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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 5.1894

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Bach, Max: Der angebliche Dürer im k. Kunstkabinett zu Stuttgart
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5781#0201

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383

Der angebliche Dürer im K. Kunstkabinett zu Stuttgart. — Neue Kunstblätter. — Personalnachrichten.

384

DER ANGEBLICHE DÜRER IM K. KUNST-
KABINETT ZU STUTTGART.

Daniel Burckhardt brachte im vorigen Jahrgang
dieser Blätter Nr. 11 einen Artikel betitelt „Eine
Dürer-Zeichnung aus dem Jahre 1497". Seine Aus-
führungen gehen dahin: die Clair-obscure-Zeichnung
in Wien als Original, die Stuttgarter Wiederholung
als Kopie, aber aus dem Atelier Dürers selbst her-
vorgegangen zu erklären.

Bekanntlich hat C. Grüneisen im Kunstblatt
1831, S. 414 erstmals auf die Stuttgarter Zeichnung
aufmerksam gemacht und sie für Federzeichnung er-
klärt. Wie man später dazu kam, dieselbe für einen
Holzschnitt zu halten, ist unbegreiflich. Die Zeich-
nung ist mit intensiv schwarzer Tusche auf braun-
rotes Papier gezeichnet, mit weiß schraffirten Lich-
tern gehöht, auf Eichenholz aufgezogen und gefir-
nisst. Rettberg beschreibt das Blatt, wie folgt: In
einer prächtigen felsigen Baumlandschaft werden
drei Ritter von drei Totengerippen überfallen. In
der Mitte des Vordergrundes stürzt der eine Reiter
bereits zugleich mit seinem Rosse, indem der mä-
hende Tod über ihm schwebend die Sense schwingt;
rechts neben ihm bäumt sich das Ross des zweiten
Ritters vor dem im Totenhemd an den Füßen ein-
gebundenen Tod, der über ihm schwebend gegen
ihn ein Kinnbackenbein erhebt; unter den Hinter-
hufen des Pferdes ein Straußenschädel und ein mensch-
licher Rückgrat. Der dritte Ritter entflieht im Mittel-
gründe, doch hält ihn am Mantel der dritte Tod,
der auf dem Boden steht und den wiederum an sei-
nem Bahrtuche der Hund des Ritters zerrt; unter
dem Hunde ein Grabkreuz und unter diesem (nicht
auf dem Kreuz, wie Burckhardt schreibt) in der lin-
ken Ecke die Jahreszahl und das Künstlerzeichen
Dürer's. Im Hintergrunde Anssicht iu die Ferne.

In einem zweiten Artikel Rettberg's, Anz. f. K. d.
d. Vorzeit, Jahrg. 1857, Sp. 80, den Burckhardt nicht
citirt, wird die Wiener Zeichnung namhaft gemacht,
welche im wesentlichen mit der Stuttgarter Zeich-
nung vollkommen übereinstimmt, was eine Verglei-
chung der in der Kunstchronik gegebenen Photo-
fcjpie mit der Originalzeichnung durchaus bestätigt.
Leider ist das Stuttgarter Blatt jetzt unter Glas ge-
bracht und nicht mehr aufgehängt, so dass es schwer
wird, genauere Untersuchungen anzustellen. Doch
so viel ist gewiss, dass es kein Holzschnitt, wie Rett-
berg annimmt, und keine Originalzeichnung Dürer's
ist. Was nun das Monogramm und die Jahreszahl 1497
anbelangt, so ist dieses sichtlich mit blasserer Tinte

geschrieben als die sonstige Zeichnung; das von Thau-
sing gegebene Faksimile ist nicht genau und von
ungeschickter Hand kopirt; doch giebt es ein unge-
fähres Bild der Schriftformen, die indessen kein Hin-
dernis wären, die Gleichzeitigkeit der Inschrift anzu-
erkennen. Dagegen sprechen jedoch andere Gründe;
die ungemein lebeudige Darstellung der ganzen Kom-
position ist für Dürer in dieser frühen Zeit ganz
unmöglich und auch für das Material, auf welchem
beide Zeichnungen ausgeführt sind, lässt sich kein
Gegenstück aufbringen. Ferner beachte man doch
das Kostüm der Ritter; es ist schon ganz das der
frühen Renaissance; die üppigen Federn, die auf-
geschlitzten Ärmel u. dergl., überhaupt die ganze
Komposition, der ganze Vortrag gehören nicht mehr
in das 15. Jahrhundert, sondern in die ersten De-
cennien des sechzehnten Säculums. An Hans Bai-
dung zu denken, ist angezeigt, doch vorerst nicht
nachweisbar. Das Stuttgarter Blatt ist ganz gut er-
halten, die Striche sind vollständig schwarz, nicht grau
aufgetragen, nur an der oberen rechten Ecke in der
Landschaft ist eine etwas verwischte Stelle. Im alten
Inventar des Kunstkabinetts vom Jahre 1791 ist die
Zeichnung folgendermaßen eingetragen: „Nr. 12.
Eine ziemlich große Tafel in schwarzer Rahme wor-
auf eine von Albrecht Dürer verfertigte Zeichnung
mit schwarzen Strichen auf rothen Grund auf-
gepappt ist".

Stuttgart. MAX BACH.

NEUE KUNSTBLÄTTER.

* Von den durch Ed. r. d. Launitx begonnenen „Wand-
tafeln zur Veranschaulichung antiken Lebens und antiker
Kunst" ist soeben die 29. Tafel erschienen, welche eine An-
sicht der Westseite des Forum Roman um nach der Rekon-
struktion von Dr. (7/. 1 Iii Isen enthält. Dem großen Blatte
liegt die hübsche kleine Darstellung von F. 0. Schuhe zu
Grunde, welche dem bei Spithöver in Rom 1892 erschienenen
topographischen Obersichtshefte von Hülsen beigegeben war.
Die künstlerische Ausführung der Wandtafel ist jedoch im
höchsten Grade mangelhaft, voll Perspektivfehler und auch
in den Details ganz flüchtig und roh, in den Staffagen ge-
radezu lächerlich. Mit solchem Anschauungsmateria] wird
man den Sinn unserer Jugend für das klassische Altertum
nicht beleben und ihr keine richtigen Vorstellungen von der
Kunst der alten Römer beibringen.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Der Geschichtsmaler Professor Hermann P/r// in
Dresden hat vom Deutschen Kaiser den Auftrag erhalten,
den Festsaal des Palaxzo Call'arelli, des Sitzes der deutschen
Botschaft in Rom, mit Fresken -zu schmücken.

WETTBE WERBUNGEN.

*„* Bei der erneuten Konkurrenz um das Kaiser Wil-
helm-Denkmal für Stuttgart hat der Bildhauer Max Kit in
 
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