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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0070

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127 Kunstlitteratur. — Nekrologe. — Wettbewerbungen. — Denkmäler. — Sammlungen und Ausstellungen.

128

Stelle lieber eine Wiederholung des Jugendbildes der Ge-
liebten gesehen.

Interessant sind die beiden Bilder zu S. 18 und S. 205,
das Goethehaus in Frankfurt und der Hof desselben, die erste
Ansicht vor dem Umbau gedacht. Wir sagen gedacht, denn
nach der Natur sind beide Bilder nicht entworfen. Ks sind
Zeichnungen, die Reiffenstein etwa um das Jahr 1830, doch
wohl mit starker Zuhilfenahme der Phantasie, angefertigt
hat. Überaus wirksam ist die schöne Heliogravüre, nach
dem Schadow'schen Standbilde der beiden Prinzessinnen
Louise und Friderike von Mecklenburg-Strelitz. Höchst will-
kommen sind auch die verschiedenen Ansichten vom Ross-
markt und des Hauses, in welches Frau Rat Ende Juni 1795
einzog, und wo sie bis an ihr Lebensende wohnte. Der
Holzschnitt des Jahrmarktsfestes in Plundersweilen, nach dem
Aquarell von Kraus (ob direkt?) gemacht, wird vielen
Lesern willkommen sein, zumal Verf. ihn überaus geschickt
erläutert hat. Bekannt war das Bild schon durch frühere
Wiedergaben, z. B. in Kürschner-Spemann's Goetheausgabe.
Neu war uns des Verfassers Nachweis von einer Darstellung Klop-
stock's und seiner Anhänger auf diesem Bilde. Sie ist jedoch
überzeugend. Die Bilder, das Scharmützel vor dem Bocken-
heimer Thor am 22. April 1796, Fürst Primas von Dalberg,
Paläophron und Neoterpe haben den Referenten wenig an-
gesprochen, er hatte beim letztgenannten, das er, einfach ge-
sagt, scheußlich findet, nicht die Empfindung der Frau Rat,
die einen schönen Rahmen dazu verfertigen, ein Glas darüber
machen und es in ihrem Schlafzimmer zum beständigen An-
schauen aufhängen wollte. Aber gerade die Vorliebe der
Frau Rat rechtfertigt ja die Wiedergabe des Bildes in Heine-
mann's Buch. Die vierte Auflage bringt eine neue Ver-
mehrung des Bilderschmuckes: das Bild des Vaters der Frau
Rat (aus Kessler's Gedenkblättern) und ein Bild von Joh.
Heinrich Merck nach einem Stich von Weger, der auf ein
Bild in Lavater's Physiognomik zurückgeht. W. A.

KUNSTLITTERATUR.

* Eine neue Michelangelo-Biographie. Von John Ad-
dington Symonds, dem Verfasser des bekannten Werkes über
die Renaissance in Italien, ist bei J. C. Nimmo in London
ein zweibändiges Leben Michelangelo's erschienen, das seine
Aufgabe namentlich darin sucht, das im Buonarroti-Archiv
zu Florenz befindliche handschriftliche Quellenmaterial dem
modernen Leser zugänglich zu machen und außer Michel-
angelo selbst in seinen Briefen und Aufzeichnungen vor-
nehmlich dessen alte Biographen, Condivi und Vasari, zum
Worte kommen zu lassen. Das Buch ist sehr gediegen aus-
gestattet und vortrefflich illustrirt.

— Von der Bibliothiqne de l'enseig nement des Beaux-
Arts ist soeben der 41. Band, enthaltend l'Archeologie chre-
tienne, erschienen.

NEKROLOGE.

— Am 30. November starb in Paris an den Folgen
eines Schlagflusses im Alter von 70 Jahren der Maler Peter
Galland, Lehrer der dekorativen Kunst an der Schule der
schönen Künste.

0 Der Stilllebenmaler Rene Groenland ist am S. Dezember
im Alter von 43 Jahren in Berlin gestorben.

WETTBE WERBUNGEN.

G. Berlin. Der große akademische Staatspreis wird für
das Jahr 1893 für „Bildhauer" und „Maler" ausgeschrieben.
Der Wettbewerb ist den Statuten entsprechend ein freier;

eine Aufgabe ist nicht erteilt. Aus den einzureichenden
Werken muss die Fähigkeit des Urhebers sprechen, sich
auf dem Gebiete der idealen und monumentalen Kunstrich-
tung weiter auszubilden. Das Stipendium beträgt je 3300 M.
und ist der Sieger verpflichtet, eine einjährige Studienreise
nach Italien zu unternehmen. — Die Konkurrenzarbeiten
sind bis zum 15. Mai 1893 an den Senat der Königlichen
Akademie der Künste einzureichen; sie können aber auch
den Kunstakademien zu Düsseldorf, Königsberg i./Pr., Kassel
oder dem Staedel'schen Kunstinstitut zu Frankfurt a./M.
unterbreitet werden. Die Zuerkennung der Preise erfolgt
im Monat Juni 1893. — Ausführliche Programme können
von allen höheren Kunstunterrichtsinstituten Deutschlands
bezogen werden.

DENKMÄLER.

G. Berlin. Der Bildhauer Professor Reinhold Begas hat
nunmehr definitiv den Auftrag zur Anfertigung des „Kaiser
Wilhelm-Nationaldenkmals" erhalten.

— Am 19. November ist in Montpellier auf dem Kirch-
hofe St. Lazare das Denkmal für den 1889 gestorbenen
Maler Alexander Cabanel eingeweiht worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

%* Die letzte große Berliner Kunstausstellung, die wieder
die Akademie veranstaltet hatte, hat, trotzdem sie nur 78
Tage gedauert, ein günstiges Ergebnis gehabt. Sie ist von
316080 zahlenden Personen besucht worden, zu denen noch
mehr als 6000 Inhaber von Saisonkarten hinzukommen. Ein-
gesandt waren im ganzen 2973 Arbeiten, von denen nach
dem Spruche der Jury 716 zurückgewiesen wurden. Zwei
Drittel der Gesamtausstellung stammten aus Berlin. Ver-
kauft wurden 146 Arbeiten im Werte von zusammen 170000 M.
Die Ausgaben stellten sich im ganzen auf rund 154000 M.,
die Einnahmen auf mehr als 165000 M., so dass der erzielte
Überschuss die Summe von 11000 M. übersteigt.

%* i%er die Begründung einer neuen Britischen Na-
tionalgalerie wird der „Frankfurter Zeitung" aus London
geschrieben: Nachdem der Mäcen Mr. Täte sich mit dem
gegenwärtigen Schatzkanzler Harcourt über den Platz für
ein Museum geeinigt, in welchem seine der Nation zum Ge-
schenke angebotene Gemäldesammlung Aufstellung finden
soll, wird auch London endlich seines „britischen Luxem-
bourgs" sicher sein. Die von Mr. Täte angebotene Galerie
wird jedenfalls, was die Zahl der darin vertretenen britischen
Künstler und die Auswahl ihrer Werke betrifft, einen vor-
züglichen Kern zu dem neuen Museum für britische Malerei
bilden. Am glücklichsten unter allen englischen Malern ist
Sir John Millais vertreten mit drei seiner künstlerisch voll-
endetsten und populärsten Bilder „Das Thal der Ruhe",
„Ophelia" und „Die Aufsuchung der Nordwest-Passage". Von
Sir Frederik Leighton befindet sich darin ein Bild aus der
letzten Academy - Ausstellung „Die See giebt ihre Toten
wieder", das ursprünglich für eine Kathedrale bestimmt war.
Glücklich gewählte Beispiele der englischen Genremalerei
unserer Tage sind Orchardson's „Der erste Tanz" und „Liebes-
zank oder die gespaltene Laute", sowie Filden's „Der Doktor".
Von dem Landschafts- und Seemaler Mr. Hook besitzt die
Sammlung zwei meisterhafte „Küstenscenen aus Devonshire".

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

%* Ein „Deutscher Kunstverein" ist vor einiger Zeit in
Berlin begründet worden. Dieser Verein hat sich das Ziel
gesteckt, die Kunst zu fördern und das Interesse und Ver-
 
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