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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die Zimbabwe-Ruinen
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Frimmel, Theodor von: Die Gemälde des Zeitblom und Schülein in der ungarischen Landesgalerie
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0025

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Die Gemälde dos Zeitblom und Schülein in der ungarischen Landesgalerie. — Bücherschau.

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Ruinen gehören nach ihrer Bauart, Herstellungsweise
und Eigenart keinem bisher bekannten afrikanischen
Stamme an, jedenfalls zeugen sie aber von einem hoch-
entwickelten und civilisirten Volke, welches Gold
produzirte und zum Schutz hierfür die befestigte
Stadt angelegt hatte. Die vorgefundenen Überreste,
so namentlich schönes arabisches Glas, kleinere Vögel
als Amulette, deuten auf Arabien, Asien und das
graueste Altertum hin; ebenso stellen die steinernen
Vögel die assyrische Astarte oder Venus, jedenfalls
das weibliche Element in der Natur, vor. Die großen
Zimbabwe-Ruinen sind nicht phönizischen, wohl aber
vor - mohammedanisch - arabischen Ursprungs, dann
aber tritt unverkennbar persischer Einfluss hervor.
Forts ähnlicher Art, wie die Hauptruinen, sind im
ganzen Lande zerstreut. v. SOHL.

DIE GEMÄLDE DES ZEITBLOM UND SCHÜ-
LEIN IN DER UNGARISCHEN LANDES-
GALERIE.

Jahrzehnte lang und bis in die neueste Zeit
haben die Tafeln mit dem Tod der Maria und den je
drei Heiligen daneben als inschriftlich beglaubigte
Werke Zeitblom's und Schülein's gegolten. Diese
Tafeln stammen aus Münster bei Augsburg und
waren eine Zeitlang im Besitz Ipolyi's, der sie der
ungarischen Landesgalerie übermachte. Ein genaues
Studium der Inschriften auf diesem Münsterer Altar-
werk veranlasste mich, in meinen „Kleinen Galerie-
studien" (S. 248 ff.) die angebliche Bezeichnung mit
den Künstlernamen für falsch zu erklären. „Was
man . . . heute auf den Tafeln liest, stammt wohl
kaum aus Münster, sicher nicht aus Zeitblom's Werk-
stätte, sondern ziemlich wahrscheinlich aus der Zeit
der Boisseree, der Zeit von Grüneisen und Mauch,
aus der Zeit des Restaurators Eigner." Nun finde
ich nachträglich in Naumann's Archiv für die zeich-
nenden Künste (VI, 1860, S. 18) eine Mitteilung
E. Harzen's über die Münsterer Tafeln, die meinen
Hinweis auf den verdächtigen Eigner überaus kräftig
stützt. „Das erwähnte Flügelbild" (so heißt es von
jenem angeblich signirten Flügel mit S. Gregorius,
Johannes Evangelista und Augustinus) „befand sich
noch im vorigen Jahre im Atelier des Herrn Konver-
sators Eigner zu Augsburg aufgestellt, dessen Güte
ich die Mitteilung der betreffenden Partikularien ver-
danke." Hier hätten wir's also: die Inschriften mit
den Künstlernamen stammen fast sicher von Eig-
ner's geschickter Fälscherhand, die demnach in die
Zeitblom-Schülein-Frage. mutatis mutandis, eine ähn-

liche Unordnung gebracht hätte, wie ehedem auch
in die Holbeinfrage durch die berüchtigte Inschrift
auf einem der Augsburger Bilder. Also, Ehre dem
Eigner'schen Andenken!

Uber die Identität des Altarwerkes aus Münster,
das durch Eigners Hände gegangen ist, mit den
Tafeln, die gegenwärtig in der ungarischen Landes-
galerie zu sehen sind, giebt es keinen Zweifel, da
Harzen's Beschreibung hinreichend genau ist, um
eine Verwechslung auszuschließen.

Wien, 27. August 1892.

Dr. TH. v. FRIMMEL.

BÜCHERSCHAU.

Die Kunstlekre Dante's und Giotlo's Kunst. Antrittsvor-
lesung von II. Janitschek. Leipzig, Brockhaus 1892. S. 8.

* Im Eingange beschäftigt sich der Autor mit der Be-
griffsbestimmung und den Aufgaben der Kunstgeschichte und
definirt diese mit seinem Vorgänger Anton Springer als
,,einen Ausschnitt aus der Geschichtskenntnis eines Volkes,
einer Zeit", in dem nicht bloß die Gesetze darzulegen sind,
„unter welchen das Schöne, keimt und ausreift", sondern
durch den „auch Auge und Seele für die Wahrnehmung des
Schönen in den Kunstwerken der Vergangenheit und Gegen-
wart" erzogen werden sollen. „Das Kunstwerk ist nie etwas
anderes als ein durch die künstlerische Anschauung revi-
dirtes Stück Natur." Und da die künstlerische Anschauung
nicht bloß von dem Temperament des Künstlers abhängig,
sondern auch durch Ort und Zeit bedingt ist, müssen diese
bestimmenden Faktoren durch die Kunstgeschichte genau
erforscht werden, um den richtigen Standpunkt für die Wür-
digung der Kunsterscheinungen zu gewinnen. — Für die
Kunst Giotto's, zu deren Betrachtung Janitschek dann über-
geht, ist die Kunstlehre Dante's längst als grundlegendes
und erklärendes Element nachgewiesen. Schnaase besonders
hat die innere geistige Verwandtschaft beider treffend er-
örtert. Aber die künstlerischen Anschauungen des grollen
Dichters blieben im einzelnen noch schärfer zu präzisiren
und auf ihre Wurzeln sowohl in den Stimmungen seiner
Zeit als auch in den Systemen seiner Vorgänger zurückzu-
führen. Dies bildet den weiteren Inhalt des Janitschek'schen
Vortrags. Die Untersuchung gipfelt in den Sätzen: „Dar-
stellen kann der Künstler (nach Dante's Lehre) nur, was er
innerlich zu erleben vermag. Lebenswahrheit ist das höchste
Ziel des Künstlers." Da liegen die tiefen Analogieen mit der
Kunst Giotto's. Während die Kunst des Mittelalters Hand-
werk blieb und es auch durch Cimabue nur zu der erhaben-
sten Stufe strenger Typik brachte, beginnt in Giotto zum
erstenmal die Seele des künstlerischen Individuums sich zu
regen; „energische Mitempfindung durchdringt den evange"
Ü3chen oder legendarischen Stoff"; darin wetteiferte Giotto
als Maler mit Dante als Poeten; er entdeckte „die Natur der
Seele für die Malerei, wie Dante für die Dichtung", und darf
deshalb an die Spitze der Künstler des Rinascimento gesetzt
werden, wenngleich erst seinen Nachfolgern, den Meistern
des Quattrocento, die „Entdeckung der äußern Natur", und
damit die volle Befreiung von den Fesseln des mittelalter-
lichen Stils gelang. Jene Wahrheit in der Schilderung des
Seelenlebens aber, „die Energie in den Ausdrucksformen",
hat die Zeitgenossen so begeistert, dass sie die äußerlichen
 
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