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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Levin, Th.: Die Ausstellung alter Bilder in Utrecht, [3]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0050

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87

echten Rembrandt erklärt hat? — Das ist einfach un-
möglich und wird auch in der Broschüre trotz müh-
samen Quälens in leciner Weise bewiesen. — Dass
er den Preis von 40 000 Gulden genannt hat? —
Erst recht unmöglich! Denn Bredius weiß besser
als ich, dass auch ein echter Rembrandt dieser Art
nicht mit solchen Summen bezahlt wird. — Dass
er das Bild später als gute alte Kopie bezeichnet
hat? — Nun, wenn es wirklich geschehen, so war
es eben ein Tröpfchen von jener Sorte Balsam, den
wir für die Wunden, die wir der überspannten
Phantasie von zudringlichen Fragern schlagen müssen,
gutmütigerweise bereit halten. Das ist keine gute
alte Kopie, sondern eine stümperhafte, deren Alter
wir nicht zu weit hinaufrücken wollen. Herr ten
Breul kann sich nicht darüber beruhigen, dass ihn
der von Bredius empfohlene Restaurator seinen grij-
saard verputzt und namentlich de neus verknoeid
hat. Ich kann ihm versichern, dass, wenn man
einem echten Rembrandt eine Haut nach der anderen
abzieht, die Bewunderung für die Genialität der
Mache mit jeder neu erscheinenden Lage wächst,
aber ein so gräuliches Ding wie sein grijsaard kommt
nie zum Vorschein! Sehen Sie sich doch nur die
Halskette an! Keine Spur von Farbenkörper und
kindische Handführung. Und wenn jetzt noch —
von einem höre ich schon — tausend R.'s auf dem
Bilde gefunden werden — „Du bleibst doch immer,
was Du bist."

Ich würde dieses unerfreuliche Intermezzo aus
der Cavalleria Utrechtiana mit Stillschweigen über-
gangen haben. Es ist denn doch aber geradezu un-
duldbar, dass ein Ehrenmann, auf den Holland stolz
ist, und dem man in Deutschland die höchste Ach-
tung zollt, in so unqualifizirbarer Weise angegriffen
wird, wie es in der ten Breul'schen Broschüre ge-
schieht. Opzet und opzetlyk, das schüttert nur so!
Vorsätzlich soll Herr ten Breul um seinen Schatz —
gebracht worden sein? Bei uns wendet man sich
in solchem Falle an die Staatsanwaltschaft — beider-
seits! 1H. LEVIN.

BÜCHERSCHAU.

* Von dem „Allgemeinen, Künstler - Lexikon", dessen
dritte Auflage der unlängst in Bremen verstorbene H. A.
Müller vorbereitet hatte, ist soeben (bei Rütten & Loening
in Frankfurt a. M.) der erste von Dr. Hans Wolfg. Singer
herausgegebene Halbband (Aachen—Cossin) erschienen. Bis
zum achten Druckbogen rührt die Bearbeitung noch ganz
von Müller her, das Weitere ist durch Dr. Singer druck-
fertig gemacht. Das Werk hat sich die Aufgabe gestellt,
die biographischen und sachlichen Hauptangaben über alle

wichtigeren Meister bis zur Gegenwart fortzuführen und
diese schwierige Arbeit ist auch im allgemeinen fleißig be-
sorgt. Das fortschreitende Leben macht natürlich Supple-
mente nötig, zu denen auch einiges Übersehene hinzuzufügen
wäre. So z. B. gleich bei Beinh. Begas der große neue
Brunnen auf dem Berliner Schlossplatz, bei Ed. Charlemont
dessen schöne figurenreiche Deckenbilder im neuen Wiener
Burgtheater u. a. Zu Brunellesco ist zu bemerken, dass der-
selbe die Überwölbung der Domkuppel nicht beantragt,
sondern nur deren Ausführung nach dem bereits lange vor
seiner Zeit festgestellten Plane geleitet hat. — Die Verlags-
buchhandlung hofft das dankenswerte Buch in drei Bänden
bis zum Sommer 1896 fertigstellen zu können.

KUNSTLITTERATURund KUNSTBLÄTTER.

G. Adlers deutscher Zeichenlehrer - Kalender ist im
Verlag von G. Adler in Hamburg für das Jahr 1895 er-
schienen. Neben dem üblichen Kalendermaterial enthält
er eine kurze Abhandlung des Oberlehrers Paul Stade in
Sondershausen über Gefäßformen und in der Abteilung
„Fachliches" Litteratur- und Lehrmittelnachweise, Ver-
fügungen des preußischen Unterrichtsministeriums, die für
das Fach der Zeichenlehrer in Betracht kommenden Be-
soldungsverhältnisse nach dem Normal-Etat u. dgl. m. Da
der Kalender erst zum zweiten Male erscheint, ist er noch
mancher Vorbesserung und Bereicherung fähig, wozu die
Herron Zeichenlehrer unter unseren Lesern gewiss gern bei-
tragen werden, wenn das Bedürfnis eines solchen Kalenders
vorliegt. Er ist gegen Einsendung von 1 Mk. 10 Pf. vom
Verleger zu beziehen.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Von der Dresdener Kunstakademie. Die durch den
Tod des Malers Gey erledigte Lehrstelle ist dem Professor
Wehle, Lehrer an der Kunstakademie und der Kunstgewcr-
beschule in Leipzig, übertragen worden. — Für den 1. April
n. J.. ist Prof. Gotthard Kühl aus München als Leiter des
Ateliers für G enremalerei berufen worden.

*** Zum Direktorialassistenten an der Berliner Hoch-
schule für die bildenden Künste ist an Stelle des verstorbenen
Prof. Teschendorf der Porträt- und Genremaler Dr. phil.
Hermann Seeger ernannt worden.

*„* Der Tier- und Landschaftsmaler Wilhelm Frey in
München, ein geborener Karlsruher, ist vom Großherzog von
Baden zum Direktor der großherzoglichen Gemäldegalerie
in Mannheim ernannt worden.

DENKMÄLER.

* Das von Tilgner in Wien modellirte Werndl-Denkmal
in Steyr wurde am 10. November feierlich enthüllt. Der
Bildhauer bewährte in der lebenswahren Wiedergabe der
Erscheinung des Verewigten seine anerkannte Meisterschaft.
Werndl steht auf einem Granitsockel, in der linken Hand
Gewehre haltend; die Rechte zeigt auf die Arbeiter, die an
den Ecken des Sockels sitzen. Jede dieser vier Gestalten
ist für sich ein charakteristisches Kunstwerk. Der Sockel
trägt die Inschrift: „Arbeit ehrt" und die Widmung: „Die
dankbaren Mitbürger 1894". Sämtliche Figuren sind in
Bronzeguss hergestellt. Die Kosten belaufen sich auf etwa
120000 fl.
 
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