Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Rubens' heilige Cäcilie im Berliner Museum, gestochen von G. Eilers
DOI Artikel:
Die Zimbabwe-Ruinen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0024

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
35

Die Zimbabwe-Ruinen.

36

sitz des Königs Friedrich II. von Preußen über, aus
dem es in das Berliner Museum gekommen ist.

Als Professor Gustav Eilers, der sich durch eine
Reihe höchst fleißiger Grabstichelblätter, vornehmlich
durch die mustergültige Reproduktion des Morett und
des Kaufmanns Gyze nach Holbein bekannt gemacht
hat, an die Aufgabe ging, von der heiligen Cäcilie die
erste würdige Ubersetzung in die Ausdrucksweise der
schwarzen Kunst zu geben, war er sich von vornherein
klar darüber, dass dieser feinen Blüte des Rubens'-
schen Kolorismus mit dem Grabstichel nicht beizu-
kommen ist. Er wandte deshalb eine kombinirte
Technik an, indem er zunächst das ganze Bild ra-
dirte und dadurch etwas der Untermalung Adäquates
schuf. Dann nahm er den Grabstichel zur Hand
und brachte damit namentlich in den Fleischpartien,
im Antlitz und im Halse der Heiligen und in den
nackten Körpern der Engelsbübchen jenen leuchten-
den Schmelz, den das kräftige Impasto des Meisters
dem Urbilde verliehen, zur vollen Anschauung und
Wirkung. Endlich half er noch mit der kalten
Nadelnach, und aus der Verbindung dieser Methoden
ist eine Reproduktion erwachsen, welche die durchsich-
tigen Schatten, die Reize des Helldunkels und die
unendliche Mannigfaltigkeit der ineinander über-
fließenden Halbtöne ebenso treu widerspiegelt, wie
die in volles, blondes Licht getauchten Stellen, ohne
dass letztere aus der bezaubernden Harmonie des
Farbenkonzerts herausfallen.')

Es ist merkwürdig, dass auch dieser zweite
Stich nach der heiligen Cäcilie einem Missgeschick
begegnet ist. Als die Arbeit des Stechers schon
ziemlich weit vorgerückt war, wurde das Bild einer
Reinigung unterzogen, und dabei ergab es sich, dass
es an manchen Stellen, namentlich in der Gewandung
der Heiligen, durch Übermalungen, vermutlich im
vorigen Jahrhundert, verunstaltet worden war. Nach-
dem diese Zuthaten beseitigt worden waren, erschien
die Handschrift des Meisters in ihrer ursprünglichen
Reinheit, deren Echtheit übrigens durch einen Ver-
gleich mit dem alle Äußerlichkeiten genau wieder-
gebenden Witdoeck'sclien Stiche bestätigt wird. Da-
nach war Eilers genötigt, seine Arbeit einer gründ-
lichen Umwandlung zu unterziehen, die für ihn aber

1) Das Blatt, dessen Stichgröße 00:44 cm beträgt, ist
in zwei Abdrucksgattungen, in 60 Frühdrucken auf echt
Chinapapier mit Rubens' Bildnis als Marke und in Schrift-
drucken auf Chinapapier, im Selbstvorlage des Stechers er-
schienen. Den Vertrieb hat die Kunsthandlung von Paul
Bette in Berlin übernommen.

den Vorteil hatte, dass er noch tiefer in den Geist
des Rubens'sehen Stils in seiner höchsten Entwick-
lung eindringen konnte.

ADOLF ROSENBERG.

DIE ZIMBABWE-RUINEN.

Mr. Theodor Beut, der wohlbekannte Afrika-
reisende und Archäologe, hielt bei Gelegenheit des
Orientalistenkongresses in London einen längeren Vor-
trag über seine Forschungen und Ausgrabungen der
Zimbabwe-Ruinen. Er war bei deren Vornahme von
seiner Gemahlin begleitet, die unerschrocken alle
Gefahren teilte und speziell alle photographischen
Aufnahmen machte. Westlich des Sabaeflusses sind
zahlreiche Komplexe von Ruinen über das ganze
Land zerstreut. Derjenige Teil der Ostküste Afrikas,
der heute Sofala genannt wird und unter portugie-
sischer Herrschaft steht, wurde einst als das Land
Ophir und Sitz der Königin von Saba angesehen,
ob mit Recht, kann auch heute noch nicht ent-
schieden werden; indessen der uralte Name „Sabae-
fluss" lässt eine gewisse Ideenverbindung als gerecht-
fertigt erscheinen. Die von dem Reisenden entdeckten
Ruinen liegen 15 englische Meilen von dem Fort
Viktoria entfernt. Die großen Zimbabwe-Ruinen
nehmen einen sehr bedeutenden Flächenraum ein und
bestehen aus einem massiven, kreisförmigen Gebäude
auf einem mäßigen Hügel, von wo aus sich ein weit
verzweigtes Netz von Baulichkeiten das Thal ent-
lang zieht, während auf einer 400 Fuß hoch ge-
legenen Felsenplatte in ungeheurer Ausdehnung eine
labyrinthartige Festung angelegt ist. Die Höhe der sie
umgebenden Mauern beträgt 30 Fuß, ihre Dicke
16 Fuß, und zwar in so regelmäßiger und mühsamer
Konstruktion, dass man dieselbe wohl sicher als
Sklavenarbeit ansehen kann, da Zeitdauer kein Hin-
dernis gewesen zu sein scheint. Viele Beweise
deuten darauf hin, dass in den aufgefundenen Türmen
die Kultusceremonien stattfanden.

Die Festung umschloss in der Mitte einen Tempel,
in dem Gefäße aus Diorit-, Speck- und Seifenstein
standen, die mit Figuren und Jagdscenen bemalt
waren. Die interessantesten Entdeckungen knüpfen
sich an die frühere Goldgewinnung. Dass Gold hier
in großen Mengen vorhanden gewesen sein muss,
ist mit Sicherheit zu behaupten, da selbst minder-
wertige Waffen und geringfügige Gegenstände aus
anderen Metallen gelegentlich mit Gold reparirt
sind. Als Resultat der Entdeckungen hält der
Forscher folgendes für höchst wahrscheinlich: die
 
Annotationen