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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die Winterausstellung im Künstlerhause zu Budapest
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Deutsche Baukonkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0140

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267

Deutsche Baukonkurrenzen.

268

— sondern sie ist eine zufällige, aber genügend vor-
zügliche Repräsentanz, die sich aus Ausstellern zu-
sammensetzt, die sich hier Medaillen, Preise oder Käufer
holten und stets mit Werken gerne wiederzukehren
pflegen, wie denn auch diesmal die hier bestens be-
kannten und stets gern gesehenen Meister Verstraete,
Jan Vcrhas, Leon Abry, Walter Firle, Joh. Normann,
Ludw. Munthe, Paul Peel, Jose Villegas, Bompiani und
Lancerotto sich wieder einstellten. Neu bekannt
werden wir mit Jose Oarnelo's verhindertem Duell,
dem an Umfang größten Bilde der Ausstellung,
und mit Artur Ferraris, der eine bunte Straßenscene
aus Kairo und ein vornehmes Frauenbildnis von
elfenbeinerner Glätte und akademischer Eleganz aus
Paris einsandte. Von den Pastellbildern sind die
von Hans Alois Schräm, von den Aquarellen die von
Jose Villegas in erster Linie
zu nennen.

Auf die einheimischen
Künstler übergehend, ist zu-
nächst zu bemerken, dass man-
ches Vorzügliche und viel Gutes
da ist, dass aber in der stark
zunehmenden Künstlerzahl und
in der gesteigerten quantita-
tiven Produktion wenig Be-
deutendes, Neues, Packendes,
Originelles, ja nicht einmal
Sensationelles auffällt. Es be-
quemen sich alle in bekannten
Richtungen und Genres, stellen
hübsche Bilder aus, die dem
Publikum gefallen, die aber von
keiner Eigenart, keinem Ringen
und Kämpfen Zeugenschaft geben — und die Aus-
stellungsräume, die eigentlich für ernsthafte und ge-
diegene Bilder der berufene Kampfplatz wären,
bergen gefällige Bilder, der friedlichsten Betrachtung
gewärtig. In einer anderen Hinsicht aber ist die
Ausstellung bemerkenswert, und hierin finde ich
ihren eigentlichen Wert: es manifestirt sich da eine
lebendige Beziehung zwischen Kunst und Leben so
augenfällig und so unmittelbar, dass dies ihren
ganzen Charakter bestimmt. Und diese Wechsel-
beziehung ist Grundlage für das Aufkommen einer
nationalen Kunst. Dass diese sich ungestüm Bahn
bricht, dafür bürgt schon eine Schar von Maler-
kräften, die in diesem Sinne bereits in unserer
primären Generation sich selbst geschaffen hat. Dass
sie ohne Tradition entstehen konnte, ist ihr ur-
eigenstes Verdienst.

Grunrtriss der Kirche Sp. 271. (Kmpoien.)

Vom Allgemeinen zum Einzelnen übergehend,
ist zu erwähnen, dass die Malerei des großen Stils,
die der Stütze des Staates und der Kirche bedarf
— wegen Mangels solcher — auch fast gänzlich
fehlt. Ein historisches Bild von Jendressik und eine
Pietä von Ballo sind alles in allem, was diese
Richtung vertritt. Das Forträt, die Landschaft
und das Genrebild par excellence in seinen vielen
Formen, Arten und Abarten dominiren und ver-
drängen alles andere. Von Munkdcsy ist eine ganz
kleine Skizze, von Bencswr ein Frauen- und ein
Männerporträt, von Liezenmayer ein Genrebildchen
da. Vastagh ist schwächer vertreten als sonst. Pallik
ist der ständige und beste Repräsentant des Tier-
stücks; Spdnyi Mesterhazy und Mannheimer sind die-
jenigen der Landschaft. Bihari, Packa, Roskovits, Böhm,
Skutezky, Baditz, Hollosy, I'a-
taky, Peske, IJerel, Vdgo, Mar-
güay, Eisenhut, Bäsch und noch
viele andere nebst der ganzen
Bencsürschule sind die besseren
Vertreter der von uns gekenn-
zeichneten nationalen Kunst-
richtung. Hallo, Vajda, Neo-
grady, Halmi und I'ap sind im
Aufsteigen begriffen. Einem
zahlreichen Nachwuchs, —
mehr als ein Dutzend neuer
Namen begegnen uns — ist
dies noch vorbehalten. Er
macht sich durch starke In-
anspruchnahme von Raum und
Licht bemerkbar. Ist's darum,
dass ältere bekannte Meister
fehlen? Von Zichy, Wagner, Lötz u. m. a. finden
wir keinen Pinselstrich; auch der stets mit vor-
nehmen Porträtbildern reich vertretene Horowitz fehlt
diesmal ganz.

Von den Marmorstatuen gebührt derjenigen von
Strobl, die den Grafen Jul. Kärolyi darstellt, die
Palme. Sie ist ein Meisterwerk der Porträtkunst.
Budapest, Anfang Dezember 1892.

DEUTSCHE BAUKONKURRENZEN.

Das verdienstliche Unternehmen der Professoren
A. Neumeister und E. Häberledie bei den Wett-
bewerbungen deutscher Architekten versinnlichten
Baugedanken in handlichen Heften zu fixiren, hat,
wie zu erwarten war, lebhaften Beifall und rege

1) Deutsche Konkurrenzen. Leipzig, E. A. Seemann.
 
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