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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Wolf, August: Galerie der Akademie in Venedig
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0071

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR A. ROSENBERG

WIEN
Heugasse 58.

BERLIN SW.
Teltowerstrasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. VI. Jahrgang.

1894/95.

Nr. 9. 20. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift fiir bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Fiir Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine llewähr. Inserate, ä 30 Pf. fiir die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Yogier, Eud. Mosse u. s. w. an.

GALERIE DER AKADEMIE IN VENEDIG.

Oktober 1894.

Wer den heutigen Zustand der hiesigen Galerie
der Akademie mit demjenigen vor circa 20 Jahren
vergleicht, kann nicht umhin, einen großen Fort-
schritt anzuerkennen; er muss zugeben, dass trotz
des so beliebten Experimentirens hier sicli viel zum
Besseren gewendet hat.

Zunächst war damals auf die Bequemlichkeit
des Publikums nicht die mindeste Rücksicht genom-
men. Einige kranke Stühle bildeten den ganzen
Luxus. (Dafür gab es aber auch nur 3 Diener, wäh-
rend jetzt ein ganzes Heer die Galerie überwacht.)
Im Laufe der Jahre jedoch, besonders nachdem
Eintrittsgeld erhoben wurde, war man genötigt,
die Einrichtungen wenigstens annähernd denjenigen
in anderen europäischen Galerien anzupassen. Der
schlechten Beleuchtung natürlich konnte man nicht
Abhilfe schaffen. Die verdorbensten Bilder wurden
durch den neu berufenen Inspektor Cav. Botti ge-
reinigt, gar zu schlecht aufgestellte etwas besser
situirt. Endlich dachte man auch daran, wenigstens
dem Hauptbilde der Galerie, Tizian's Himmelfahrt
der Maria, besseres Licht zu verschaffen. Man kon-
struirte den Assuntasaal, wo das schöne Gemälde
endlich zur Geltung kam, und stellte ihm einige
der Hauptwerke der hervorragendsten Meister zur
Seite. Ludwig Passini, der Italien liebt, rettete das
Kolorit dieser Bilder durch großmütige Stiftung der
prachtvollen Damaste, welche die Wände bekleiden,
die vorher hässÜGh rot gestrichen waren.

Nun dachte man daran, die „Modernen Bilder"

in einem besonderen Saale zu vereinigen. Es wurde
einer der beiden Gipsabgüsse enthaltenden Säle aus-
geräumt und alles Neuere, Tiepolo mit inbegriffen,
dort vereinigt. Als Hauptstück wählte man das große
Rundbild, einen Plafond, aus der aufgehobenen Kirche
Sta. Elena, der bis dahin unsichtbar zwischen den
beiden Oberlichtern an der Decke des Herkules-
saales angebracht gewesen war. Ein neu erworbenes
Bild kam hinzu: der große Fries von Tiepolo's Hand,
dem ersteren gegenüber aufgestellt. Der Unterzeich-
nete hatte das Glück, denselben dem sicheren Ruin
im Keller des Doms von Castelfranco zu entreißen,
wo dieses fast 40' lange Bild zerquetscht und ver-
schimmelt seit Anfang des Jahrhunderts gelegen
hatte. Galeriedirektor Cav. Barozzi hatte Herz und
Verständnis, sich dazu bestimmen zu lassen, der
Regierung die Aufstellung des, wenn auch noch so
verdorbenen, Bildes zu empfehlen, was denn auch
geschah. — Es stammt dieser prachtvolle Fries, das
Wunder Mosis mit der ehernen Schlange darstellend,
aus der aufgehobenen Kirche San Cosma auf der
Giudeccainsel. — Nachdem alle Räume der Galerie
durch Glasthüren von einander geschieden waren,
um die Zugluft im Winter abzuhalten, nachdem
überall weiche Diwans aufgestellt und Gehteppiche
gelegt waren, schien es, als ob allen billigen An-
forderungen zunächst Genüge geleistet sei, und nun
die Galerie zur Ruhe kommen könne. Man hatte
jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Obwohl die Gipsabgüsse aus dem ersten Saal ent-
fernt, in dem anstoßenden in besserer Ordnung
aufgestellt und dem Publikum zugänglich gemacht
werden sollten und diese Arbeit mit großen Kosten
 
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