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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Schmidt, Wilhelm: Ein neuer Peintre-Graveur
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0143

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 16. 25. Februar,

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

EIN NEUER PEINTRE-GRAVEUR1.)

Ein groß angelegtes Unternehmen! Der Ver-
fasser will einen vollständigen Peintre-Graveur des
15. Jahrhunderts herausgeben, was nur mit größter
Freude zu begrüßen ist. Denn grade über das 15. Jahr-
hundert herrscht noch die allermeiste Unklarheit,
wie es aus der Natur der Dinge folgt. Es ist zwar
in den letzten Jahren viel zur Aufhellung geschehen,
und besonders eifrig und erfolgreich hat Max Lehrs
gewirkt, auch der Referent hat sich öfter waghalsig
in dieses klippenreiche Meer begeben, andre vortreff-
liche Forschungen stellten Dutuit, Lippmann etc.
an. Trotzdem ist noch sehr viel zu thun. Es wim-
melt noch von „schwankenden Gestalten", und je
früher die 'Zeit fällt, desto nebelhafter erscheinen
die Dinge. Mit der Fixirung der Meister hat es da
auch seine besondern Schwierigkeiten. In dieser Zeit
fand die große Wandlung statt, die sich unter dem
Einflüsse der van Eyck vollzog, und ein Meister der
um 1430 anfing, musste um 1465 seinen Stil schon
sehr geändert haben, wenn er nur einigermaßen bil-
dungsfähig sich erwies. Dazu rechne man noch die
Entwicklung der Technik. Es ist ja bekannt, dass
so häufig Jugendarbeiten von Künstlern aus deren
„Werk" hinausgeworfen werden, weil sie mit den
spätem, aus denen man sich den Begriff des Meisters
abzog, nicht mehr stimmen wollen; aber grade bei
der in Frage kommenden Zeit muss man doppelt

1) W. L. Schreiber, Manuel de 1'Amateur de la Gravüre
sur bois et sur metal au XVe- siöcle. Tome premier conte-
nant un Catalogue des Graveurs xylographiques se rappor-
tant ä la Bible, l'Histoire apogryphe et legendaire, la sainte
Tiiuite et la sainte Vierge. Berlin, Albert Cohn, 1891.

alle Umstände erwägen. Und besonders bei den
Holzschnitten, die der vorliegende 1. Band behandelt,
tauchen so wenig Individualitäten auf, findet man
so selten einen Künstlernamen oder gar eine Jahres-
zahl angegeben, dass die Schwierigkeiten sich ver-
doppeln. Als ich die Daten der Münchener Holz-
schnittinkunabeln zu ermitteln suchte (Resultat dessen
sind meine „Interessanten Formschnitte", München,
Bruckmann 1886), fand ich, dass meine Vorgänger
in dieser Hinsicht wenig brauchbares Material
geliefert hatten, und besonders hatten sie von den
Schreibweisen der verschiedenen deutschen Gebiete
nur verworrene Vorstellungen: in der Hauptsache
waren sie über eine oberflächliche Unterscheidung
von Plattdeutsch und Hochdeutsch nicht hinausge-
kommen. Ich habe nie eine so anstrengende und
aufregende Arbeit gemacht. Es gereicht mir nun
zur lebhaften Freude, dass Schreiber meinen Zeit-
angaben der Münchener Blätter, von verhältnismäßig
unbedeutenden Verschiedenheiten abgesehen, bei-
stimmt und gleich mir das ehedem so beliebte Früh-
datiren der Blätter verwirft. Sehr mit Recht misst
Schreiber auch den auf den Holzschnitten häufig
vorkommenden deutschen Inschriften eine entschei-
dende Bedeutung bei. Ich habe in dieser Beziehung
unter' andern den Aufenthaltsort des Meisters E. S.
in Südwestdeutschland fixirt und den Meister PW
nach Köln verwiesen, Resultate, die von M. Lehrs
(Repertorium X, 256) und von C. von Lützow an-
erkannt worden sind. Aber grade in diesen Dialekt-
und Orthographiefragen scheint mir eine Klippe zu
liegen, an der das so umsichtig und alle einschlägigen
Fragen in Betracht ziehende Buch doch vielfach
gescheitert ist.
 
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