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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Die Märzausstellung der Düsseldorfer Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0167

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. IV. Jahrgang. 1892/93. Nr. 2(1. 30. März.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Kud. Mosse u. s. w. an.

DIL MÄRZAUSSTELLUNG

DER DÜSSELDORFER KÜNSTLER.

Als im November v. J. der bekannte Vor-
fall im Verein „Berliner Künstler" in Ange-
legenheit der Münch - Ausstellung die Geister auf-
einander platzen ließ, da konnte man bald darauf
in einer Kunst-Zeitschrift folgende interessanten
Aussprüche lesen: „Ich ärgere, mich lieber über
ein Bild, als dass ich mich davor langweile. (!)
Was wird die neue Kommission ausstellen?
lauter Bilder von — — —, dazwischen ei» fader
Düsseldorfer als seltene, ucenn auch nicht angenehme
Abwechslung, — Ich werde wohl nicht mehr hin-
gehen." (!) — Der letzte „Stoßseufzer" wirkt ein
wenig komisch am Schlüsse eines sonst ganz
treffenden „schneidigen" Artikels, aber was der
Verfasser so leichtweg über die Düsseldorfer Kunst
hingeworfen hat, giebt doch Anlass zum Denken.

Wer das Kunstlebender letzten Jahre in Deutsch-
land verfolgt hat, wird es erfahren haben, dass
obige Bemerkung und die ihr zu Grunde liegende
Geringschätzung ein, wenn auch nicht allgemeines,
so doch keineswegs vereinzelt dastehendes Vorurteil
ist. Eine merkwürdige Unbekanntschaft mit den Ver-
hältnissen der alten rheinischen Künstlerstadt hat
das Gerücht, dass man dort noch am alten Zopf
hängen geblieben sei, in die Welt gesetzt. Der
Grund ist leicht gefunden und liegt einmal in der bei
den heißen Kämpfen der fortschreitenden Gärhung in
jüngster Zeit ungewöhnlich stark auftretenden Riva-
lität der großen Kunstmetropolen und damit ver-
bundenen Irrtümern — so beispielsweise dem, dass

die Kunst in Düsseldorf nicht mit der raschen Ent-
wickelung Schritt gehalten — andererseits — vielleicht
selbstverschuldet — in dem entschieden zu geringen
Prozentsatz an starkem Selbstgefühl und Wagemut,
welche hingegen die jüngere Münchener Kunst
manchmal ein wenig prahlerisch, aber immerhin
interessant und kraftvoll erscheinen lässt. In Düssel-
dorf herrscht kein stark ausgeprägter „Korpsgeist"
mehr. Wenn man noch den unleugbaren Mangel
an ernster, verständnisvoller Kritik in Betracht zieht
— es giebt in Düsseldorf keine einzige Kunst/.eit-
schrift (!) und keine Männer von Gewicht und Ein-
fluss, die mit Geist und Mut Düsseldorfs Anteil am
deutschen Kunstleben vertreten — so hat man wohl
den Hauptschlüssel gefunden zu der ganz gebühren-
den Stellung, welche die Düsseldorfer Kunst in den
letzten Jahren nach außen hin einnimmt. „Klappern"
gehört ja zum Handwerk, und wer nicht sein
Teil mitklappert, wird bald übersehen. — Dass aber
just von Berlin aus jene liebenswürdige Bemerkung
gefallen ist, wirft ein so drolliges Licht auf den
unglücklichen Urheber, weil es ihm, als Kunst-
interessenten, nicht unbekannt sein sollte, dass die
Düsseldorfer Künstler lange vor ihren Berliner
Kollegen auf der „Höhe der Situation" standen!
Die scharfe Trennung war hier längst eingetreten,
bevor der Fall Münch den angehäuften Zündstoff
auch zuletzt in Berlin in Brand steckte. Soll denn
der traurige Zwist unter den Parteien innerhalb der
Genossenschaften sich in kleinlichen Zänkereien
zwischen den einzelnen Kunststädten fortsetzen?
Ein klein wenig vornehme Gesinnung und gegen-
seitiges Cielteulassen wäre eher am Platze.
 
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