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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die neuesten Erwerbungen für das British Museum: Von den Baulichkeiten und Skulpturen zu Persepolis und Pasargada. - Das Monument des Cyrus. - Die Inschrift von Bisutun
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0055

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEEAUSGEBEB:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BEELIN SW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. IV. Jahrgang. 1892/93. Nr. 7. 1. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

DIE NEUESTEN ERWERBUNGEN FÜR
DAS BRITISH MUSEUM.

Von den Baulichkeiten und Skulpturen KM Persepolis und
Vasargada. — Das Monument des Cyrus. — Die Inschrift
von Bisutun.

In der Wissenschaft und Litteratur haben die
Perser wenig geleistet, dagegen zeugen für ihre
Geschicklichkeit in den bildenden Künsten die groß-
artigen Ruinen des reizend gelegenen Persepolis, be-
stehend in Trümmern von Königsburgen und Pa-
lästen mit Thorhallen, Säulengängen, Marmortreppen
und Wänden voll Inschriften und Bildnereien, sowie
in Königsgräbern und in zahllosen Uberresten von
Statuen, Basreliefs und andern Skulpturwerken,
welche Götter und symbolische Wundertiere, unter-
jochte Völker, Geschenke bringende Boten, sowie
dienende Hofleute in geschmückten Gewändern dar-
stellen und uns ein Abbild des ganzen persischen
Staatslebens geben.

Um die nach langen Kämpfen schwer errun-
gene Reichseinheit des persischen Weltreichs durch
ein symbolisches Denkmal zu verewigen, ließ Darius
Hystaspes durch heimische und fremde Werkmeister
die neue Haupt- und Totenstadt Persepolis er-
bauen, die für das ganze Reich dasselbe sein sollte,
was Pasargada für die Landschaft Persis war. Perse-
polis wurde gleichsam die Hülle oder der Leib des
von der Volkssage verklärten Musterfürsten und
Lichtbekenners „Dschemschid", dem Darius nach-
eifern wollte. Alexander der Große soll nach einem
schwelgerischen Mahle, und entrüstet über die furcht-
baren Verstümmelungen an 800 gefangenen Griechen,
welche durch die Perser verübt waren, selbst die

Brandfackel in die Prachtgebäude von Persepolis
geschleudert haben, um durch die Zerstörung des
alten Herrschersitzes den Anfang einer neuen ge-
schichtlichen Zeit zu bezeichnen und die Zerstörung
der griechischen Tempel zu rächen. Die Ruinen
von Persepolis und Pasargada reden noch jetzt
von der alten Pracht dieser Wiege des persischen
Königsgeschlechts. Während Susa (die Schöne) in
einer Kiesebene, entfernt vom Material zum Bauen
von Palästen, liegt dagegen Persepolis unmittelbar
an den blauen Kalksteinbrüchen, aus welchen diese
erbaut wurden. Leider führt die Hauptkarawanen-
straße von Ispahan nach Schiras an den Ruinen von
Persepolis vorüber, und jeder Reisende verstümmelt
mehr oder weniger die Monumente, um Andenken
mit in die Heimat zu bringen. Die Kunstarbeiten,
welche meistens in den soliden Felsen eingehauen
und von kolossalen Dimensionen sind, oder sich
auf gewaltigen Blöcken befinden, fortzuschaffen, ist
fast unmöglich. Selbst wenn man die Blöcke zer-
sägen wollte, würde ihre Handhabung allen Mitteln
des gewöhnlichen Transports spotten, da der Weg
nach dem nächsten Hafen, Bushire, noch immer
213 englische Meilen beträgt und durch gebirgiges
Land und über Pässe von 7500 Fuß Höhe führt,
wo nur einzelne Maultiere mühsam einen Pfad finden.
Wir können uns daher beglückwünschen, dass Perse-
polis im Ganzen als Monument erhalten bleiben wird
und nicht nur „magni nominis umbra".

Bisher befand sich in England nur wenig Mate-
rial von dort und dieses stammte aus der Expedition
von Dieulafoy; so einzelne Bruchstücke von Bas-
reliefs im British Museum, Geschenke des kunst-
 
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