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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Nordhoff, Josef B.: Der altdeutsche Franziskanermaler zu Corbach, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0191

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN

Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Willielmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang.

1891/92.

Nr. 22. 21. April.

Die Kunstohronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DER ALTDEUTSCHE FRANZISKANER-
MALER ZU CORBACH.

Von J. B. Nobdhoff.

Das Waldecksche Land bis zur Eder bezeugte
bis ins höbe oder späte Mittelalter seinen ethno-
graphischen Zusammenhang mit Westfalen durch die
Ausdehnung seiner nördlichen Gaue, durch die kirch-
liche oder politische Abhängigkeit von den Bistümern
Paderborn und Köln, welch letzterem ja das west-
fälische Süderland einverleibt war, durch allerlei
religiöse und gutsherrliche Beziehungen zu Corvei
und andern Klöstern der roten Erde, durch seine
Vemgerichte, durch den Handelsverkehr und die
Kunstschöpfungen. Hatte bereits die gotische Archi-
tektur in Einzelheiten besonders im Portal- und
Turmbau und in gewissen Kapitälzierden fränkischen
Einflüssen nachgegeben und 1392 die Stadt Corbach
für monumentale Bauwerke kölnische Meister heran-
gezogen, 1) so neigte später der waldecksche Landes-
zipfel im Bekenntnisse und andern Bestrebungen
entschieden dem Hessenlande zu — immerhin ka-
men auch da noch die altwestfälischen Grundzüge
wiederholt in der Kunstübung2), im ländlichen Haus-

1) W. Lötz, Kunst-Topographie Deutschlands I, 148.

2) So rührt das umfangreiche Grabmal des Fürsten
Georg Friedrich zu Corbach vom Jahre 1692 im Entwürfe
von Georg Friedrich Esau, Silberschmied und Kupferstecher
•zu Mengeringhausen (c. 1632—1718), in der Ausführung von
Heinrich. Pape, Stein- und Bildhauer zu Giershagen, von
letzterem wohl ebenso das gleichartige Monument des Grafen
Josias zu N.-Wildungen her. Pape hatte bei Theodor Gröninger
zu Paderborn gelernt. Esau wohnte zeitweise zu Minden
und stach für westfälische Buchdrucke. Vgl. meine Nach-
lese zur Buchdruckergeschichte Westfalens in d. (westfäl.)
Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 41 II, 139.

baue') und ganz unverkürzt in der Sprache und
im Wesen des Volkes zum Vorscheine.

Corbach, der bedeutendste Platz, empfing schon
1189 sein Stadtrecht von der altwestfälischen Han-
dels- und Kunstmetropole Soest und ihr wandte er
sich noch in der Folge mit zuversichtlichem Ver-
trauen zu, wenn es auf die Entscheidung schwieriger
Rechtsfragen ankam; beide Städte tragen noch
heute in der landschaftlichen Umgebung, in dem
welligen Boden und in der Straßenanlage eine auf-
fällig verwandte Physiognomie. Waldeck dankte
der westfälischen und vorab der Soester Baukunst
die kleine Basilika und bestimmte Planteile ihres
Westbaues, später das Hallensystem — nämlich
jenes mit weiten Pfeilerabständen und breiten Ge-
wölben in den Abseiten.2)

Die Tafel- und Altargemälde wurden, wie es
scheint, im ganzen Lande entweder von westfälischen
Meistern bezogen oder doch in Fühlung mit einer
westfälischen Schule gemalt, das sehr alte Triptychon
des Frauenklosters Netze, welches den westfälischen
Cisterciensern zu Marienfeld unterstand,3) wird nach

1) Doch musste dieser sogar in den Nordstrichen längst
von Franken die Einfahrt an einer Langseite oder mit den
kleinern Dorfwohnungen zwei Geschosse annehmen ■— wie
er denn im Norden Westfalens allmählich den friesischen und
in allen gesegneteren Revieren den Allcrweltseinrichtungen
erliegt. Vgl. meine Gelegenheitsschrift: Das Westfalenland
und die Anthropologie 1890, S. 18.

2) Vgl. (Bonner) Jahrbücher des Vereins von Alter-
tumsfreunden im Rheinlande, 1890, H. 89, 176, H. 90, 793.
G. A. Orth in Erbkams Zeitschrift für Bauwesen, 1862>
Taf. 31, 32.

3) Meine: Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises
Warendorf, 1886, S. 136. Hängt die Anschaffung des Altares
etwa zusammen mit der außerordentlichen Ausstattung der
 
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