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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Korrespondenz Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0134

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. V. Jahrgang. 1893/94. Nr. 16. 22. Februar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Marli und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshaudlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

KORRESPONDENZ.

Aus Dresden, Februar 1894.
Der Einzug der modernen Kunst, von der wir
in unserem letzten Briefe bei Gelegenheit unseres
Berichtes über die Lichtenberg'sche und Arnold'sche
Kunstausstellungen gesprochen haben, hat in Dres-
den einen ungemein lebhaften Widerstreit der Mei-
nungen hervorgerufen und Anlass dazu geboten, dass
in allen Kreisen, in denen überhaupt höhere geistige
Interessen gepflegt werden, der Gedankenaustausch
über den Wert oder Unwert der modernen Malerei
immer und immer wieder ein beliebtes Gesprächs-
thema bildet. Diese allgemeine Beteiligung an der
Diskussion über künstlerische Probleme hervorge-
rufen zu haben, ist an und für sich schon ein nicht
zu unterschätzendes Verdienst der beiden neuen
Unternehmungen, namentlich wenn mau bedenkt,
dass die Malerei lange Zeit hindurch das Stiefkind
des Dresdener Publikums bildete, das sich wohl leb-
haft für Theater und Musik interessirte, das aber
bisher nur wenig von den Strömungen innerhalb
der bildenden Kunst berührt zu werden pflegte.
Die verhältnismäßige Neuheit dieser Thatsache er-
klärt aber am besten den Umstand, dass nur ein
geringer Bruchteil der Dresdener Kunstfreunde bis-
her ein inneres Verhältnis zu den neuen Erscheinun-
gen hat finden können, und dass die bei weitem
größere Mehrzahl ihnen ratlos gegenübersteht. Wie
jedes Organ, so will auch das Auge zum Sehen ge-
schult sein, und diese längere Übung ist es, die der
Menge noch fehlt. War sie doch bisher gewohnt,
ein Bild nur nach seinem Gegenstand zu schätzen

und die Bedeutung des Vorwurfs mit der Bedeutung
der Darstellung zu verwechseln. Licht und Luft
und ihre Wirkung auf die Dinge, dieses große Pro-
blem der modernen Malerei, das die alte in diesem
Sinne nicht kannte, liegt den meisten Beschauern
noch zu fern, als dass man ein Verständnis für Ge-
mälde voraussetzen dürfte, in denen sich ihre Ur-
heber gerade seine Lösung zur Aufgabe gemacht
haben. Kein Wunder also, dass Landschaften, wie
sie z. B. Echnann und Wenge! in letzter Zeit in
Dresden vorgeführt haben, das große Publikum
gleichgültig lassen, und dass es sich bei der Beurtei-
lung der modernen Kunst fast ausschließlich an
Werke phantastischen Inhalts hält, wie sie Klinger,
Stuck, Exter und von Hofmann zu schaffen lieben
Da wir aber in den Arbeiten dieser Künstler zum
größeren Teil bisher nur tastende Versuche, zu einem
neuen Stil zu gelangen, aber mit wenigen Ausnahmen
noch keine ausgereiften Schöpfungen erhalten haben,
liegt die Gefahr nahe, an ihnen nur die Mängel
und Einseitigkeiten zu sehen und das ideale Mo-
ment dieser Bestrebungen außer acht zu lassen.
Wenn nun gar eine übereifrige Kritik jeden Zweifler
an der Herrlichkeit und Erhabenheit eines Gemäldes
von Klinger oder Stuck für einen Frevler an der
Größe „der Moderne" erklärt und ihn und seine Ge-
sinnungsgenossen zu Mitgliedern des „Schaupöbels"
rechnet, braucht man sich nicht mehr zu wundern,
dass der Kampf der Meinungen in persönlichen
Zwist ausartet und statt Gründe Beleidigungen und
Verdächtigungen niedriger Art vorgebracht werden.
Ist es aber einmal so weit gekommen, dann ist es
mit einer ruhigen Würdigung der Kunst zu Ende,
 
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