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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Der Ausbau der Wiener Hofburg
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Woermann, Karl: Frimmels kleine Galeriestudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0137

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261 Frimmels kleine

ist schon fertig und macht sich durch ihr glänzen-
des Kupferdach bemerkbar."

„Die neue Facade wird einen ungemein reichen
figuralen Schmuck erhalten, dessen Motive zum
Teile dem Entwürfe von Fischers entnommen, zum Teile
dem modernen Charakter des Baues angepasst sind.
Über dem Portale vor der Kuppel wird eine Statuen-
gruppe von Bcnk aufgestellt: die Weisheit mit der
Gerechtigkeit und Stärke, zu deren beiden Seiten
sich auf den Ausläufern des Sockels die kraft-
strotzenden Gestalten zweier Gesetzes wächter von
Schmidgruber lagern werden. Das alte deutsche
Kaiserwappen in dem Felde Uber dem Portalbogen
ist durch das österreichische Reichswappen ersetzt
worden. Zu beiden Seiten des Portals und der
Nebeneingänge werden vier Statuengruppen aufge-
stellt, welche gleich jenen an den Thorbogen im
inneren Burghofe Thaten des Herkules darstellen.
Letztere sind Arbeiten des Bildhauers Mattielli, und
Fischers von Erlach dachte sich, dass im Falle eines
einheitlichen Umbaues aller vier Facaden des inneren
Burghofes sämtliche zwölf Thaten des mythischen
Heros dargestellt werden sollten. Diese Idee wird
also nun wenigstens zum Teile verwirklicht, indem
zum Schmucke des äußeren Portals folgende vier
Gruppen als Darstellungen aus dem Herkulesmythus
von Wiener Bildhauern ausgeführt werden: Die Be-
freiung des Prometheus (von Lax), die Rettung der
Hesione (von Scherpe), die Tötung der Hydra (von
Hofmann) und die Bezwingung des Cerberus (von
Anton Wagner). Endlich werden in den Nischen
an den beiden Eckpavillons monumentale Kaskaden-
brunnen aufgestellt, deren Ausführung den Bild-
hauern Weyr und Hellmer übertragen wurde. Die
Statuengruppen dieser Brunnen werden, wie schon
vor einiger Zeit mitgeteilt wurde, die Herrscher-
macht zu Land und zur See darstellen. Die alle-
gorische Gruppe über dem neuen Eckpavillon an
der Schauüergasse wird nach dem Muster jener auf
dem Reitschulpavillon von Härdtel gearbeitet. Der
plastische Schmuck setzt sich auch in das Innere
des Portalbaues fort, und in der Vorhalle werden
zu beiden Seiten in Nischen große Reliefs mit frei
hervortretenden Figuren angebracht und zwar auf
der einen Seite der Auszug der Krieger von König
und auf der andern Seite die Heimkehr der Sieger
von Schwärt». Für die Ausschmückung des Rund-
hofes und der innern Kuppelwölbung hat Regie-
rungsrat Kirschner, anknüpfend an die von dem
ersten Erbauer an dem Torso hinterlassenen orna-
mentalen und allegorischen Motive, stilvolle Reliefs

Galeriestudien. 262

und plastische Embleme entworfen, durch welche
der Raum als die Vorhalle des Kaiserpalastes ge-
kennzeichnet wird. In dem alten Oktogon gegen
den inneren Burgplatz zu werden in den bisher
leeren Gewölbekappen die Wahlsprüche der Herr-
scher aus dem Hause Habsburg seit Karl VI. ange-
bracht werden. Aus dem Rundhofe wird, der Bat-
thyany-Stiege gegenüber, eine neue Prachttreppe zu
den Appartements des Kaisers in der Reichskanzlei
emporführen. Der Neubau selbst wird aber, seiner
beschränkten inneren Ausdehnung wegen, keine Fest-
räume enthalten, sondern zu Wohnappartements
für Gäste und zu Bureaus für die Hofämter ver-
wendet werden."

„Die Inschrift an der Facade über dem Portal
soll lauten: „Franciscus Josephus I. vetus palatii
opus, a Carolo VI. inchoatum, a Maria Theresia et
Josepho II. continuatum perfecit A.D. MDCCCXOIV"
Dieser projektirten Inschrift zufolge war die Voll-
endung des Baues für das Jahr 1894 in Aussicht
genommen, die bisherigen Fortschritte des Baues
berechtigen aber zu der Erwartung, dass schon zu
Beginn des nächsten Jahres der alte Häuserblock
auf dem Michaelerplatze deuiolirt werden kann, wo-
rauf die alte Kaiserburg sich in neu erstandener
Pracht und Großartigkeit der Stadt Wien zuwenden
und derselben ihr bedeutungsvoll geschmücktes Por-
tal eröffnen wird."

FRIMMELS KLEINE GALERIESTUDIEN.*)
Das vergleichende Gemäldestudium hat der peri-
egetischen Kritik von jeher die größte Förderung zu
verdanken gehabt. Was Waagen in dieser Bezie-
hung in großem Umfang begonnen, haben Schnaase,
Mündler, Thore, Burckhardt, Lermolieff, Bode, Scheib-
ler, Frizzoni und andere, jeder in seinem Kreise,
weitergeführt und in Bezug auf manche Sammlun-
gen zu einem vorläufigen Abschluss gebracht. Ihre
Schriften bilden einen Teil der Grundlage der wis-
senschaftlichen Gemäldeverzeichnisse, die in den letz-
ten Jahrzehnten entstanden sind. Nach den großen,
leicht erreichbaren Gemäldegalerien kamen die klei-
neren oder entlegeneren an die Reihe. Solchen sind
auch Frimmels „Kleine Galeriestudien" gewidmet

1) Kleine Galeriestudien von Dr. Theodor Frimmel. —
1. Band. Einleitung. — Die gräflich Schönbornsche Galerie
auf Schloss Weißenstein bei Pommersfelden. — Gemälde-
sammlungen in Bamberg. — Die Galerie zu Wiesbaden. —
Die gräflich Nostitzsche Galerie zu Prag. — Galerien in
Pest. — Wie die alten Gemälde wandern. — Bamberg, C.
C. Buchners Verlag, 1891—1892. 8.
 
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