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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Robert Dohme
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0050

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL von LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Hengasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr, 73.

Neue Folge. V. Jahrgang. 1893/94. Nr. 6. 2'A. November.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshand-
lung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

robert dohme f.

Wenige Wochen nach dem Antritt eines ein-
jährigen Urlaubs, der ihm zur Stärkung seiner
schwankenden Gesundheit bewilligt worden war, am
8. November, ist Robert Dohme in einer Heilanstalt
bei Konstanz an Herzlähmung gestorben, vielen un-
erwartet, die ihm noch im Sommer als häufigem Be-
sucher der Großen Kunstausstellung und des Aus-
stellungsparks, anscheinend im Besitz voller körper-
licher Rüstigkeit, begegnet waren. Seine näheren
Freunde wussten freilich, dass sein Leben eigentlich
ein unablässiges Ringen mit dem Tode war, dass
die hohe breitschulterige Gestalt im Widerspruche
zu der Kraft des Odems stand, der sie nur mühsam
aufrecht erhielt. Oft hat er den Tod, der ihm in
verschiedener Gestalt nahe getreten war, überwunden.
Ein Lungenleiden, das ihn schon als Jüngling heim-
gesucht, war, dank einem häufigen Aufenthalt im
Süden und in Kuranstalten, zum Stillstand gekom-
men. Dann plagten ihn jahrelang asthmatische Be-
schwerden, und endlich bildete sich eine Herzkrank-
heit aus, der er im 49. Lebensjahre erlegen ist.

Trotz dieses frühen Abschlusses ist sein Leben
so wechselvoll, so reich an auf- und niedersteigen-
den Wellenbewegungen gewesen, wie es kein zweiter
seiner Fachgenossen in einem gleichen Zeiträume
durchlebt hat. Seine äußeren Lebensverhältnisse hat-
ten ihm freilich den Weg durchs Leben leichter ge-
macht als vielen anderen. Als Sohn eines Beamten
des kgl. Hofmarschallamtes, des jetzigen Geh. Re-
gierungsrats und Direktors des Hohenzollernmuseums
Dohme, der noch heute rüstig seines Amtes waltet,

am 17. Juni 1845 in Berlin geboren, wendete Robert
Dohme, vielleicht unter dem Einfluss der Umgebung,
in der er aufwuchs, der düsteren Treppen und
Wandelgänge, der prächtigen Festsäle und der prun-
kenden Außenarchitektur des alten Königsschlosses
an der Spree, seine erste künstlerische Neigung dem
Baufach zu. Er wollte Baukünstler werden und
begann auch theoretische Studien auf der Berliner
Bauakademie; aber bald gewann die Liebe zur Wis-
senschaft Überhand in ihm. Vielleicht stellte sich
auch frühzeitig der Mahner ein, der ihm zum Be-
wusstsein führte, dass sein Körper nicht den An-
strengungen eines praktischen Berufs gewachsen
wäre. Er ging zum Studium der Kunstwissenschaft
über, aber immer unter der Ägide der Baukunst,
die das erste und das letzte Ziel seines Strebens
gewesen ist. Die Dissertation, die ihm 1868 die
Doktorwürde der Universität Göttingen einbrachte,
behandelt die Kirchen des Cistercienserordens in
Deutschland während des Mittelalters, und der letzte
litterarische Plan, der seinen immer regen Geist be-
schäftigte, war eine Geschichte des menschlichen
Wohnhauses von der ältesten Zeit bis auf die
Gegenwart.

Der Zwiespalt zwischen Wollen und Vollbrin-
gen ist durch sein ganzes Leben hindurchgegangen,
nicht aus Mangel an Wissen, sondern aus Mangel
an physischer Kraft, und dazu kam noch der schnelle
Wechsel in seinen äußeren Stellungen. Nach seiner
Promotion machte er längere Studienreisen in Ita-
lien, die vornehmlich seinen Sinn für feinere Stil-
unterschiede schärften und seinen Geschmack läuter-
ten. Durch diese Reisen war er mit 20 Jahren, als
 
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