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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Der Schluss der Londoner Kunstsaison
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Lier, Hermann Arthur: Die dritte internationale Aquarellausstellung in Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0017

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Die dritte internationale Aquarellausstellung in Dresden.

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trachtete, ein Gemälde, so zu sagen, geschenkt
z" erhalten , vielmehr war Lord Dudley ein Be-
schützer der Kunst im großen Stile. Die Anzahl der
Nummern des Katalogs war verhältnismäßig nur
klein, 91 Bilder, von denen die Niederländer zuerst
versteigert wurden. Unter diesen nimmt unstreitig
die Landschaft von Hobbema mit Figuren von A. v. de
Velde den ersten Platz ein. Waagen sagt über
dieses Kunstwerk: „Es ist ein Meisterwerk und ein
Gemälde, welches dem Wert einer ganzen Galerie
gleichkommt, und mit dem wenige Bilder in der
Welt den Vergleich aushalten können." Der Ver-
kaufspreis betrug 9600 L. Ein kleiner F. Mieris,
„der verliebte Kavalier", erzielte 3570 L. Dieses
chef-d'oeuvre ist einzig in seiner Art in Erhaltung,
Harmonie der Farben, Zeichnung und sorgfältiger
Ausführung. Unter den 64 italienischen Bildern war
das Hauptstück die Kreuzigung von Raffael, ganz
in der Manier seines Lehrers Perugino gehalten.
Lord Dudley kaufte das Gemälde vom Fürsten von
Canino, und dieser erstand es vom Kardinal Fesch.
Raffael malte das Bild für die Familie Gavari, die
es der Dominikanerkirche inCittä diCastello widmete,
woselbst es über 300 Jahre verblieb.

Das Kunstwerk bleibt in England; der neue
Besitzer Mr. Mond zahlte dafür 11 130 L., der von
der englischen Nationalgalerie dem Herzoge von
Marlborough vor einigen Jahren gezahlte Preis für
dessen Raffael betrug 75 000 L. Wenn dies Bild
als unzweifelhaft echt bezeichnet werden muss, so
kann Gleiches nicht von dem Gemälde gesagt werden,
welches den Namen „La vierge ä la legende" führt.
Dieses Werk erreichte trotzdem einen Preis von 3200 L.
Das Berliner Museum erstand bekanntlich das große,
sehr schöne Altargemälde des Venezianers Crivelli
für 147 000 Mark. Die im ganzen realisirte Summe
von l()l 320 L. ist die größte, welche an einem Tage
bisher bei Christie erreicht wurde. —

v. SCHLEINITZ.

DIE DRITTE INTERNATIONALE
AQUARELLAUSSTELLUNG IN DRESDEN.

(Schluss.)

Bietet der deutsche Teil der Ausstellung bei
aller Tüchtigkeit einzelner Werke nur wenig Neues,
so ist die vom Ausland gekommene Anzahl von Bil-
dern zwar nicht groß, aber dafür mit wenigen Aus-
nahmen um so interessanter. Allerdings sind Italien
nr>d die Niederlande nur spärlich und unbedeutend
vertreten, so dass ein Vergleich mit dem in früheren

Ausstellungen Gebotenen kaum gezogen werden kann.
Die Aufzählung des Guten hält also hier nicht lang
auf. Dazu gehören aus der Gruppe der Italiener
die vollendet schönen Bleistiftzeichnungen von Cornelia
Paczlca, geb. Wagner, in Rom, ein ungemein zart
gestimmter Kanal von Filiberto retiti in herbstlicher
Beleuchtung, zwei kleine Genrebilder von dem in
London lebenden Caffieri, Frauen und Kinder am
Meeresstrand darstellend, und eine als „der Glaube"
bezeichnete Frauengestalt von Erulo Eroli. Aus
der holländischen Abteilung genügt es, die Arbeiten
Nicolaas van der Waays anzuführen. Er versteht es,
gleichzeitig elegant und flott zu sein und mit we-
nigen breiten Pinselstrichen seine Absicht zu errei-
chen. Seine „Versammlung" einer Herrengesellschaft,
die über irgend einen Gegenstand beratet, ist von
ähnlicher Lebendigkeit wie Dettmans „Judenbörse",
seine Dame in Rosa aber gehört zu den vortrefflich-
sten Darstellungen weiblicher Schönheit in der Aus-
stellung. Dieses Lob kann man dem „Lachenden
Kopf" des Pariser Modemalers Besnard nicht nach-
sagen. Vielmehr haben wir es hier mit einer
Karikatur zu thun, die den Künstler bei uns wenig
günstig einführt und geeignet ist, ganz falsche Vor-
stellungen über seine Bedeutung zu erwecken. Weit
vorteilhafter ist der Eindruck, den die ausgestellten
Proben von der Kunst Bautet de Monvels erwecken.
Monvel zeigt im Gegensatz zu Besnard, dass in
Paris neben dem Streben nach dem Ungewöhnlichen
und Bizarren, das verblüffen und blenden soll, auch
der Zug zum Einfachen vorhanden ist, der allerdings,
echt französisch, sofort wieder einen extremen Charakter
annimmt. Das beeinträchtigt in unseren Augen die
im übrigen so schönen, namentlich in der Zeichnung
gelungenen drei Illustrationen des Künstlers zu einem
französischen Roman, kommt aber dem reizenden
Bildnisse eines kleinen Mädchens sehr zu gute.
Weitere mehr oder minder wertvolle Leistungen
von französischen Künstlern sind die von Daffnan-
Bouveret, Maria Joseph Jwill, Charles Lueien Leandre,
Madeleine Lemaire, Lhermittc und dem Wiener Ribarx.
Ihnen reihen sich einige deutsche Maler, die in Paris
ihre weitere Ausbildung suchen, an. Mit schö-
nem Erfolg hat dies Julius Wengel gethan, dessen
Bildnis seiner Frau einen ansehnlichen Fortschritt
über seine früheren Arbeiten hinaus bedeutet.
Von Stettens Pastellbildniss eines offenbar leidenden
Mädchens mit schwarzem Haar in eigentümlicher
violett-blauer Beleuchtung ist sichtlich von Dagnan-
Bouveret beeinflusst. Engelliarts „Konzert-üafehaus"
ist vortrefflich beobachtet, hat aber einen unserem
 
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