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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Erinnerungen an und von Karl Oesterley, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0163

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313 Todesfälle. —

Stieler ein, gemeinschaftlich mit Klöber und Eisen-
lohr sein Atelier zu besuchen. Stieler malte gerade
das große bekannte Porträt des Königs in ganzer
Figur, wie er sich mit dem Szepter auf die Konsti-
tution stützt. Während ich meine lobende Anerken-
nung des Bildes äußerte und des Königs Güte in
Horn gegen uns erwähnte, trat der König plötzlich
hinter einer Tapetenthür hervor und sagte zu Stieler:
„ Wollen Sie mir die römischen Künstler nochmals
vorstellen!" Der König unterhielt sich dann in un-
gezwungenster Weise mit uns, namentlich über ita-
lienische Erinnerungen, und das Gespräch kam auch
auf die Unterschiede zwischen deutschen und italie-
nischen Frauenschönheiten. Als der König mich
fragte, worin ich hauptsächlich einen Unterschied
zwischen deutschen und italienischen Frauen finde,
erwiderte ich, im Halsansatz. Bei dem deutschen
Weibe steige der Hals von der Schulter ab all-
mählich aufwärts, bei dem italienischen dagegen
gleiche der Hals mehr einer Säule, welche direkt
vom Körper aufstrebe. „Sehr richtig", erwiderte der
König, „können Sie mir vielleicht ein Beispiel nen-
nen?" »0 ja, Majestät, die Gräfin Firenze (die Ge-
liebte des Königs) hat den vollendetsten Halsansatz,
den ich je gesehen." Ein sehr befriedigtes Lächeln
deutete die Zustimmung des Königs an. Stieler bat
den König, uns das Bild der Gräfin zeigen zu dür-
fen, worauf der König einem Lakaien den Schlüssel
zu seinem Privatkabinett mit der Weisung übergab,
das Porträt sofort herbeizuschaffen. — Kehren wir
nach dieser vorweggenommenen Abschweifung nach
Florenz zurück. Um besonders Raffaels und dessen
Lehrers Perugino Werke kennen zu lernen und zu
studiren, reiste ich mit Maler Richter nach Perugia.
Durch Architekt Eisenlohr war ich an die Familie
Zanetti empfohlen, einer Art Pension, hauptsächlich
für Künstler. Aus einem alten Florentiner Adels-
geschlecht stammend, war die Familie durch den
Vater, der ein Spieler war, verarmt und die Mutter
ernährte sich mit ihren erwachsenen Töchtern durch
das Halten jener Pension. In glühender Hitze fuh-
ren wir nach Perugia ab, doch am Abend wurde es
so eisig kalt, dass ich vom Frost geschüttelt wurde.
Der zweite Reisetag war ebenso und ich fühlte eine
schwere Krankheit in mir. Als wir spät abends in
Perugia ankamen, konnte ich kaum mit Hilfe meines
Freundes die Pension erreichen. Die Familie brachte
mich sofort ins Bett und ich bekam ein heftiges
Nervenfieber, welches sechs Wochen anhielt und
während welcher Zeit die guten Leute meine uner-
müdlichen Pfleger waren. Endlich eines Abends wur-

Konkurronzcn. 314

den die Vorhänge geqffnet und ich durfte hinaus-
sehen auf die Berge und die romantische Stadt mit
ihren steilen Straßen und vielen Klöstern mit dem
wonnigen Gefühl neugeschenkten Lebens. — Mir
ging es umgekehrt wie Schwanthaler; während jener
heimwehkrank nach München dahinsiecht, weinte
ich bittere Thränen, wenn ich manchmal in Träu-
men wähnte, ich sei nicht mehr in Italien. Und
groß war dann beim Erwachen mein Entzücken,
noch dort zu sein. — Doch einmal musste doch die
schwere Trennungsstunde schlagen. Mit schwerem
Herzen ging es Ende 1828 wieder heimwärts. Die
Früchte des zweijährigen italienischen Aufenthalts
bestehen vornehmlich in einer großen Anzahl Hand-
zeichnungen nach Raffael, Perugino, Fra Angelico,
Giotto etc. (Schluss folgt.)

TODESFÄLLE.

0 Der Münchener Tiermaler Benno Adam, der älteste
Sohn Albrecht Adams, ist am 8. März in Kelheim im 80.
Lebensjahre gestorben.

Fellmann f. Am 7. März starb nach längerem Krank-
sein infolge einer Erkrankung an der Grippe der Genremaler
Alois Fellmann, einer der eigenartigsten, begabtesten und
vielversprechendsten Künstler der Düsseldorfer Schule, dessen
Verlust sehr schmerzlich empfunden wird. Er war mit der
Vollendung eines großen bedeutenden Sittenbildes, ein kirch-
liches Marienfest in der Schweiz, einer figurenreichen, hoch-
interessanten Darstellung, beschäftigt, das er zu der diesjäh-
rigen Jahresausstellung geben wollte. Seine Erkrankung
verhinderte ihn, das von seinen Kunstgenossen ungern ver-
misste Bild fertig zu stellen; es versprach eine der bedeu-
tendsten Erscheinungen der Märzausstellung zu werden.
Alois Fellmann wurde am 11. Januar 1855 in Oberkirch bei
Sursee im Kanton Luzern in der Schweiz geboren. Im Jahre
1875 wurde er Schüler der königlichen Kunstakademie zu
Düsseldorf, später Meisterschüler bei Professor Eduard v. Geb-
hardt und Professor Wilhelm Sohn. Seit 1887 hatte er sein
Atelier außerhalb der Akademie. Er trat gleich mit seinem
ersten größeren Bilde, „Die letzte Ehre beim Begräbnis im
Kanton Luzern", welches er 1882 unter Wilhelm Sohn voll-
endete, mit bedeutendem Erfolge vor die Öffentlichkeit. Das
Bild wurde von der großherzoglichen Gemäldegalerie in Karls-
ruhe erworben. Sein Hauptwerk ist indessen die Darstellung
der Ablegung des Gelübdes bei Aufnahme eines jungen Bene-
diktinermönches in den Orden, welches Fell mann im Jahre
1888 vollendete und das die königliche Gemäldegalerie in
Dresden erwarb. Die heimtückische Krankheit, die Grippe,
hat nun den jungen, im blühendsten Lebensalter stehenden
begabten Maler dahingerafft, und der liebenswürdige Mensch
wird von seinen Genossen ebenso vermisst wie der treff-
liche Künstler, der ernste, der das Höchste in seiner Kunst
erstrebte. (Köln. Ztg.)

KONKURRENZEN.

*„* Die Konhurrcnxmodelle für das Kaiser Friedrich-
denkmal bei Wörth werden nicht, wie ursprünglich beab-
sichtigt, in der Berliner Kunstakademie, sondern im Landes-
ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof zur Ausstellung
 
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