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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Habich, E.: Handzeichnungen italienischer Meister, [3]: in photographischen Aufnahmen von Braun & Co. in Dornach, kritisch gesichtet von Giovanni Morelli (Lermolieff)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0229

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445

Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt.

41. Ktudes pour l'Enfant de la Sainte | Durchpausung,

Familie du musee du Louvre . . i Orginal in Vene-
(Collection Duo d'Aumale) . . . ' dig.

42. Büste de guerrier vu de proiil avec

cuirasse et casque richement ornes
(Collection Malcolm).....Echt.

Filippino Lippi.

40. Deux iigures couvertes de larges

manteaux (Collection Malcolm) . Echt.

Lorcnzo di Credi.

47. Tete de jeune homme vu de trois-

quarts, regardant vers la droite,
eoift'e d'une toque (Collection Duc
d'Aumale).........Nein.

48. Tete de vieille femme, tournee ä

gauche (Collection Duc d'Aumale) Nein.

49. Tete de vieillard vue de face (Collec-

tion Malcolm)........Ganz verdorben.

50. Tete de jeune garcon, vu de face avec

longs cheveux, coifte d'une barrette
(Collection Malcolm).....Echt.

52. Tete de jeune homme legerement

tourne a droite (Collection Mitchell) Nein.

53. Attribue: Büste d'un religieux a

barbe blanche, vu de trois quarts

ä gauche (ä l'Ecole des Beaux-Arts) Nein.

54. Attribut: Deux feuilles d'un carnet

reunies. Une tete de vieillard, vue
de profil ä gauche, coifte d'un bon-
net, et une etude de draperie (ä
l'ecole des Beaux-Arts) .... Fälschung.

(Fortsetzung folgt.)

Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt

von Ernst Brücke. Wien, Wilh. Braumüller.
1891. 8.

Der gefeierte Wiener Physiolog, dessen letzte
Arbeit hiermit zur Anzeige gelangt, ist nicht mehr
unter den Lebenden; die Influenza, begleitet von
einer heftigen Lungenentzündung, hat den dreiund-
siebzigjährigen Mann dahingerafft. Mit der Kunst
hat sein an Thätigkeit so reiches Leben ausgeklun-
gen, wie vor nahe einem halben Jahrhundert er da-
mit an der Berliner Akademie als Lehrer der Ana-
tomie seine Gelehrtenlaufbahn begonnen. Es können
hier nicht die Verdienste, welche sich der Dahinge-
schiedene in vielen Beziehungen für die Hilfswissen-
schaften der Kunst erworben hat, Erörterung finden;
sein universelles Wissen in den medizinischen Fächern
und namentlich auf dem Gebiete der Physiologie be-
fähigten ihn wie kaum einen zweiten dazu, in das
Wesen der menschlichen Gestalt in geistiger und
formeller Hinsicht einzudringen, dasselbe für die
künstlerische Behandlung klarzulegen und Normen
für die Schönheit der Form festzustellen. Brückes
oben citirtes Werk über die Schönheit und Fehler

der menschlichen Gestalt ist gewissermaßen ein Buch
vom gesunden und kranken Menschen in künstle-
rischer Beziehung. Das Werk ist für Künstler und
Kunstfreunde geschrieben und der Standpunkt des
Verfassers insofern ein künstlerischer, als er die
Schönheit nicht vom subjektiven Gefallen am jewei-
ligen Anblick abhängig macht, sondern von einem
viel bestimmteren Momente, von der allseitigen Ver-
wendbarkeit in der idealen Kunst. Man könnte
sagen, die allseitige, also plastische Schönheit der
Gestalt, die überall edle Linien giebt, stellt der Ver-
fasser als das hohe Ideal auf und nimmt für seine
Betrachtungen an der Natur selbstverständlich in
erster Linie die Antike als vollendetes Vorbild.
Brücke stellt sich dem modernen Realismus als ent-
schiedener Opponent gegenüber, „denn die Kunst
braucht nicht das Hässliche zu kopiren, um nicht
konventionell zu werden" und hat das Schöne nicht
zugleich als Sinnliches aufzufassen. Gewiss wird
jeder, der in der Kunst zugleich das Edle sucht,
Brückes Glaubenslehren für die Schönheit der Ge-
staltung vollständig unterschreiben, so wie auch
jeder, der die Natur beobachten gelernt hat, mit
Interesse dem Verfasser bei der Besprechung der
einzelnen Teile der menschlichen Gestalt folgen muss;
es ist das kunstgeübte Auge des Anatomen, welches
hier den Formenbau beurteilt. Es ist staunenswert,
mit welchem Fleiße der greise Gelehrte aus den ver-
schiedenen Gebieten der Kunst Beispiele für beson-
dere Fälle gesammelt hat, und wie ihm kunstge-
schichtliche Dinge allerwärts ebenso geläufig sind,
wie solche der Anatomie, der Statik und Mechanik
des menschlichen Körpers. Das Buch wird nament-
lich Künstlern, die nach Modellen zu arbeiten haben,
ein trefflicher Ratgeber sein. Sie können hier ler-
nen, was aus der nie allseitig vollkommenen Natur
genommen und was korrigirt werden muss; sie wer-
den durch die zahlreichen Hinweise auf die Werke
der bildenden Kunst die Fehler der Natur selbst bei
bedeutenden Meistern finden, welche diese unbewusst
zur Darstellung brachten, da ihnen vollkommene
Modelle mangelten. Bezeichnend sind in dieser Hin-
sicht die Frauengestalten des Rubens. Freilich soll
in diesem Subsummiren der edelsten Formen in der
Darstellung der menschlichen Gestalten die Indivi-
dualität, ein Persönliches gewahrt bleiben. Canovas
Frauengestalten zeigen gewiss allseitig schöne Linien
und das Formenrelief tadellose Schönheit, und doch
ergötzt sich das Auge an der den „Amor trösten-
den Venus" von Begas oder an desselben Meisters
»träumender Psyche" weit mehr. Warum? Die
 
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