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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Schmid, Heinrich Alfred: Holzschnitte von Christoph Amberger
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0038

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57

Bücherschau.

58

im Stil auffallend mit den schon erwähnten Am-
herger'schen Landsknechten überein.

3) Nach dem Gesagten ist es auch sehr wahr-
scheinlich, dass der große Holzschnitt mit dem Brust-
bilde Karl's V., der von Barth a, a. 0. Nr. 517 abge-
bildet ist und genau in der Haltung mit dem
Gemälde der Berliner Galerie Nr. 55G von Amberger
übereinstimmt, auf eine Vorzeichnung des Malers
zurückgeht; besonders da der Stil ganz gut zu den
Landsknechtfiguren passt. Möglicherweise gehört
auch das Jugendporträt Karl's V., erwähnt von Nagler,
Monogrammisten Bd. I, S. 205 und Bd. II, S. 455,
hierher. Eine Kopie oder besser ein späterer Ab-
druck, mit Diirer's Monogramm versehen, ist abge-
bildet bei Hirth a. a. 0. Nr. 464.

Amberger's Holzschnitte stimmen durchaus zu
dem, was wir sonst über ihn aus seinen Porträts
und Historienbildern wissen. Während der jüngere
Breu sich durch Derbheit, aber nicht gerade durch
Mangel an Leben von den Künstlern der älteren
Generation unterscheidet, hat Amberger eine gewisse
Feinheit der Ausführung, selbst der Auffassung be-
wahrt, und wir vermissen bloß die Lebendigkeit und
die markige Charakteristik der Blütezeit. So zeich-
nen sich denn auch Amberger's Landsknechte durch
elegante Posen, eine äußerlich feine Auffassung aus;
aber es fehlt die natürliche Vornehmheit eines Burgk-
mair, auch das Leben und der Humor eines Breu
d. j. So steht der gefeierte Porträtmaler wenigstens
hier in der Schilderung von Volkstypen sehr hinter
seinem derberen Zeitgenossen Breu zurück.

BÜCHERSCHAU.

Katalog der im Oermanischen Museum befindlichen Ge-
mälde. 3. Auflage. Nürnberg, 1893. 8°.
Die dritte Auflage des Katalogs dieser interessanten und
in erfreulichem Wachstum begriffenen Sammlung erweist
sich gegen die vorhergehenden als stark berichtigt, und es
haben sich die Verfasser Reber und Bayersdorfer damit reich-
lich den Dank des kunstsinnigen und kunstgebildeten Publi-
kums verdient. Die Werke der Sammlung sind jetzt im
großen und ganzen vortrefflich bestimmt. Eine angenehme
Neuerung des Verzeichnisses ist die Beigabe von Illu-
strationen; ich bin zwar mit ihrer Auswahl nicht immer
einverstanden, man kann sich jetzt aber doch an Bil-
dern, wie dem süßen Holbein, Madonna Nr. 162, und
dem bemerkenswerten Rembrandt, Paulus im Gefängnisse,
Nr. 320, auch in der Ferne erfreuen. — Hier einige kritische
Bemerkungen: Die beiden weich und lieblich gemalten Hei-
ligenfiguren Nr. 88 und 89, Katharina und Elisabeth, sind
doch wohl irrtümlich in die fränkische Schule gesetzt wor-
den. Nun giebt der Katalog allerdings an, dass sie auf
Tannenholz gemalt seien, und dies wird den Antrieb gegeben
haben, sie der kölnischen Schule, die sonst auf Eichenholz
malte, zu entziehen; allein hier scheint mir der Geist der

Bilder doch das Entscheidende zu sein. Und dieser weist
sie der kölnischen Schule zu (etwa um 1400—1420). Anzu-
nehmen, dass etwa ein kölnischer Maler sie in Oberdeutseh-
land, oder ein oberdeutscher Maler sie in kölnischem Stile
gemalt habe, steht ja jedem frei; so viel ist sicher, dass sie
der kölnischen Schule zugehörcn müssen, — Den fränkischen
hl. Georg Nr. 134 finde ich recht interessant , weil er offen-
bar zu den frühesten Malereien gehört, die schon vom flan-
drischen Einflüsse berührt sind. Mit Wohlgemuth steht er
in keiner Berührung, auch ist seine Kunst nicht von R. van
der Weyden abgeleitet, sondern von Jan van Eyck hezw.
dessen unmittelbaren Nachfolgern. Er erinnert stark an den
Löffelholz'schen Altar von 1153 in der Sebalduskirche. Ver-
wandt dem hl. Georg ist Nr. 135, Allegorie auf Leben und
Tod, doch ist dieses Bild bereits entwickelter. Entweder
von der Hand des Malers von Nr. 135 oder doch ihm eng
verwandt ist das jüngste Gericht Nr. 138. — Bei H. Burgk-
mair's hl. Sebastian, Nr. 168, ist leider der Hinweis auf
J. Gröschel's (auch für den fabelhaften „APT") wichtigen Auf-
satz in der , Kunstchronik" 1S92, S. 513, ferner auf meine Notiz
ebenda, S. 580, vergessen worden. — „Schule des B. Strigel"
nennen die Verfasser jetzt die beiden Martyrien 187—188,
die sie früher dem M. Ostendorfer beigemessen hatten. In
der That sind sie auch der Kunstweise des Strigel ziemlich
nahestehend, — Immer noch unter Hans Baidung erscheint
das schlechte Bild „Erschaffung der Eva", Nr. 193; doch
hat es mit diesem nichts zu schaffen. — Die beiden Tafeln,
die HH. Martinus (Rückseite hl. Stephanus) und Laurentius
(Rückseite hl. Quirinus), Nr. 227 und 228, heillen jetzt statt
Hans Süß richtig Schäufelein, wie ich bereits im Repertorium
XIII, S. 278, vorgeschlagen hatte. Siehe auch Repertorium
XVI, S. 300. — Als M. Grünewald erscheint das Bildnis des
Konstanzer Rektors J. St. Reuß, Nr. 252. Hier ist wohl auf
meine Hypothese Wolf Huber Bezug genommen, aber leider
der bezügliche Aufsatz in der Zeitschrift für bildende Kunst
1892, S. 116, den nachzulesen ich dringend bitte, anzugeben
vergessen worden. — Das Selbstbildnis Rembrandt's inKrieger-
tracht, Nr. 298, kann ich nur für eine Kopie halten. — Als
Jacob Salomonszoon van Ruysdael erscheint die kräftig gemalte
Eichenlandschaft Nr. 333. Dieser ist aber als Künstler noch
ein sehr nebelhafter Geselle, und man darf wohl die Frage
aufwerfen, ob nicht für derartig gemalte Landschaften der
Isaac van Ruisdael herbeizuziehen sei, da sie in ihrem alter-
tümlichen Charakter schlecht für den ziemlich späten Jacob
Salomonszoon passen. — Den Namen des großen Jacob van
Ruisdael trägt Nr. 334; meines Bedünkens müsste man hier-
für S. Rombouts setzen. — Sehr verdächtig kommt mir der
neue A. Elsheimer vor, Nr. 352, Begegnung von Moses und
Jethro. Das Bild ist so schlecht gezeichnet und roh gemalt,
dass es nur eine Nachahmung oder Kopie sein kann.

W1L1I. SCHMIDT.
London. Amtliche Publikationen englischer Museen.
Das „British Museum" hat soeben einen Katalog seiner grie-
chischen Papyri veröffentlicht. Er ist von Mr. F. G.
Kenyon verfasst, dessen Name schon dafür bürgt, um das
Werk den Altertumsforschern und Studirenden empfehlen
zu können. Mr. Kenyon ist der erste britische Herausgeber
der als verloren gegoltenen, jedoch im British Museum teil-
weise wieder aufgefundenen Abhandlung des Aristoteles
über die Verfassung Athens. Obgleich bei dem Erscheinen
dieses Werkes mancherlei Zweifel zunächst laut wurden, so
sind doch die Verdienste des Autors heute von den kompe-
tenten Richtern anerkannt. Als eine Ergänzung zu obigem
Verzeichnis haben die Direktoren des Museums einen Band
drucken lassen, welcher im Faksimile diejenigen Papyri
 
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