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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Das neue Projekt für den Berliner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0159

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HEKAUSGEBEK:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. 18. 17. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Yep-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an.

DAS NEUE PROJEKT FÜR DEN BERLINER
DOM.

Dem preußischen Abgeordnetenhause ist eine
Vorlage zugegangen, in der als erste Rate für den
Neubau des Doms an der bekannten Stelle zwischen
Lustgarten und Spree 300000 M. gefordert werden.
Diese Rate bildet den ersten Teil der auf zehn Mil-
lionen Mark veranschlagten Gesamtkostensumme, die
gegen die Kosten des ersten Entwurfs, der zu An-
fang vorigen Jahres im Berliner Kunstgewerbemuseum
ausgestellt war, um mehr als die Hälfte verringert
worden ist. Zur Begründung der Forderung hat
die Reichsdruckerei, zunächst für die Verhandlungen
im Abgeordnetenhause, eine Veröffentlichung der
neuen, am 17. November 1891 abgeschlossenen
Pläne veranstaltet, über die wir dem „Centraiblatt
der Bauverwaltung" die nachfolgenden sachlichen
Angaben entnehmen. Zum näheren Verständnis be-
merken wir, dass dem von Professor J. C. Raschdorff
im Verein mit seinem Sohne O. Raschdorff bearbei-
teten Projekt ursprünglich ein Entwurf des Kaisers
Friedrich zu Grunde lag, der schon mehrere Jahre
vor dessen Tode von Professor Raschdorff auf Ge-
heiß des damaligen Kronprinzen in eine baukünstle-
rische Form gebracht worden war. Daraus erklärt
es sich, weshalb an allerhöchster Stelle an diesem
Entwürfe festgehalten wird, trotzdem dass gegen
seine Fassung schwere Bedenken erhoben worden
und auch jetzt noch trotz der vereinfachten Form
berechtigt sind. Über das Verhältnis des jetzigen
Entwurfs zu dem früheren schreibt das amtliche
Blatt in seinem nichtamtlichen Teil:

„Auch in dem neuen Entwurf ist der Bauplatz, die
Stelle des alten Domes zwischen Lustgarten und Spree, der
Tiefe nach voll ausgenutzt. Inmitten des Baues liegt in der
Westostachse die Predigtkirche, ein Kuppelraum über un-
gleichseitig achteckigem Grundriss. An die großen Achtecks-
seiten in den Hauptachsen schließen sich drei tonnenüber-
deckte Kreuzarme mit Emporeneinbauten und der halbkreis-
förmig abgeschlossene Chor. In den kleinen Seiten des Acht-
ecks öffnen sich hohe, die Pfeilermassen stark auflösende
Halbkreisnischen, drei von ihnen ebenfalls mit Emporenein-
bauten, die vierte mit der Treppenanlage zur davorstehen-
den Kanzel. Für die Gemeinde sind 1600 Sitzplätze ge-
schaffen. Sie nehmen das Schiff mit seinen Anbauten und
die Nordempore ein. Die Westempore bietet 70 Plätze fin-
den Königlichen Hof und die Fürstlichkeiten; in der Süd-
empore ist vor der Orgel mit halbkreisförmig aufsteigenden
Sitzreihen der Chor untergebracht und die drei Nischenem-
poren sind für die Minister, die Diplomaten und das Dom-
kirchenkollegium ausgenutzt. Zu Seiten des Chores befinden
sich an der Ostfront eine Sakristei und ein Wartezimmer
und weiterhin Zimmer für Küster und Dienstpersonal, dar-
über in einem Zwischengeschoss ein Konfirmandensaal, Warte-
zimmer, Registratur und Kasse der Domkapitelsverwaltung
und im Obergeschosse die Archivräume dieser Verwaltung
und Übungsräume für den Domchor. An die Predigtkirche
schließen sich in der Längsachse des Bauplatzes nördlich
die Gruftkirche, südlich die Kirche für Taufen und Trau-
ungen an. Die saalartige, mit einer Tonne überdeckte Trau-
kirche ist mittels eines halbkreisförmig eingebauten Wind-
fanges unmittelbar von außen zugänglich, ihr zur Seite liegt
östlich die zugehörige Sakristei und darüber — der Bauteil
ist nur zweigeschossig — ein zweiter Konfirmandensaal. Die
Gruftkirche hat chorartige Gestalt. Einen aus fünf Seiten
des Achtecks gezeichneten Mittelraum umsäumt ein Kranz
von fünf quadratischen und vier dreiseitigen Kapellen. Den
Zusammenschluss mit der Predigtkirche bildet ein recht-
eckiger, dem Traukirchenflügel symmetrischer Bauteil, in
dem westlich der besondere Zugang zur Gruftkirche, östlich
die Treppenanlage sich befindet, welche zu der sich unter
dem Bauwerke hinstreckenden Hohenzollerngruft hinabführt.
Quer vor das Kirchengebäude gelagert ist auf der Lustgar-
tenseite ein mächtiger Vorhallenbau, in seinem Oberge-
schosse ein „Dommuseum" bergend und in seinen Flügeln
 
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