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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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57

BücherBchau.

öS

Mittelrheins zu Mainz, Speier und Worms" wohl
ein Joch des Mittelschiffes vom Speierer Dome ab-
gebildet, leider aber nicht richtig gezeichnet und
dadurch die so wünschenswerte Klärung der Bau-
geschichte dieses Kunstdenkmales verzögert. Herr
Meyer-Schwartau giebt nun in seinem auf Tafel 14
dargestellten Längendurchschnitt eine auf Maßen
beruhende genaue Aufnahme, was hiermit dankbar
anerkannt wird. Von hohen Pilastern getragene
Blendarkaden umfassen im Querschiffe und Chor-
raume der Benediktinerabteikirche Limburg an der
Haardt die Fenster; ebenso war es beim Speierer
Dome, der von Kaiser Konrad II. und seinen Nach-
folgern im elften Jahrhundert erbaut wurde; nur
sind es hier hoch aufsteigende Halbsäulen, welche
die Blendarkaden tragen, und diese umfassen, ganz
wie in Limburg, konzentrisch die Rundbogenfenster.
Wir haben also ein und denselben Grundgedanken,
beim Kaiserdome ist er aber großartiger zur Durch-
führung gelangt. Im Mainzer Dome sitzen die Fen-
ster willkürlich und ganz unabhängig von den Blend-
arkaden im Mauerwerke des Mittelschiffes (siehe des
Referenten Aufsatz „Der Dom zu Mainz in frühroma-
nischer Zeit" in der Zeitschrift für bildende Kunst.
N. F. II, Seite 171—175), beim Dome zu Speier ist
hierfür ein fester Organismus geschaffen, der große
Fortschritt und die reifere Formengebung treten uns
hier deutlich entgegen.

Auf Seite 16 und 17 wird von Herrn Meyer-
Schwartau der Mainzer Dom nach dem Brande vom
Jahre 1081 mit im Mittelschiffe gewölbter Decke
hergestellt angenommen, wofür jedoch aller Beweis
fehlt. Der Dombraud von 1137 oder der von 1191
mögen die Veranlassung zur erstmaligen Einwölbung
des Mittelschiffes gegeben haben. Die Benediktiner-
abteikirche Laach im Sprengel des Erzbischofes von
Trier ist im Jahre 1156 geweiht worden, und es dürfte
die Ausführung der Mittelschiffgewölbe dieser Basi-
lika frühestens kurz vor der Einweihung anzusetzen

sein.

Auf Seite 37 heißt es: „Die Verhältnisse ver-
leihen der Annahme, dass Poppo sowohl für Lim-
burg als auch für Speier die Pläne geliefert, eine
große Wahrscheinlichkeit." Abt Poppo vonStablo war
Organisator der ihm anvertrauten Benediktinerklö-
ster, aber nicht selbst Baumeister, was durch die
Schrift von Dr. Paul Ladewig: „Poppo von Stablo
und die Klosterreform unter den Saliern", Berlin
1883, insofern erwiesen scheint, als von dem sorg-
fältigen Forscher keine Urkunde beigebracht worden
ist, welche. Poppo als Architekten und Bauleiter zu

erkennen giebt. — Die von Herrn Meyer-Schwartau
auf Seite 74 aus Siegeln und Münzen von Speier
für die Baugeschichte des Domes gezogenen Resul-
tate besitzen keine Beweiskraft und entbehren darum
der Berechtigung. Dass die zwei Westtürme erst-
mals im dreizehnten Jahrhundert sollten erbaut wor-
den sein, wird schon durch einen Blick auf den
Grundriss des ganzen Speierer Domes widerlegt.
Wozu hätte man das Langhaus mit so enorm
starken Mauern westwärts abgeschlossen, wenn nicht
diese Mauermassen den naturgemäßen Unterbau für
die zwei Türme bilden sollten? Die Kirche St. Maria
im Kapitol in Köln und die Abteikirche in Hersfeld
zeigen die gleichen viereckigen Westtürme, gehören
sicher der ersten Hälfte des elften Jahrhunderts an
und sind daher gleichzeitig mit dem 1030 begonne-
nen Neubaue des Speierer Domes entstanden.

Seite 96 werden darüber Zweifel ausgesprochen,
ob die Unterteile der zwei Osttürme zum ursprüng-
lichen Speierer Dombaue gehörig anzunehmen seien.
Für uns giebt es hierüber keinen Zweifel angesichts
des Dombaues, welchen Kaiser Heinrich II. in Bam-
berg von 1004—1012 errichtet, dessen Plandisposi-
tion sich trotz aller Umbauten bis auf den heutigen
Tag erhalten hat, was bereits Dehio und von Bezold
in ihrem verdienstvollen Werke: „Die kirchliche Bau-
kunst des Abendlandes" auf Seite 178 mit voller
Berechtigung ausgesprochen haben. Es sind in Bam-
berg wie in Speier vier Türme von quadratischem
Grundrisse; der Westchor Bambergs zeigt uns genau
das Bild vom Ostchore zu Speier, die zwei Türme
schließen die Chorvorlage ein und die Concha ist
daran ausgebaut. Es ist nicht nötig, in Speier den-
selben Baukünstler anzunehmen, welcher in Bam-
berg den Plan zum Dome Heinrich's des Heiligen
erdacht hat; wohl aber können wir mit vollem
Rechte die ziemlich gleichzeitige Entstehung und
den inneren Zusammenhang konstatiren. Haben wir
im zehnten Jahrhundert an den Domen von Merse-
burg, Worms und Mainz bei den Turmbauten durch-
gehends runde Planbildung, so tritt mit dem Be-
ginne des elften Jahrhunderts sowohl in Bamberg
als auch in Speier und später bei den Episkopal-
kirchen zu Würzburg, Augsburg und Konstanz der
quadratische Grundriss bei den Türmen auf und
bleibt von da im ganzen Mittelalter die beliebte und
bevorzugte Form.

Bei der auf Seite 125 erfolgten Besprechung
der inneren Gliederung des Langhauses vermissen
wir die Angabe der charakteristischen Bildung der
Pfeilersockel von den drei mittelrheinischen Domen;
 
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