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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Groeschel, Julius: Der Meister des Fuggerhofes in Augsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0263

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN KÖLN
Heugasse 58. Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL. Jägerstr. 73.

Neue Folge. III. Jahrgang. 1891/92. Nr. SO. 30. Juni.

Während der Sommermonate Juli, August und September erscheint die Kunstchronik nur aller vier Wochen.

DER MEISTER DES FUGGERHOFES IN
AUGSBURG.

In dem Werke „Albrecht Altdorfer, der Maler
von Regensburg" von Max Friedländer (Leipzig 1891,
E. A. Seemann) zeigt sich der Verfasser geneigt,
die Fresken des Fuggerhofes einem „Apt" zuzu-
schreiben (S. 171, Anmerk. 97), und zwar ausschließ-
lich deshalb, weil Waagen (Kunstwerke und Künst-
ler in Deutschland II, S. 76) erwähnt, er habe in
dem fraglichen Hofe hinter einem Fensterladen ein
Monogramm, bestehend aus einem A und einem
querdurchgelegten I gelesen. Dasselbe ist leider
nicht mehr erhalten.

In . meinem Aufsatze „Die ersten Renaissance-
bauten in Deutschland", Repertorium für Kunst-
wissenschaft, Band XI, Heft 3, habe ich auf Grund
vergleichender Studien nachzuweisen versucht, dass
Hans Burgkmair der Maler der Fresken des Fugger-
hofes ist (vergl. den Nachtrag in Band XIII, Heft
1 des Repertoriums. Das Steinmetzzeichen dort ist
leider auf den Kopf gestellt worden). Da nun Fried-
länder auf Seite 97 seines angegebenen Werkes be-
hauptet, meine Meinung stütze sich auf „zweifelhafte
Signaturen", so muss ich erklären, dass sie fest stand,
lange ehe ich jenes HB (als Monogramm) gefunden.
Auf die Beweiskraft desselben allein lege auch ich
wenig Gewicht. Im Hinblick auf die Zahl der im
Hofe gelesenen Inschriften müssen alle mit Vorsicht
aufgenommen werden, ganz besonders aber eine,
welche, wie die von Waagen angegebene, an unter-
geordneter Stelle angebracht war. Dieselbe kann
sich nur zunächst einem Fenster, also auf der Süd-
oder Ostseite des Hofes befunden haben, keinesfalls

an einer Stelle, welche durch die Architektur hervor-
gehoben wurde.

Der Schwerpunkt meiner Untersuchungen liegt
in dem Nachweis der stilistischen Übereinstimmung
der Malereien des Fuggerhofes mit sicheren Burgk-
mair'schen Arbeiten. Für denjenigen, welcher den
Fresken mehr Zeit als nur einen kurzen Besuch
widmet, tritt bei längerer Betrachtung der Reste
heute noch soviel hervor, dass man die Kunstweise
des Malers erkennen und specifiziren kann.

Fasst man die zum Teil vorzüglich erhaltenen
Bemalungen der Bogenlaibungen ins Auge, entfernt
man hier mit einem Schwamm Staub und Spinnen-
gewebe, betrachtet man die Reste der Trompeter-
gruppen auf der Ostwand genau, oder einzelne Partien
der Bilderzone, ferner Teile des Frieses, die sich ge-
schützt durch das vorspringende Dach gut erhalten
haben, so ergeben sich heute noch genug Stellen,
welche die Eigenart des Künstlers verraten. Auf das
genaue Studium solcher Partien, auf die uns dort
entgegentretende unmittelbare, lebendige Sprache
Burgkmair'scher Kunstweise stützt sich meine Uber-
zeugung, welche durch äußere Umstände, wie z. B.
die Ubereinstimmung der Bilderdaten mit den Über-
schriften der Gruppen des „Triumphs", auch dem
Fernerstellenden beachtenswert erscheinen dürfte.

Ich besuchte den Hof zum erstenmal im Jahre
1883. Die bald bei mir erwachte Vermutung, dass
Burgkmair hier gearbeitet, befestigte sich in dem
Maße, als ich dem Gegenstande näher trat. Ich be-
obachtete im Verlaufe öfteren und längeren Aufent-
haltes in Augsburg die Wände des Hofes, wenn sie
trocken, und wenn sie durch Regen feucht gewor-
den, ich ließ Leitern aufstellen und befreite besonders
 
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