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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 4.1893

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Koehler, S. R.: Peter Symen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5367#0267

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521

Büolierschau.

522

des Simon Peter Tilmans von Hagens (nach dem
alle späteren gemacht worden zu sein scheinen) eine
Ähnlichkeit feststellen? Leider steht mir hier der
Stich von Hagens nicht zu Gebote und von den auf-
geführten Büchern kann ich nur Descamps in der
späteren Marseiller Ausgabe, 1842—43, finden. Der
Notiz „über Simon-Pierre Tillemans", Bd. I, S. 291,
ist ein Porträt beigegeben, „C. Eisen del. Ficquet
sculp.", auf Stein übertragen, wohl vermittelst des
anastatischen Verfahrens. In der Übertragung hat
es augenscheinlich erheblich gelitten. Ob dieses
Porträt auch auf dem Stiche von Hagens basirt, kann
ich nicht feststellen. Faucheux, im Katalog der
Werke Ficquet's, wo es unter Nr. 147 aufgeführt
wird, sagt darüber nichts. Jedenfalls stellt es einen
älteren Mann dar, der freilich für einen 67 er noch
etwas jugendlich aussieht. Lässt man jedoch diese
Frage des Alters beiseite, so kann man nicht umhin
zuzugeben, dass der Identität der Dargestellten auf
den beiden Bildern nichts im Wege steht. Die
Tracht hat sich geändert, —. Peter Symen trägt
kurze Haare und eine Mühlsteinkrause, Simon Peter
dagegen hat lange Haare, auf denen ein kleines
schwarzes Käppchen sitzt, und statt der Krause trägt
er einen flachen, vorn eckig geschnittenen Kragen,
aber die Kopfform ist dieselbe, die Augenbrauen
zeigen einen ähnlichen Schwung, Schnurrbart und
Kinnbart entsprechen sich auf beiden Bildern, nur
die Nase ist nicht mehr so fein, — wer weiß warum ?

Es soll hier keineswegs als klar bewiesen hin-
gestellt werden, dass Simon Peter Tilmans, Tillemans,
Tilmann, Tilinian, genannt Schenck, mit Van Dyck's
Peter Symen und dem Rubens-Justi'schen Pedro
Simon ein und dieselbe Person sei. Aber die Daten
stimmen annähernd, und eine positive Unähnlichkeit
liegt jedenfalls nicht vor. Will nicht einmal jemand
den Vergleich machen zwischen dem Stiche von
Hagensund dem der Ikonographie? Jedenfalls würde
ein solcher Vergleich mehr Beweiskraft haben, als
der sehr ungenügende, auf den ich mich beschränken
musste. S. Ii. KOEHLEß.

BÜCHERSCHAU.

Hofstede de Groot, Cornelis. Quellenstudien zur hollän-
dischen Kunstgeschichte: Arnold Houbraken und seine groote
Schouburgh. Haag, M. Nijhoff, 1893. 8».
Die Wertschätzung der ,.großen Schaubühne" des Hou-
braken hat schon erhebliche Schwankungen durchgemacht.
In den alten Hand- und Nachschlagebüchern, welche für
die Geschichte der Malerei in Betracht kommen, wurde Hou-
braken meist kritiklos ausgeschrieben. Dann kam eine ge-
waltige Welle über diese ruhige Fläche bequemer Vertrauens-
seligkeit. Man knüpfte an einzelne besonders auffällige

Irrtümer an und verwarf darnach allzusehr verallgemeinernd
das Ganze. Neuerlich erkennt man in Houbraken's Maler-
buch wieder eine ganz brauchbare Quelle. Freilich von
Fall zu Fall will dieselbe genau untersucht sein. Der Wider-
streit, der zwischen der Wertschätzung des Houbraken zu
verschiedenen Zeiten liegt, scheint es nun auch zu sein, wel-
cher den ebenso emsigen wie begabten Forscher Dr. C. Hofstede
de Groot dazu bestimmt hat, die „Große Schaubühne" auf
ihre Grundlagen hin zu durchforschen. Als Einleitung giebt
der Autor eine gründlich gearbeitete Monographie über Hou-
braken, die wir schon vor zwei Jahren als Inauguraldisser-
tation kennen gelernt haben. Der Hauptwert des ganzen
Buches liegt zweifellos in dem Nachweise der litterarischen
und ungedruckten Gewährsmänner, die Houbraken für sein
Malerbuch benutzt hat. H. de Groot beweist hier eine sel-
tene Vertrautheit mit dem Stoff, so dass sich wohl ruhig
annehmen lässt, er hätte Wesentliches nicht übersehen.
Auch in dem Abschnitte „Kunstwerke als Quellen" (S. 89 ff.)
wüssten wir zunächst keine auffallende Lücke nachzuweisen.
Hofstede de Groot giebt in diesem Abschnitte, der mit zu
den wichtigsten des neuen Buches gehört, eine Übersicht
über die Kunstwerke, die bei Houbraken erwähnt oder be-
schrieben werden, und merkt dazu an, ob sie noch jetzt er-
halten sind. Bezüglich des sogen. „Akerboom", dessen An-
sicht von Doornik bei Houbraken erwähnt wird, meinte
Wurzbach, es läge hier eine Verwechslung mit A. Verboom
vor, was man als möglich gelten lassen muss, solange man
von einem Maler „Akerboom" weder urkundliche Nachrich-
ten noch Werke kennt. Zu dem Namen „Flaman" (Ber-
tolet) sei bemerkt, dass E. Fetis, der die Schreibung der
Künstlernamen sehr genau nimmt und den Bertolet mono-
graphisch behandelt hat, diesen Maler „Flemalle" nennt.
| Bezüglich des Selbstbildnisses von M. Naiven, das Hofstede
de Groot erwähnt (S. 150), muss man dem Autor vollkom-
men beipflichten. Ref. hat das nette Bildchen selbst beim
Geh. Bat K. St. Michel in Mainz gesehen und nach den
Analogieen mit dem Bildchen im Ferdinandeum zu Innsbruck
und einem in Wiener Privatbesitz als Werk des Mat. Naiveu
erkannt.1) In diesem Zusammenhange sei die Vermutung
geäußert, dass eine büßende Magdalena der Dresdener Galerie
(Nr. 1723), die bisher keinen bestimmten Namen erhalten
hat, ein Werk des M. Naiveu sei. Die erste Abteilung des
Buches schließt mit einer vortrefflichen „Charakteristik der
Geschichtschreibung Houbraken's". Dass die „Groote Schou-
burgh" hier und da recht unkritisch ist, dass sie Klatsch
bringt, sich unzählige Missverständnisse zu Schulden kom-
men lässt, wird durch dieses Kapitel vollkommen klar: „Wo
uns daher irgend eine Angabe bloß durch Houbraken über-
liefert ist, müssen wir die Frage, ob sie Wahres enthält,
in jedem einzelnen Fall aufs neue prüfen und nach mehr
oder weniger subjektivem Ermessen entscheiden. Nur eine
Eigenschaft Houbraken's dürfen und müssen wir dabei immer
berücksichtigen. Es ist seine Klatschsucht, seine Anekdoten-
krämer ei." So Hofstede de Groot. Zu wünschen wäre, der
Autor dieser gründlichen Arbeit möchte uns neben dem ab-
sprechenden Ergebnis, das in diesen Worten ausgedrückt ist,
auch alle Stellen bei Houbraken angeben, deren Mitteilun-
gen von der neueren Kunstforschung bestätigt worden sind.
Die Sachlage scheint uns diese zu sein: die zahlreichen
Stellen bei Houbraken, für die nunmehr ältere litterarische
Quellen nachgewiesen sind, haben für uns keinen Wert mehr,
da wir nach den ursprünglichen Nachrichten zu greifen

1) Über die Bilder in Innsbruck und Wien vergl. „Chronique
des arts" 1891 (S. 207 ff.).
 
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