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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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373

Vermischtes.

374

185 Nummern einen Überblick über den Umkreis der Thätig-
keit des Verstorbenen giebt. Von vollendeten Ölgemälden
sind nur elf zur Ausstellung gelangt. Der Rest besteht aus
Aquarellen, Ölstudien, Zeichnungen und vier Kartons zu
Wandgemälden, von denen zwei „Die Tempel von Paestum"
und „Der Parthenon" in der technischen Hochschule zu Char-
lottenburg und die beiden anderen, für neptunisches und
vulkanisches Gebilde typische Landschaften nach Motiven
von der Ostsee und aus der Eifel, in der kgl. Bergakademie
ausgeführt worden sind. Ursprünglich Architekt, hatte sich
L. Spangenberg erst im Alter von 20 Jahren für die Malerei
entschieden, die er anfangs in München, dann im Verein mit
seinem jüngeren Bruder Gustav in Paris studirte. In den
Jahren 1857 und 1858 bereiste er Griechenland und Italien,
und aus dieser Zeit stammen die Studien nach griechischen
und süditalischen Baudenkmälern, die ihm bis zuletzt als
Grundlagen für seine Darstellungen des Parthenons, der Akro-
polis u. s. w. dienten. In diesen Bildern ist er ein Anhänger
der stilisirenden Richtung. Selbständiger und empfindungs-
voller, wenn auch immer mit starker Betonung der formalen
Elemente des Naturbildes, giebt er sich in seinen Studien
und Gemälden aus Holstein, dem Harz, Thüringen, den Ost-
seeküsten, Oberbayern und der Schweiz.

*„* Jahresausstellung im kgl. Glaspalast in München.
Die Leitung der diesjährigen Ausstellung besteht aus dem
derzeitigen Vorstand der „Münchener Künstlergenossenschaft"
und folgenden kooptirten Mitgliedern: den Professoren A.
Kontier, W. Firle, J. Ungerer, L, Willroider, den Herren:
A. Delug, G. Heusinger und J. Rosen.

* In Wien wird die Gründung eines Museums für mo-
derne Kunst geplant. Die dortige „Deutsche Zeitung" be-
merkt dazu: „Wir verstehen darunter ein vom Staate zu er-
richtendes Museum für die Malerei der letzten Jahrzehnte,
worin die großen Reformatoren Millet, Rousseau, Corot,
Courbet, Menzel, Leibi, Puvis de Chavannes, Böcklin und
Uhde vertreten sind, und wofür das Beste und Lehrreichste
der jeweiligen europäischen Produktion von Künstlern an-
gekauft wird, die mit den verschiedenen Kunstcentren in
engstem Konnex stehen. Auf keinen Fall ein städtisches
Museum, keine provinzielle Gemäldekammer mit all dem
Wust von kleinlichen Porträts und nachgedunkelten Ab-
schriften alter Meister. Davor mögen wir bewahrt sein!
Es müsste ein weitsichtiger und weitherziger Plan sein, um
darauf ein solches Museum zu gründen. Darin muss unsere
heutige Kunst zu studiren sein, was heute gemalt wurde,
nicht das, was ebenso gut vor zwanzig Jahren angefertigt
sein könnte; für das Museum muss gekauft werden, worüber
sich der Philister ärgert, das der Kenner bewundert und
wovor der junge Künstler in Verzweiflung gerät. Nicht
die langweiligen und bedeutungslosen Sachen, die der Staat
bisher zu erwerben gewohnt war."

• VERMISCHTES.

Meyer's Künstler-Lexi/con. Der kürzlich erschienene offi-
zielle Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen
Kongresses zu Nürnberg, September 1893, erwähnt S. 63
einen Antrag auf Fortsetzung dieses Lexikons, der jedoch
in der Versammlung in der Minorität blieb. Da im Hin-
blick auf die vorgerückte Stunde, zu der er eingebracht wurde,
jede nähere Motivirung unterblieb, sei dieselbe in Kürze
hier nachgetragen. Der vorgeschlagenen Resolution lag
keineswegs die optimistische Voraussetzung zu Grunde, dass
ihre bloße Annahme genügen würde, das gründlich festge-
fahrene Unternehmen wieder flott zu machen. Wohl aber
schien der Ort geeignet, das über die engeren Fachkreise

hinaus empfundene Bedürfnis nach Fortführung des Werkes
zur Sprache zu bringen, dessen Schwierigkeiten, soweit sie
in der Natur der Aufgabe lagen, von anderen, noch um-
fassender angelegten Unternehmungen ähnlicher Art —
man denke nur an das Grimm'sche Wörterbuch oder die
Allgemeine Deutsche Biographie — glücklich überwunden
worden sind. Dass das Lexikon nur durch eine Reform an
Haupt und Gliedern — Einschränkung auf die Künstler der
christlichen Epoche, Festsetzung einer oberen Zeitgrenze, ge-
drängteste Fassung der Artikel — wieder lebensfähig gemacht
werden könnte, wäre nachdrücklich betont worden. Über
ein neues Programm, die Organisation der Arbeit und die
Einzelausführung ließe sich unschwer Einigkeit erzielen,
wenn der Fortgang des Werkes erst finanziell gesichert wäre.
Zu diesem Behufe war der Vorschlag beabsichtigt, der stän-
dige Ausschuss des Kongresses möge sich an die Akademieen
der Wissenschaften in Deutschland, Österreich-Ungarn und
eventuell auch im Auslande mit dem Ansuchen um eine
regelmäßige Jahressubvention wenden, — ein Schritt, der
gewiss von Erfolg begleitet wäre, da diese gelehrten Körper-
schaften zahlreiche lexikalische Unternehmungen, Idiotika
u. s. w. von weit geringerem allgemeinen Interesse als ein
Künstlerlexikon mit zum Teil namhaften Beträgen unter-
stützen. Die Durchführung des Werkes ließe sich aber
wesentlich beschleunigen und verwohlfeilen durch Heran-
ziehung der Hilfskräfte, die an den kunsthistorischen Semi-
naren einer Anzahl von Universitäten zur Verfügung stehen;
den vorgeschritteneren Mitgliedern derselben könnten unter
Kontrolle der Seminarleiter — nach der für den VIII. Band
des Grimmschen Wörterbuches von M. Heyne befolgten
Methode — ein gut Teil der Roharbeit, der Materialsamin-
lung, ja selbst leichtere Artikel und Artikelserien übertragen
werden. Jedenfalls sind die Zeiten ein für alle Mal vorüber,
wo ein Kompilator von dem Mönchsfleiße Nagler's sich fände,
um mit dem „Mute des Fehlens" das gewaltige Werk, dessen
Torso schon von dem gegenwärtigen Stande der Kunst-
wissenschaft rühmlichstes Zeugnis ablegt, allein auf seine
Schultern zu nehmen. Und es liegt doch kein Ratschluss
der Götter vor, dass gerade ein Künstlerlexikon nicht nach
den auf so vielen anderen Forschungsgebieten erprobten
Grundsätzen der Kollektivarbeit zu stände kommen kann!
Aus verschiedenen nachträglichen Zustimmungserklärungen
ist übrigens zu ersehen, dass der Wunsch nach Vollendung
des Werkes außerhalb des vorjährigen Kongresses sich weit
lebhafter geltend macht als unter den Teilnehmern des-
selben, und daher alle Aussicht hat, auf die Tagesordnung
einer der kommenden Versammlungen zu gelangen. — Bei
diesem Anlasse sei auch ein Ausdruck in dem genannten Re-
ferate richtig gestellt, der offenbar durch Zusammenziehung
mehrerer Sätze des stenographischen Protokolles in eine
falsche Beleuchtung gekommen ist. Nicht von der „Misere
des Repertoriums" war in den ursprünglichen Geleitworten
eines von derselben Seite ausgegangenen Antrages auf Fort-
führung jener Zeitschrift die Rede (S. 63), sondern mit diesem
Ausdrucke wurden ganz allgemein die bekannten, durch
den exklusiven Charakter der kunstgeschichtlichen Spezial-
litteratur bedingten Verlagszustände gestreift, die auch nam-
haften Autoren die Einzelveröffentlichung streng wissen-
schaftlicher Arbeiten größeren Omfangs erschweren und ein
raumausgiebiges und unabhängig redigirtes Fachorgan zur
Notwendigkeit machen. Eine Kritik der früheren geschäft-
lichen oder gar der redaktionellen Leitung des Repertoriums
für Kunstwissenschaft, wie sie aus obiger Wendung heraus-
gelesen werden könnte, lag dem Antragsteller durchaus
ferne. St-y.
 
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