters Emil llitters-
haus, welche sich hier vor dem Spiegel zur Maske-
rade schmücken, die Großen spielen wollen und sich
dabei so kindlich gebärden. Während die anderen
vor dem Spiegel einher stolziren, hat ein kleines
Mädchen sich neben die Wiege ihrer Puppe gesetzt,
diese zärtlich in den Arm genommen, und mit einem
wahren Madonnengesicht schaut sie auf das einge-
bildete Kind herab; das ist mit reizendem Humor
beobachtet und in feiner malerischer Auffassung ge-
geben. Das Bild, das zu den verkäuflichen gehörte,
hat denn auch einen Liebhaber in einem Düssel-
dorfer Privatmanne gefanden.

Einmal hat sich der Künstler auch den Vor-
wurf einer äußerlich heftig erregten Szene gestellt:
,. Der Streit auf dem Tanzboden" spielt unter Ti-
roler Bauern; vortrefflich ist das Bild komponirt,
und kräftig pulsirt die Erregung in allen Gestalten.
Sein norddeutsches Blut hat den Maler verhindert,
den Gebirglern ganz den warmen Ton geben zu
können, der ihnen eigen ist, und wie ihn Defregger
in seinen besten Werken vorzüglich getroffen hat;
aber andererseits ist auch keine ausgeschriebene
Phrase darin, wie in den späteren Arbeiten des Ti-
roler Meisters, und voller Mark und Kraft sind diese
kämpfenden und herausfordernden Gestalten.

So ist die Schulz-Briesen-Ausstelluiig ein ehren-
des Denkmal für den zu früh geschiedenen Meister.

Düsseldorf. M. G. ZIMMERMANN.

TODESFÄLLE.

%• Der venezianische Mahr Luigi da Rios ist am
19. Januar in Venedig an der Influenza im besten Mannes-
alter gestorben. Er hat zumeist Genrebilder aus dem Volks-
leben Venedigs in Ol und Aquarell gemalt.

KONKURRENZEN.

Flensburg. Der seit längerer Zeit geplante Bau eines
neuen Kunstgewerbemuseums in Flensburg scheint jetzt,
dank der Förderung, den diese Angelegenheit von verschie-
denen Seiten erfahren hat, seiner Ausführung entgegen zu
gehen. Der Magistrat der Stadt Flensburg erlässt eine Kon-
kurrenz für Einsendung von Entwürfen für den Bau und
sind die dafür benötigten Schriftstücke und Lagepläne durch
das Stadtbauamt zu beziehen. Durch eine wirklich schöne,
weit sichtbare Lage, auf einer der anmutig ansteigenden
bewaldeten Anhöhen, die Flensburg an der Westseite um-
geben, unmittelbar vor einer stark frequentirten Straße,
wird der Entwurf des Baues dem sich an der Konkurrenz
beteiligenden Architekten eine ebenso dankbare als interes-
sante Aufgabe darbieten können. Ala Sachverständige des
Preisgerichts fungiren unter Vorsitz des Geheimen Oberre-
gierungsrats Herrn K. Lüders folgende Herren: als Archi-

tekten: Baurat Pflaume-Köln, Architekt Martin Haller-
Hamburg; als Museums vorstände: C. Grunow (Direktor des
Kunstgewerbemuseums in Berlin), Fabrikant Heinr. Saner-
wrrwn-Flensburg. Die ausgesetzten Preise belaufen sich auf
M. 1800, 1200, 800. Der Einlieferungstermin für Einsendung
der Entwürfe ist auf den 1. April festgesetzt.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

O. M. In der Japanischen Wohlthätigkeitsausstellung im
Berliner Kunslgeiicrbonuseum erregt der Blumenschmuck
die gröfite Bewunderung, welcher in seiner Erscheinung
völlig von der sonst gewohnten Anordnung der Blumen ab-
weicht. Im Gegensatz zu den bei uns beliebten vollen
Sträußen ordnet der Japaner seine Blumen einzeln in eigens
dafür bestimmten Gefäßen und Körben an. Dieses Blumen-
ordnen ist eine Kunst, über welche eine besondere Littera-
tur mit zahlreichen Abbildungen existirt, die in der Biblio-
thek des Museums vertreten ist. In der Ausstellung selbst
befinden sich außerdem zwanzig kleine Modelle von gefüllten
Blumenkörben (Hirschwald & Co.). Auf dieses Material ge-
stützt, hat die Firma Leuchtmann & Co. unter Anleitung
von Frofessor Dr. Lessing es unternommen, künstliche Blu-
menzweige in japanischer Weise herzustellen, welche nun
in der Ausstellung in Originalgefäßen stehen und dem Ge-
samtbilde zum höchsten Schmucke gereichen. Es ist zu
hoffen, dass aus dieser Anregung heraus eine wohlthätige
Reform in der heimischen Blumenbinderei sieh entwickelt,
welche zunächst den leiehter zusammenstellbaren künst-
lichen Blumen, dann aber auch der gesamten Blumengärt-
nerei zu nutze kommen wird. Es sind bereits Schritte ge-
schehen, um dies in umfassender Weise anzubahnen.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

%* Mit den Vorbereitungen für die Ausführung der
Museumsbauten in Berlin soll demnächst begonnen werden.
In den preußischen Staatshaushaltsentwurf für 1892/93 ist
eine Summe eingestellt worden, die zunächst zu einer siche-
ren Fundirung und Abgrenzung des Terrains gegen die Was-
serläufe dienen soll.

%* Die Übernahme der Galeric Torlonia in Rom durch
den Staat hat zu lebhaften Erörterungen geführt, aus denen
hervorgeht, dass der Unterrichtsminister Villari damit ein
sehr zweifelhaftes Geschäft gemacht hat. Der 1829 verstor-
bene Herzog Giovanni Torlonia hatte nämlich in seinem
Testamente bestimmt, dass die im ersten Stockwerke seines
Palastes an der Piazza Venezia befindliche, von ihm gebil-
dete Kunstsammlung durch seine Erben dem Publikum zu-
gänglich gemacht werden sollte. Dieser Verpflichtung hat-
ten sich seine Nachkommen bis jetzt entzogen. Der Unter-
richtsminister Villari drang nunmehr auf die Ausführung
der Testamentsbestimmung, und er erreichte sogar noch
mehr, da er mit der Erbin des 1880 verstorbenen Fürsten
Alexander Torlonia, der Fürstin Anna Maria Torlonia, einen
Vertrag abschloss, wonach die Sammlung nach zwei Jahren
in den Besitz des Staates übergehen sollte. Diesem schein-
baren Triumph ist sehr schnell ein unangenehmes Nachspiel
gefolgt, worüber man der Frankfurter Zeitung folgendes
schreibt: Der Unterrichtsminister hat in Kunstangelegen-
heiten die sogenannte Museumskommission zur Seite, welche
ihn in allen künstlerischen Fragen mit Rat unterstützen soll
Biese Kommission unterließ Herr Villari über die Erwerbung
der Galerie Torlonia zu konsultiren und hat ihre Mitglieder
dadurch nicht wenig verletzt, zumal da diese durchaus nicht
 
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