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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 3.1892

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Habich, E.: Handzeichnungen italienischer Meister, [9]: in photographischen Aufnahmen von Braun & Co. in Dornach, kritisch gesichtet von Giovanni Morelli (Lermolieff)
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Kunstgeschichte und Literatur an den Kunstakademien
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https://doi.org/10.11588/diglit.5366#0303

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593

Kunstgeschichte und Litteratur an den Kunstakademien.

594

40. Deux figures, deux tctes de chevaux \

41. Ktudes de bras pour le Laocoon . .

42. Etudes d'aniinaux....... |

43. Croquis........... i Nicht echt,

44. Etüde pour Moi'se....... f ohne Wert.

45. Fragment du Jugement dernier . . !
4(j. id. . . I
47. Les Juifs mordus par les serpents . )

(Fortsetzung folgt.)

KUNSTGESCHICHTE UND LITTERATUR
AN DEN KUNSTAKADEMIEN*).

Der Verfasser dieser lesenswerten kleinen Schrift
will mit derselben darzulegen suchen, in welcher
Weise kunst- und litterargeschichtliche Vorträge
an Kunstakademien am zweckmäßigsten einzurich-
ten sind. Er nennt seine Schrift selbst eine „ ausge-
fallene Antrittsrede'' und entwickelt in ihr ein mit
einer Menge von Details ausgestattetes Programm
für einen Kursus der allgemeinen Kunst- und Litte-
raturgeschichte, das in vielen wesentlichen Punkten
gewiss den Beifall der Fachgenossen finden wird.

Sehr mit Recht betont der Autor die großen
Schwierigkeiten solcher Vorträge gerade an Kunst-
akademien, vor Zuhörern, die weder in ihrer Vor-
bildung noch in ihrem Hauptstudienzweck mit dem
gelehrten Vortragenden innerhalb der gleichen
Sphäre stehen. Die Schwierigkeiten erhöhen sich,
wenn Kunst- und Litteraturgeschichte von demselben
Lehrer in einem Kursus vereinigt werden sollen.
Wir plaidiren daher für Trennung der beiden Lehr-
stoffe, am liebsten unter Verteilung derselben auf
zwei verschiedene Lehrkurse und Lehrkräfte. Was
der Autor für die (z. B. an der Düsseldorfer Akade-
mie bestehende) Vereinigung in die Wagschale wirft,
scheint uns nicht schwerwiegend genug zu sein, um
gegen die auf der Hand liegenden Nachteile der
Kumulirung geltend gemacht werden zu können.
Unsere Zeit dringt nun einmal auf Spezialisirung,
und mit vollem Recht. Der Kunsthistoriker, der an
einer Kunstakademie sein Fach mit Erfolg doziren
soll, muss in eminentem Sinne Spezialist, erfahrener
Kenner und Kritiker sein. Sonst läuft er Gefahr,
ins aligemeine Ästhetisiren zu geraten. Mit solcher
Spezialtüchtigkeit im Kunstfache wird sich aber die
gleiche Fähigkeit als Literaturhistoriker nur in sel-
tenen Ausnahmefällen vereinigt finden. In der Regel
macht man für die zwei verschiedenen Fächer ganz
getrennte Studiengänge durch. Es gehört eine wahr-

1) Von Max Georg Zimmermann. Leipzig, A. Seemann.
1892. 31 S. S. 8.

haft universelle Begabung dazu, um in beiden das
gleiche Ziel zu erreichen.

Eine zweite Gefahr der Kumulirung ist uns durch
den kürzlich in Düsseldorf eingehaltenen Vorgang
näher gerückt worden. Da berief man bekanntlich
eine rein litterarisch, gar nicht kunsthistorisch be-
währte Kraft auf den besprochenen Lehrstuhl, ver-
mutlich in der Meinung, dass der begabte Litteratur-
kenner sich ebenso leicht in das Kunstfach werde
hineinarbeiten können wie der Kunsthistoriker in das
Litteraturfach. Das wäre ein arger Trugschluss!
Zur Litteraturkenntnis legen wir alle bereits auf der
Mittelschule den Grund. Die Kunstkenntnis hin-
gegen kann erst auf der Hochschule gewonnen wer-
den und wer dazu auf dieser nicht die erforderlichen
Studien gemacht, sich dann auf Reisen und durch
vieles Vergleichen und Anschauen weiter gebildet
hat, für den bleibt die wahre theoretische Kunst-
bildung stets ein Buch mit sieben Siegeln.

Mit den Details der Zimmermannschen Schrift
wollen wir uns nicht weiter befassen und nur Eines
noch hervorheben, das von prinzipieller Wichtigkeit
ist. Der Autor giebt sich große Mühe, die Nütz-
lichkeit und Notwendigkeit des kunstgeschichtlichen
Studiums für den jungen Akademiker zu erweisen.
Er thut dabei des Guten fast zu viel! Zunächst,
sagt er, könne jenes Studium für den lernenden
Künstler ein Korrektiv abgeben „zur Bildung seines
Geschmacks", dann werde es ihm eine Quelle der
„Begeisterung für wahre Größe" sein, eine „Erhebung
seiner Phantasie". Wir glauben, alle diese an und
für sich sehr schönen Dinge mögen nebenher gehen;
der Hauptzweck der kunstgeschichtlichen Vorträge
aber kann nur der sein, die kunstgeschichtlichen
Kenntnisse des jungen Mannes zu fördern, ihn in
den Geist der großen Meister der Vergangenheit ein-
zuweihen, das Geheimnis der Stile und ihrer gene-
tischen Entwicklung seinem Verständnis zu er-
schließen. Die Geistesarbeit der großen modernen
Kunsthistoriker und Philosophen, der Winckelmann
und Lessing, der Schelling und Vischer, der Semper
und Schnaase, — um nur diese hier zu nennen, —
deren Resultate keinem wahrhaft Gebildeten ver-
borgen bleiben sollten: sie ist in erster Linie als
ein bleibendes Vermächtnis für unsere künstlerische
Jugend zu erhalten und zu mehren. Wer diese hohe
und heilige Aufgabe als Lehrer der Kunstgeschichte
in der einfachsten und eindringlichsten Weise zu
lösen versteht, der ist der rechte Mann an seinem
Platz!

a v. l.
 
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