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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Der kunsthistorische Kongress in Nürnberg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0018

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. V. Jahrgang. 1893/94. Nr. 2. 19. Oktober.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewälir. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an.

DER KUNSTHISTORISCHE KONGRESS IN
NÜRNBERG.
II.

* Die zweite Sitzung am Vormittag des 26. Sep-
tember war den Bestimmungen des Programms
gemäß, die sich auch für die Zukunft als zweck-
entsprechend erweisen dürften, vorzugsweise der An-
hörung von Vorträgen gewidmet. Sie brachte den
Versammelten zunächst zwei ungemein interessante
Vorträge zweier Ausländer, des Prof. Dietrichson aus
Christiania über norwegische Holzarchitektur und
die norwegischen Bauten des deutschen Kaisers zu
Rominten, und des Prof. A. J. Wauters aus Brüssel
über Hans Memling. Der Norweger sprach deutsch,
der Vlame französisch, und jeder von beiden außer-
ordentlich charakteristisch für die Auffassung und
Vortragsweise der Nationen, denen sie ihrer Her-
kunft nach angehören. Aus beiden Leistungen war
für die Selbstkritik unserer heimischen Schulung
sehr viel zu lernen: von dem einen schlichte Un-
mittelbarkeit und innige Wärme, von dem anderen
lehrhafte Bestimmtheit und rednerische Zuspitzung
der Form.

Prof. Dietrichson wies den Zusammenhang der
norwegischen Holzkonstruktion mit den Gewohn-
heiten des heimischen Schiffbaues nach, dem wir
schon im uralten Wikinger-Fahrzeuge begegnen.
Aus der sorgfältigen widerstandsfähigen Spannung
des Kieles ihrer Schifferboote lernten die Norweger
auch die feste Fügung ihrer gewölbten Dächer, deren
Bögen, durch flache Schutzwände nach außen be-
schirmt, dem Toben der Stürme selbst in der rauhen

Heimat ruhig zu trotzen vermögen. Aus den Be-
dürfnissen dieses Klimas erklärt sich auch die innere
Disposition der Räume und der wesentliche Aufbau
der Häuser, während die Anlage der ältesten Holz-
kirchen, die auf uns gekommen — es sind deren 31
von ursprünglich etwa 800 noch mehr oder weniger
gut erhalten — wenigstens im Inneren auf den
fernen Ursprung der Bekehrer zurückdeutet, die das
Christentum von Irland herübergebracht haben. So
eröffnet sich der Forschung, welche die spärlichen
Reste der norwegischen Bauweise und ihre allmäh-
liche Entwickelung studirt, ein doppelter Ausblick,
auf die Bedingungen des Landes und die Lebens-
bedürfnisse seiner Bewohner nach der einen, und
auf die Einflüsse fremder Kultur und die Thätigkeit
irischer Sendboten nach der anderen Seite. Die Be-
schäftigung mit diesen charaktervollen Denkmälern
eines urwüchsigen Kunstbetriebes ist indes auch für
die moderne Entwickelung der Baukunst in Nor-
wegen nicht unfruchtbar geblieben. Glückliche An-
passung au die heutigen Bedingungen und sinn-
reiche Verbindung ererbter Motive haben die erfreu-
lichsten Ergebnisse erzielt, und ihr markiges Wesen
hat auch das Herz des deutschen Kaisers gewonnen,
so dass er sich entschloss, auf deutschem Boden die
norwegischen Bauten errichten zu lassen, in denen
er zu Rominten haust, wenn er gelegentlich, dem
geräuschvollen Treiben seiner Hauptstadt entrückt,
in einfacher Naturumgebung Erfrischung des Leibes
und der Seele sucht.

Professor Wauters erbrachte aus urkundlichen
und chronikalischen Angaben den sicheren Beweis,
dass Hans Memling deutschen Ursprungs gewesen
 
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