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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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371

Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. - Sammlungen und Ausstellungen,

372

platz gebührt, wie seinem weit bekannteren Neffen Gabriel
Max in der Geschichte der modernen Malerei. Als Unter-
lage für eine solche Einbeziehung der böhmischen Meister
in die Darstellung der Kunstgeschichte erscheint aber seine
oben angezeigte Selbstbiographie von großem Wert. Max
war ein durchaus naiv schaffender Künstler. Von Reflexionen
über das Wesen und die Bestimmung der Kunst, wie sie
seine Zeitgenossen so häufig anstellten, war bei ihm keine
Rede. Handwerksmäßig vorgebildet und ohne eigentliche
künstlerische Anleitung herangewachsen, verließ er sich auf
die ihm angeborene Befähigung, die er, rastlos schaffend, zu
einer achtenswerten Höhe zu entwickeln wusste. Diesen
naiven Eindruck macht auch seine Selbstbiographie. Max
hat kaum eine Ahnung davon, was eine schriftstellerische
Arbeit zu besagen hat, da er, unter ärmlichen Verhältnissen
in Bürgstein bei Haida in Nordböhmen geboren, nur eine
höchst dürftige Schulbildung genossen hat. Und obwohl er
später viele Reisen gemacht hat und jahrelang in Rom
thätig gewesen ist, so scheint er doch keine Zeit gefunden
zu haben, die Lücken seines Wissens in dieser Beziehung
auszufüllen. Er schreibt also, wie ihm die Feder über das
Papier gleitet, ohne Rücksicht auf Konstruktion, ohne Be-
denken, ob er sich wiederholt, und mit der denkbar größten
Behaglichheit und Weitschweifigkeit, Wichtiges und Neben-
sächliches mit derselben Breite behandelnd. Trotzdem darf
der Kunsthistoriker dieses Buch nicht unbeachtet lassen. Er
wird in ihm nicht nur viel unbekanntes Material für die
speziellere böhmische Kunstgeschichte finden, sondern ihm
auch manche interessante Notiz über das Leben und Treiben
der späteren deutsch-römischen Maler und Bildhauer ent-
nehmen und diesen und jenen Zug für die Biographie un-
serer größten deutschen Meister daraus schöpfen können, da
Max in seinem langen Leben mit den meisten von ihnen in
Berührung gekommen ist, namentlich auch mit Cornelius
und Führich. Für den Kulturhistoriker aber hat das Buch
noch ein besonderes Interesse. Steht es doch in der ganzen
neueren Litteratur einzig da in bezug auf das Maß echter
Loyalität, die der Verfasser nicht nur dem österreichischen
Kaiserhause in allen seinen Mitgliedern, sondern überhaupt
allen höher gestellten Persönlichkeiten entgegenbringt.

_ H. A. LIEH.

* Die Theater Wiens werden den Gegenstand eines sechs-
bändigen Prachtwerkes bilden, das die „Gesellschaft für ver-
vielfältigende Kunst" im Herbst d. J. zu publiziren beginnen
will. Das Werk soll nach einer geschichtlichen Einleitung
über die früheren Zeiten des Bühnenwesens in Wien eine
eingehende Schilderung der gegenwärtigen beiden Wiener
Iloftheater (Burg und Oper), des Carltheaters und des Thea-
ters an der Wien in architektonischer und scenischer Hin-
sicht enthalten und mit zahlreichen Radirungen, Helio-
gravüren und Zinkos ausgestattet werden. Den litterarischen
Teil besorgen die Herren 0. Teuber, Jos. Bayer, Glossy u. a.

* Für den eben erschienenen neunten Band von Brock-
haus' Konversation* - Lexikon (Jubiläumsausgabe) bot sich
durch den Artikel Italienische Kunst wiederum Gelegenheit
zu reicher Illustration. Außer den acht prächtigen Tafeln,
welche diesem Abschnitte gewidmet sind, enthält der Band
noch zehn andere Tafeln mit künstlerischen Gegenständen,
darunter sieben vortrefflich ausgeführte chromolithographische.
Die Kunst des Islam, sowie die indische und japanische
Kunst und Kunstindustrie finden darauf ihre stilgetreue Dar-
stellung. Eine überraschend schöne Tafel führt uns das
Parmstädter Original der Holbein'schen Madonna vor. Mit

jedem neuen Bande freuen wir uns in gesteigertem Maße
der treuen Sorgfalt und Opferwilligkeit, mit welcher die
weltberühmte Anstalt dieses ihr verbreitetstes Werk zu
einem wahren Volksbuche und Hausschatze zu erheben weiß.

NEKROLOGE.

0 Per Genre- und Bildnismaler Christirin Ludwig
Bokelmann ist am 14. April in Charlottenburg bei Berlin an
den Folgen eines unglücklichen Sturzes von einer Leiter wenige
Wochen nach Vollendung seines 50. Lebensjahres gestorben.
Krst im Spätsommer vorigen Jahres war er nach kaum ein-
jähriger behrthätigkeit an der Kunstakademie in Karlsruhe
einem Rufe an die Hochschule für bildende Künste in Berlin
gefolgt, wo er die Leitung der Malklasse an Stelle des aus-
geschiedenen Professors H. Vogel übernahm. Man durfte
der Lehrthätigkeit eines zeichnerisch und koloristisch gleich
gewandten, immer vorwärts strebenden Meisters mit frohen
Hoffnungen entgegen sehen; aber es war ihm nicht vergönnt,
mehr als Keime zu pflanzen. Die hohe Bedeutung Bokel-
mann's für die Entwickelung der Genremalerei Deutschlands,
die er aus der Begrenzung der alten Düsseldorfer Art zur
universellen Umfassung des ganzen modernen Lebens empor-
gefübrt hat, hat die „Zeitschrift für bildende Kunst" im
ersten Bande der Neuen Folge (1890, S. 3—7) eingehend ge-
würdigt. Es war auch bereits angedeutet worden, dass eine
zu Ende der achtziger Jahre unternommene Reise durch die
schleswig-holsteinischen Marschen seinen Gesichtskreis er-
weitert und dass sich ungefähr gleichzeitig eine Wandlung
seiner koloristischen Ausdrucksweise zu größerer Breite, Frei-
heit und Kraft vollzogen hatte. Außer einer Anzahl von Kir-
chen- und Stubeninterieurs mit Figuren, landschaftlichen und
figürlichen Studien und Bildnissen, von denen sich zwei des
Dichters Klaus Groth (eines davon in der Berliner National-
galerie) durch Lebendigkeit der Charakteristik und Kraft des
Ausdruckes besonders auszeichnen, sind ein „Streik in einer
Tischlerwerkstatt", „Eine Taufgesellschaft in Dithmarschen",
„Die Bewirtung der Abgebrannten" und „Vor Beginn des
Gottesdienstes in Boldiexen" Bokelmann's Hauptwerke aus der
letzten Zeit seines Schaffens.

PERSONALNACHRICHTEN.

%* Zum ersten ständigen Sekretär der legi. Akademie
der Künste in Berlin an Stelle des verstorbenen Dr. R. Dohme
ist Professor Dr. Hans Müller, ein Sohn des Dichters Wolf-
gang Müller von Königswinter, ernannt worden. Professor
Müller hat sich zumeist als Forscher auf dem Gebiete der
Musikwissenschaft bekannt gemacht. Von seinen kunstge-
schichtlichen Arbeiten ist bis jetzt eine umfangreiche Bio-
graphie Wilhelm von Kaulbach's, von der 1892 der erste
Band erschienen ist, die bedeutendste.

DENKMÄLER.

*** Bei der xiceitcn Konkurrenz um das Kaiser Wilhelm-
Denkmal in Stuttgart erhielten der Bildhauer Professor Am-
mann und der Architekt Professor Thierseh in München
den ersten Preis.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0 Zum Gedächtnis des Landschafts- und Architrktnr-
malers Louis Spangrnhcrg, der am 17. Oktober vorigen Jahres
in Berlin gestorben ist, hat Direktor Max Jordan eine Aus-
i Stellung in der Berliner Nationalgalerie veranstaltet, die in
 
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