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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Historicus: Hans Holbein der Ältere und der "Meister des Amsterdamer Kabinetts"
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0166

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 16. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. V. Jahrgang. 1893 04. Nr. 20. 29. März.

Die Kuustchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mos se u. s. w. an.

HANS HOLBEIN DER ÄLTERE
UND DER „MEISTER DES AMSTERDAMER
KABINETTS".

Der Sitzungsbericht der „Kunstgeschichtlichen
Gesellschaft in Berlin", vorn 26. Januar 1894, ent-
hält in Kürze die Wiedergabe eines Vortrags, in
welchem der Direktor des Berliner Kupferstich-
Kabinetts, Herr Dr. Lippmann, für den anonymen,
sogenannten „Meister des Amsterdamer Kabinetts",
eine neue kunstgeschichtliche Unterkunft vorschlägt,
indem er in diesen anonymen Stichen Jugend-
arbeiten des älteren Hans Holbein nachzuweisen
sucht. Wir wollen gar nicht auf die Einzelhei-
ten dieses Identitätsbeweises eingehen, da im vor-
hinein vorausgesetzt werden kann, dass Lippmann
alle für seine Hypothese Zeugnis ablegenden Details
so sorgfältig wie nur möglich geprüft und erwogen
hat. Es wird auch infolgedessen niemanden be-
fremden, dass diese absolut neue Behauptung, die
von so berufener und sachkundiger Seite vorgebracht
wird, große Sensation unter allen Berufsgenossen
und Kupferstichkennern hervorgerufen hat. Ist doch
kein Meister schwieriger zu plaziren, als gerade
dieser Anonymus, und der gelehrte Harzen, der es
seinerzeit versuchte, ihn mit Zeitbloom zu identi-
fiziren, ist, wie heute aller Welt sattsam bekannt ist,
kläglich mit seiner Hypothese gescheitert. Die neue
Hypothese Lippmann's, die mit geradezu verblüffender
Sicherheit auftritt, in dem Anonymus den älteren
Holbein zu suchen, hat auch etwas Blendendes für
den ersten Augenblick; bei näherer Überprüfung
bieten sich allerdings einige Schwierigkeiten, aber

auch diese zu beseitigen, dürfte dem sachkundigen
Direktor der Berliner Sammlungen gewiss gelingen,
wenn er nur zuvor darauf aufmerksam gemacht
sein wird.

Gestatten Sie daher, einem, wenn auch unbe-
rufenen, Laien, in Kürze jene Momente zur Geltung
zu bringen, mit welchen die Geschichte gegen diese
Identifizirung Bedenken erheben muss.

Der sogenannte „Stecher des Amsterdamer Ka-
binetts" als solcher, dessen Gesamtwerk in einer
meisterhaften Publikation der Chalkographischen Ge-
sellschaft soeben dem großen Publikum zugänglich
gemacht wurde, ist überhaupt nicht zu fixiren, da
seine 89 Stiche nicht einmal einen sicheren Anhalts-
punkt bieten, die Zeit, oder gar den Ort seiner Thätig-
keit erraten, geschweige bestimmen zu lassen. Da-
gegen ist die schon von Harzen erkannte Thatsache,
dass von diesem Stecher auch das sogenannte Nürn-
berger Hausbuch (im Besitze des Fürsten Waldburg-
Wolfegg) herrühre, heute unbestritten und allgemein
anerkannt. Es liegt demnach die Möglichkeit vor,
das, was wir aus den Stichen des Meisters absolut
nicht entnehmen können, — vor allem die Zeit
seiner Thätigkeit — aus dem Nürnberger Hausbuche
zu ersehen oder wenigstens annähernd zu bestimmen.
Es befinden sich in dem letzteren einige Zeichnungen,
welche in dieser Beziehung einen Aufschluss geben
können, und hier ist es vor allem eine, auf welche
bereits Harzen in seinem hinreichend bekannten Auf-
satze (Naumann'sckes Archiv, VI. Bd. 1860, S. 16)
ausdrücklich hingewiesen hat. In der vom Ger-
manischen Museum veranstalteten Reproduktion des
Hausbuches ist es das Blatt Nr. 53. Harzen sagt:
 
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