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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Horst, Gustav Adolf: Die historische Sammlung der Münchener Künstlergenossenschaft
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Pauli, Gustav: Antike Einflüsse in der italienischen Frührenaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0096

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173

Antike Einflüsse in der italienischen Frührenaissance.

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werken bewerkstelligt hätte. Als wichtigste Er-
gänzung und zur Vervollständigung des durch jene
gewonnenen Einblicks in das Allgemeine, oder in
das Leben und Schaffen der Künstler dient das mit
der Sammlung in Wechselwirkung stehende histo-
rische Archiv. Hier wird alles eingetragen, was über
große Vorgänge sowohl als auch über Einzelne zu
erfahren ist. Autographen, Biographieen, Nekrologe,
Kunstberichte u. a. m. werden gewissenhaft gesichtet
und aufbewahrt, eine Fülle des Interessantesten ist
schon zusammengekommen, einem späteren Kunst-
historiker aber wird es eine Lust sein, hier Quellen
des Studiums vorzufinden, wie er es in keiner Biblio-
thek oder in anders gearteten Archiven aufsuchen
könnte. Da es sich vor allem darum handelt, dass
die niedergelegten Nachrichten nichts Unwahres ent-
halten, werden an die Künstler selbst oder an deren
Hinterbliebene Fragebogen versandt, um auf diese
Weise das Sicherste über sie, ihr Leben und ihre
künstlerische Entwickelung zu erhalten. Ganz ent-
sprechend den Fortschritten, welche die Sammlung
in kurzer Zeit gemacht hat, ist auch das historische
Archiv angewachsen. Auch ihm wird eine mit den
Jahren steigende kulturgeschichtliche Bedeutung bei-
zusprechen sein. Es ist projektirt, aus den einlaufen-
den Nachrichten später eine Chronik des Münchener
Kunst- und Künstlerlebens zusammenzustellen, doch
bedarf dies noch lange Zeit, da begreiflicherweise bis
jetzt die Mitteilungen über alle Zeiten und Vor-
kommnisse noch nicht gleich vollständig sein können.
Einstweilen ist sie in der Anlage begriffen.

Für die endgültige, wirklich musterhafte Sich-
tung und Ordnung des Ganzen hat sich Maler Victor
Sieger, der diese schwere Aufgabe mit der aner-
kennenswertesten Aufopferung und Hingabe löste,
die unbestreitbarsten Verdienste erworben.

Großes Interesse erregte bei der eingangs er-
wähnten Ausstellung auch eine Sammlung von Gegen-
ständen, welche auf das Kunstleben der Stadt Bezug
haben. Fahnen bestehender und erloschener Künstler-
gesellschaften, Denkmünzen aller Art, eine Gipstoten-
hand von Cornelius, die letzte Palette Rottmann's, Trom-
melschlägel des Künstlerfreikorps vom Jahre 1848 und
viel anderes mehr waren da zu sehen und mahnten
au längst vergangene oder näherliegende Zeiten.

Außerdem ist noch eine Bibliothek errichtet
worden, in welche in gleichem Sinne Werke ein-
gereiht werden, die Bedeutung für die Kunst dieses
Jahrhunderts haben. Auch sie erscheint schon recht
stattlich und erhält besonderen Reiz durch die in ihr
enthaltenen Prachtwerke älteren und neueren Datums.

Möge aus diesen kurzen Angaben zu ersehen
sein, dass ein großer Zug durch das Ganze geht
und wie trotz der durch die Natur der Sache be-
dingten Vielseitigkeit das junge Unternehmen in
einheitlichem Geiste durchgeführt wird. Kein Zweifel
kann mehr darüber walten, dass es auch fernerhin
emporblühen und gedeihen wird.

Aber nicht nur für München ist das Entstehen
dieser kunsthistorischen Sammlung von Wichtigkeit,
die gesamte deutsche Kunst hat ihren Anteil daran.
Bei der hervorragenden, ja tonangebenden Rolle,
welche das Athen am Isarstrand durch unser ganzes
Jahrhundert führte, bei seiner Bedeutung als Kunst-
mittelpunkt Süddeutschlands und nicht zum wenig-
sten bei dem Ruf seines frisch pulsirenden Künstler-
lebens ist es ein gutes Stück der ganzen deutschen
Kunstgeschichte, dem in dieser Sammlung und dem
damit verbundenen Archive eine bleibende Quelle,
eine wertvolle Fundstätte herrlicher Erinnerungen
geschaffen wurde.

Ist daher einem so rein künstlerischen Unter-
nehmen freudig Glück zu wünschen, so ist es gewiss
gerechtfertigt, alle Kunstgenossen, welche länger
oder kürzer in München gelebt haben, aufzufordern,
das Ihrige zur weiteren Vervollständigung beizu-
[ tragen und Werke oder Mitteilungen au die histo-
rische Kommission der Münchener Künstlergenossen-
schaf't (Königsplatz 1) einzusenden.

Ein anderer Wunsch aber wäre der, dass das
von so schönem Erfolge gekrönte Vorgehen der Mün-
chener Künstler in allen übrigen Kunststädten Nach-
ahmung linden möchte. Wien, Berlin, Düsseldorf,
Dresden, Weimar, Karlsruhe und wohl gar manche
kleinere Stadt haben ihre lokale Kunstgeschichte,
gewiss aber auch Erinnerungen genug, die, so wie
es in München geschehen, wert wären, der Ver-
gessenheit entrissen zu werden. Möchte man auch
dort wie hier durch Anlage einer ähnlichen Samm-
lung den Beweis führen, dass noch ein pietätvolles
Gedenken der Künstler, die vor uns gelebt und ge-
wirkt haben, besteht. Dazu soll hiermit die An-
regung gegeben sein.

ANTIKE EINFLÜSSE IN DKP
ITALIENISCHEN FRÜHRENAISSANCE.

VON 0 USTÄ V PA ULI.

Die Einflüsse der antiken Kunst auf die Kunst
der italienischen Renaissance bewegen sich bekannt-
lich in zwei Hauptrichtungen, einerseits beleben sie
die Architektur, andererseits — in den bildenden
 
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