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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Rosenberg, Adolf: Die grosse Berliner Kunstausstellung, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0257

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501 Kunstblätter. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Wettbe Werbungen. — Denkmäler. . 502

schaftsmalerei ein. Sie wächst und erweitert sich
in Deutschland von Jahr zu Jahr, während sie
in den übrigen Ländern Europa's immer mehr er-
starrt oder in der Willkür eines wüsten Impressio-
nismus untergeht. Die deutsche Landschaftsmalerei
ist nicht bloß universell in ihrem Stoffgebiet, son-
dern auch in ihrer Darstellungsart. Alle Mittel sind
ihr recht, die der strengen Zeichnung wie die der
sclmmmrigen Tonandeutung. Nur die poetische
Empfindung, das feine Gefühl für das geheimnis-
volle Seelenleben der Natur wollen die Meisten
dem Stumpfsinn naturalistischer Augen, die mit
flimmernden Blicken nur verschwimmende Töne,
keine Formen mehr sehen, nicht opfern. Als die
ideale Landschaft historischen Stils in Blüte stand,
würde man Konrad Lcssing's ,.Poststraße zwischen
Bruneck und Taufers" als ein Meisterwerk ge-
priesen, als die Verehrung vor den Meistern des
Paysage intime das A und 0 der Landschaftsmalerei
geworden war, würde man den See bei Herbst-
stimmung von Albert Arnz in Düsseldorf und die
Überschwemmung in Norfolk Broads (England) von
Karl Heffner als neue Offenbarungen der Kunst aus-
gerufen haben. Heute sind diese Biedermänner in
den Augen der modernen Stürmer und Dränger ab-
gethane Leute. Um so nachdrücklicher muss ihr
Verdienst von denen betont werden, die den ruhen-
den Pol in der Erscheinungen Flucht festzuhalten
suchen. ADOLF ROSENBERG.

KUNSTBLÄTTER.

* Ad. Braun in Dornach beginnt soeben seine
neueste, die Gemäldegalerieen Roms umfassende photogra-
phische Publikation. Es sind darin die berühmtesten und
wichtigsten Gemälde aus den öffentlichen und privaten Samm-
lungen der ewigen Stadt enthalten, allein aus der Galerie
Borghese 100 Bilder, aus der Galerie Doria 64, aus der Pina-
kothek des Vatikans 46, im ganzen 324 Blatt. Ein erläu-
ternder Text aus der Feder Direktor Ad. Vcnttiri's erhöht
den Wert der Veröffentlichung.

NEKROLOGE.

*** Der Landschaftsmahr Michael Emil Sachs, der Di-
rektor der Bezirksschnitzschule in Partenkirchen, ist daselbst
am 11. Juli im 57. Jahre gestorben. Er war ein Schüler
von Schirmer und Oswald Achenbach gewesen. Seine Land-
schaften behandeln zumeist Motive aus dem Rhein- und
Lahngebiet und den bayerischen Alpen.

*** Der Genremaler Heinrich Schaumann ist am 6. Juli
im 53. Lebensjahre zu Stuttgart gestorben. Das hervor-
ragendste seiner gemüt- und humorvollen Genrebilder, deren
Motive zumeist dem schwäbischen Volksleben entlehnt waren,
„das Volksfest in Canstatt", besitzt die Staatsgalerie in
Stuttgart.

\* Der Regierungsbaumcister Wilhelm Moeller, der bei
der städtischen Hochbauverwaltung in Berlin angestellt war,

ist am 1. Juli nach kurzer Krankheit im 10. Lebensjahre
gestorben. Er hat sich erst vor wenigen Monaten durch
seinen Entwurf für das märkische Provinzialmuseum in Berlin
bekannt gemacht, der mit dem ersten Preise gekrönt worden
ist und auch zur Ausführung bestimmt sein soll.

PERSONALNACHRICHTEN.

*** Zum Direktor des Clung-Musewns in Paris ist der
bisherige Konservator am Louvre, Saglio, ernannt worden.

*,* Der Bildhauer Karl Janssen, ein Bruder des Malers,
ist als Lehrer der Bildhauerkunst an der Kunstakademie zu
Düsseldorf angestellt worden.

WETTBE WERBUNGEN.

\* In der Konkurrent um den Bau des Richcckstiftcs
für Halle sind zwei gleiche Preise im Betrage von je 3250 M.
den Entwürfen von Schreiterer und Belou- in Köln und von
Engel in Berlin, ein Preis von 1500 M. dem Entwürfe von
Reimer und Kürte in Berlin zuerkannt worden.

DENKMÄLER.

Sprottau. Dem Dichter Heinrich Laube wird in seiner
Vaterstadt ein Denkmal errichtet werden, zu dem die Samm-
lungen bereits die Summe von 13000 M. ergeben haben;
weitere 5000 M. hat der Stiefsohn des Dichters, der Prof.
Hänel in Kiel, in Aussicht gestellt; von Seiten der Stadt ist
der Denkmalsplatz bereits zur Verfügung gestellt.

*#* Ein Denkmal für Morix ron Schicind, eine gemein-
schaftliche Arbeit des verstorbenen Oberbaurats v. Leins und
des gleichfalls verstorbenen Dresdener Bildhauers E. Ha'hnel,
ist am 4. Juli auf der nördlichen Praterinsel in München in
Gegenwart einer nur kleinen Gemeinde von Schülern, Freunden
und Verehrern des Meisters eingeweiht und der Stadt überj
geben worden. Maler Dr. Naue hielt die Gedächtnisrede.
Im Namen der Akademie legte Direktor v. Löfftz einen
Lorbeerkranz nieder.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*** Die deutschen Originalskulpturen der königlichen
Museen in Berlin , welche bisher in dem schlecht beleuch-
teten Erdgeseboss des Neuen Museums untergebracht waren,
haben, wie der „Reichsanzeiger" berichtet, eine Umstellung
erfahren, die der Sammlung in jeder Beziehung zum Vorteil
gereicht. Der nach der Südfront des Neuen Museums gelegene
Teilraum des ersten Geschosses, welcher bisher Gipsabgüsse
nach plastischen Werken der französischen Schule und das
Reiterbild Colleoni's enthielt, ist durch Scherwände und
Velarien von der Gipssammlung abgesondert und in vier
kleine Kabinette zerlegt worden. An ihren Wänden, auf
den Gesimsen und in Glasschränken haben die zahlreichen
Originalbildwerke der deutschen Schule ihre Aufstellung
gefunden. Die deutsche Skulptur ist bis zum Ende des
15. Jahrhunderts fast ausschließlich Kirchenkunst; für die
durch farbige Glasscheiben gebrochene Beleuchtung dos
Kircheninnern ist die Mehrzahl dieser Werke bestimmt. Ihre
Bemalung, die derbe Formbehandlung erklärt sich mit aus
dieser Bestimmung. Es war daher ein Wagnis, solche Kunst-
werke in allzu grelles Licht zu bringen; dagegen verlangten
die zahlreichen Erzeugnisse der plastischen Kleinkunst, die
dieser Abteilung angehören, eine günstigere Beleuchtung,
als sie ihr bisheriger Standort ermöglichte. Ihnen kommt
daher die Neuordnung in besonderem Maße zu gute. Für
die größeren Skulpturen hat man einen gedeckten grüngrauen
 
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