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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Die Märzausstellungen der Düsseldorfer Künstler, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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Bücherschau. 370

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selbständigen Schaffen. Mau liat noch nicht „alle
Bilder der Welt gesehen" und sucht daher auch
nicht fieberhaft nach Unerhörtem, nach nie Dage-
wesenem. Technisches Brillantfeuerwerk ohne ern-
sten künstlerischen Hintergrund kommt wenig vor,
denn die Malerei ist in erster Linie Kunst, nicht
Wissenschaft, keine Experimentaloptik! Der Haupt-
charakterzug der jetzigen Düsseldorfer Kunst lässt
sich in das einfache Axiom zusammenfassen: Wenig
reden, viel arbeiten! —rm.

BÜCHERSCHAU.

Ernst Julius Hähnel's Litterarische Reliquien. Im

Auftrag der Hinterbliebenen gesichtet und herausgegeben
nebst einem Charakterbild des Meisters als Einleitung von
Julius Qroßc. Berlin. G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung.
1893. 356 S. 8». 5 Mark.

Bald nach Hähnel's Tode verbreitete sich die Nachricht,
dass Julius Große, der langjährige Freund des Verstorbenen,
ein biographisches Werk über den Künstler vorbereite, von
dem man eine kritische Würdigung seiner Verdienste um
die Entwickelung der neueren deutschen .Plastik und eine
eingehende Darlegung seiner bleibenden Bedeutung in der
Kunstgeschichte hätte erwarten können. Diese Hoffnung
hat sich jedoch nicht erfüllt. Allerdings hat Große eine Zeit
lang daran gedacht, seinem Freunde eine derartige Mono-
graphie zu widmen. Aber der Mangel an biographischem
Material — Hälmel hat keinerlei eigenhändige Aufzeich-
nungen über sein Leben hinterlassen — bestimmte ihn, seine
Absicht aufzugeben, obwohl ihm eine große Anzahl an
Hähnel gerichteter Briefe zur Verfügung gestanden hätte.
Dafür entschloss er sich, dem Wunsche der Hinterbliebenen
Folge leistend, die in etwa fünfzig Notizbüchern erhaltenen
Aufzeichnungen Hähnel's, die alle denkbaren Interessen des
Lebens und der Kunst betreffen, zu sichten und eine Aus-
wahl davon herauszugeben. So ist eine ziemlich stattliche
Sammlung Hähnel'scher Aphorismen und Einfälle zusammen-
gebracht worden, obwohl kaum ein Viertel der vorhandenen
Niederschriften zum Druck gelangt ist. Die Anordnung ist
chronologisch — die Aufzeichnungen beginnen mit dem
Jahre 1875 — und gewährt dadurch eine Art von Einblick
in Hähnel's geistige Entwickelung während der letzten Ab-
schnitte seines Lebens. Große wollte auf diese Weise die
Häufung allzuviel gleichartiger Aussprüche vermeiden, hat
jedoch trotz seines Verfahrens die Wiederholung zahlreicher
ähnlicher Gedanken nicht umgehen können. Wenn er aber
der Meinung war, durch seine Sammlung seinem Freunde
ein bleibendes Ehrendenkmal zu setzen, so werden sich alle
die, die sein Buch unbefangen zur Hand nehmen, gar bald
von dem Gegenteil überzeugen. Ein großer Teil der darin
mitgeteilten Aussprüche ist herzlich unbedeutend, vieles so-
gar in hohem Maße trivial, und wenn man auch zugeben
muss, dass der Sarkasinus des Künstlers mit dem zuneh-
menden Alter seine Schärfe verlor und einer größeren Milde
in der Beurteilung der Menschen und Dinge wich, so ist
das Bild, das sich der Fernerstehende nach diesen Aufzeich-
nungen der menschlichen Persönlichkeit des Meisters machen
muss, ebenso ungünstig, wie die liebenswürdige Erscheinung
seines Zeitgenossen und Rivalen Rietschel uns aus seiner
eigenhändigen Schilderung seiner Jugend anziehend er-
scheint. Wäre die Sammlung als Manuskript gedruckt unter

die Freunde und Bekannten, die allabendlich mit Hähnel
beim Wein zusammensaßen und seinen Einfällen lauschten,
verteilt worden, so hätte die Kritik kein Recht, sich mit
diesen posthumen Gedankensplittern eines von seinen Ver-
ehrern überschätzten Greises zu befassen; da aber die Ver-
öffentlichung allgemein zugänglich gemacht worden ist,
kann dem Herausgeber der Vorwurf, dass seine Arbeit zum
mindesten überflüssig war, nicht erspart werden. Für die
Kunstgeschichte ist aus dem Buch so gut wie nichts zu ler-
nen, man müsste denn einen Gewinn darin sehen, dass die
längst bekannte Thatsache, dass Hähnel der modernen Kunst-
bewegung gegenüber einen durchaus einseitigen Standpunkt
einnahm, aufs neue aus seinen hier abgedruckten Betrach-
tungen über Kunst bestätigt wird. Sehr wenig befriedigend
erscheint endlich auch die vorausgeschickte Einleitung. Sie
geht in der Würdigung des Künstlers in keiner Weise über
das hinaus, was Pecht in seinem bekannten Aufsatz über
Hähnel beigebracht hat, und begnügt sich damit, eine An-
zahl Einzelheiten durchaus anekdotenhaften Charakters hin-
zuzufügen, deren Wahl für die Biographie des Künstler*
nicht eben hoch angeschlagen werden kann.

//. ,1. L1ER.

Zweiundachtzig Lebensjahre. Von Emanuel Mar Ii.

ron Wachstein. Prag 1893.8°. Selbstverlag d. Verfassers.

In Kommission bei H. Dominicus (Th. Gruß), Prag. IV,

537 S. gr. 8U. 8 Mark.

In der Kunstgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts
rst nur selten von dem Anteil Böhmens die Rede. Die Prager
Akademie hat zu keiner Zeit eine Bedeutung gehabt, die
sich auch nur annähernd mit der von Dresden, Weimar,
Karlsruhe messen könnte, von einem Vergleich mit derjenigen
Münchens. Berlins, Düsseldorfs oder Wiens ganz zu geschwei-
gen. Trotzdem hat es in Böhmen nicht an einzelnen Künst-
lern gefehlt, deren Schöpfungen einen Beweis für die Be-
gabung dieses deutschen Volksstammes ablegen, aber wenn
ihre Werke zum großen Teil weniger bekannt geworden sind,
so liegt das daran, dass sie vielfach über den Kreis der
engeren Heimat nicht hinausgekommen sind, und dass seit-
dem die Tschechen in dem schönen Lande die Oberherr-
schaft gewonnen haben, der Zusammenhang mit dem deut-
schen Kulturloben mehr und mehr verloren gegangen ist.
Dieser Umstand erklärt es auch, wie es kommen konnte,
dass ein Künstler wie Emanuel Max bei uns in Deutschland
so gut wie unbekannt geblieben ist, und dass selbst viele
Deutschösterreicher den Mann kaum dem Namen nach kennen.
Und doch hat Max nicht nur eine geradezu fabelhafte Thä-
tigkeit für die Ausschmückung böhmischer Kirchen and
Kapellen mit religiösen Skulpturen entwickelt und zahl-
reiche Büsten und Standbilder zumeist für das österreichische
Kaiserhaus sowie den böhmischen und österreichischen Adel
geschaffen, sondern er ist auch der Urheber der Marmor-
standbilder der böhmischen Apostel Cyrill und Method in
der Theynkirche zu Prag und des Radetzkydenkmals auf
dem dortigen Kleinseitener Ring, dessen Nebenfiguren von
seinem Bruder Joseph herrühren, wie denn auch die beiden
Brüder gemeinsam für die in unserem Jahrhundert herge-
stellten Standbilder und Gruppen auf der Prager Karlsbrücke
thätig waren. In Wien aber ist, um nur die Hauptwerke
des Künstlers anzuführen, eine nicht unbeträchtliche Anzahl
der Statuen in den dortigen Museen aus der Werkstatt des
Künstlers hervorgegangen. Es dürfte sich daher wohl ver-
lohnen, künftig den Namen Max in der Geschichte der
neueren Bildhauerkunst nicht mehr so zu übergehen, wie
das bisher der Fall war, da ihm in ihr ebenso ein Ehren-
 
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