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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0077

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141

Vermischtes. —

Zeitschriften.

142

hinschauender Faun. Rechts folgt als einzige bekleidete
Gestalt ein ruhig dastehender Mann, vielleicht der Stifter
Heracia. Dagegen ist die Bedeutung der entsprechenden Ge-
stalt auf der Nebenseite (jugendlich und in ruhiger Haltung)
und der beiden kräftigen Gestalten auf der Rückseite, die
das rechte Bein aufsetzen und den linken Arm auf dem
Rücken halten, vorerst ebenso rätselhaft wie die der Gruppen
der Vordeseite. Die Arbeit ist tüchtig und macht im Verein
mit der Eigentümlichkeit der Darstellung nach Form und
Gegenstand, die anscheinend im Kreise der Mithrasdenkmale
keine Analogie findet, den Altar zu einer der hervorragend-
sten Antiken, die in Carnuntum ans Tageslicht kamen. Der
den Lesern der Zeitschrift durch seine Untersuchungen des
Pantheons iu Rom bekannte Architekt Josef Dell, der die
Ausgrabungen leitet, legte das um den Altar herumgelegene
Heiligtum bloß. Bs war, der Regel für Mithräen ent-
sprechend, unterirdisch, 2,40 Meter breit, 7,40 Meter lang,
aus Bruchstein gebaut, und besaß im Osten seinen Ein-
gang. — Von der reichen Ausstattung fand man ziemlich
viel, wenn auch zum Teil zerstört, besonders ein großes Relief
mit dem stiertötenden Mithras, das hier, wie in allen Mith-
räen, das eigentliche Kultbild war und die dem Eingang
gegenüberliegende Westwand einnahm. Die Hauptgruppe
hat kolossale Dimensionen und nimmt sowohl dadurch als
auch durch besonders flotte Ausführung einen hervorragen-
den Platz unter den vielen ähnlichen Darstellungen ein
Die Inschrift, soweit sie aus den Stücken zusammengebracht
ist, erzählt, dass das Relief von Titus Flavius Viator ge-
macht d. h. wohl gestiftet ist. Ferner fand sich die statua-
rische Darstellung der Felsengeburt des Mithras, ein Mithras-
kopf, ein halblebensgroßer, bekleideter Torso an einer Wand
stehend, ein rot bemalter Löwe, der mit den Pranken einen
Stierkopf hält, ein Altärchen mit der Weihung eines Centu-
rio, zwei Bauinschriften mit Resten der Bemalung, wonach
wahrscheinlich die südliche Mauer von C. Julius Propinquos
(wechselnd Propinqus) infolge eines Gelübdes gebaut war,
eine muschelförmige steinerne Schüssel, eine Münze des
Macrinus von 217 n. Chr., u. v. a. Nach einem jetzt im
kais. Hofmuseum in Wien befindlichen stattlichen Altäre
haben im Jahre 307 die in Carnuntum vereinigten Beherr-
scher des römischen Reiches, (die Augusti und Caesares), dem
unbesiegbaren Sonnengotte Mithras als Beschützer ihrer
Herrschaft ein Heiligtum wiederhergestellt (sacrarium resti-
tuerant). Es ist leider nicht ganz sicher, ob dieser große
Altar an der jetzt aufgedeckten Stelle gefunden wurde. Sein
Standplatz müsste in dem längst verschwundenen überirdi-
schen Vorraum, dem Pronaos, von dem aus man zum eigent-
lichen Heiligtum hinunterstieg, gewesen sein. — Wir möchten
mit dieser Mitteilung wieder einmal die Aufmerksamkeit
weiterer Kreise auf Carnuntum, das österreichische Pompeji,
gelenkt haben. —:—

VERMISCHTES.

„*„ Chronik der königlichen Akademie der Künste in
Berlin. Seitdem durch die neue Organisation der Berliner
großen Kunstausstellungen ihre Veranstaltung der gesamten
Berliner Künstlerschaft übertragen worden ist, ist der Kgl.
Akademie der Künste die Möglichkeit genommen, ihre Jahres-
Chronik im Katalog der großen Kunstausstellungen zu ver-
öffentlichen. Sie hat infolge dessen beschlossen, diese Chronik
fortan in besonderen Heften herauszugeben, von denen in.
diesem Jahre das zweite erschienen ist, das über die Zeit
vom 1. Februar 1893 bis 1. Oktober 1894 berichtet. Der
Stoff ist in fünf Abschnitte geteilt, die sich über Wesen und

Einrichtung der Akademie, über ihren Personalbestand am
1. Oktober 1894, über die Verwaltung, Personalien u. s. w.
verbreiten. Abgesehen von ihrem unmittelbaren administra-
tiven Zweck ist die Chronik auch für die Kunstgeschichte
von Wert, da sie einen Uberblick über Auszeichnungen der
Akademieangehörigen, über Ankäufe ihrer Werke für öffent-
liche Sammlungen, über ihnen zuteil gewordene Aufträge
von Staats- und Stadtverwaltungen, über Vollendung von
Bauwerken und Denkmälern und die Biographien der im
verflossenen Jahre verstorbenen Mitglieder, Lehrer und Be-
amten der Akademie, meist nach ihren eigenen Angaben,
enthält. Die in dieser Zeit Verstorbenen sind die Maler H.
Baisch, L. Bokelmann, Fr. Kraus, Jan Matejko, L. Spangen-
berg und E. Teschendorf^ die Architekten Carl von Hasen-
auer und Franz Schmitz und die Kunstgelehrten R. Dohme,
Graf Schack und Ph. Spitta. Die Gesamtzahl der Mitglieder
der Akademie (Abteilung für bildende Künste) beträgt ge-
genwärtig 136. Bemerkenswert ist noch, dass in dem Be-
richt über den Geschäftskreis des Senats Klage darüber
geführt wird, dass die Verwaltung der Akademie und ihrer
Institute wesentlich durch den immer drückender werdenden
Raummangel erschwert wird, dem auch durch Verlegung
einzelner Unterrichtsinstitute in andere öffentliche Gebäude
und durch Mietung von Privathäusern nicht abgeholfen worden
ist. „Eine Änderung dieser Übelstände ist, so heißt es in
dem Bericht, zur Zeit nicht möglich, da der seit Jahren in
Aussicht genommene Neubau eines Akademiegebäudes Unter
den Linden, auf der historischen Stätte, die den beiden Aka-
demieen für Wissenschaften und für Künste vor 200 Jahren
durch Huld des Landesherrn überwiesen und deren eigen-
tümlicher Besitz durch Königliche Huld im Jahre 1809 von
neuem schenkungsweise bestätigt worden ist, so lange aus-
gesetzt bleiben muss, bis der gleichfalls seit Jahren geplante
Bau eines Gebäudes für die akademische Hochschule für
die bildenden Künste und die akademischen Meisterateliers
erfolgt sein wird. Die seit Jahr und Tag fortgeführten Ver-
handlungen wegen dieser akademischen Neubauten haben
bisher ein bestimmtes Ergebnis nicht gezeitigt. — Ebenso-
wenig haben die auf Anregung der Akademie gepflogenen
Verhandlungen wegen des Baues eines deutschen Künstler-
und Atelierhauses in Rom bis jetzt zu einem Abschluss ge-
führt. Im Interesse der in Rom studirenden Stipendiaten
der Berliner Akademie hat diese wohl drei Ateliers in den
Gärten der Villa Strohl-Fern vor der Porta del Popolo ge-
mietet; diese Räume reichen aber seit langem nicht mehr
aus, da alljährlich studienhalber mindestens vier neue Sti-
pendiaten der Akademie allein nach Rom zu reisen ver-
pflichtet werden, und viele jüngere preussische Künstler, die
ihren Studien in Rom obliegen, die bei weitem teurem
Privatateliers zu mieten gezwungen sind."

ZEITSCHRIFTEN.

Architektonische Rundschau. 1894/95. Heft 3.

Taf. 17. Katholisches Vereinshaus in Kaiserslautern; erbaut von
Prof. L. Levy in Karlsruhe. — Taf. 18. Synagoge in der Linden-
straße in Berlin; erbaut von Cremer und Wo 1 ffenstein,
Architekten daselbst. — Taf. 19. Villa Lutz in Stuttgart; erbaut
von Eisenlohr und W ei gl e, Architekten daselbst. — Tat. 20.
Wohn- und Geschäftshaus Unter den Linden 16 in Berlin; erbaut
von II. Griesebach und G. Dinklage, Architekten daselbst.
— Taf. 21. Kirchhofskreuz auf dem evangelischen Gottesacker in
Aachen; entworfen von Architekt J. Heeren daselbst. —Taf. 22.
Villa in Groß-Lichterfelde; erbaut von Architekt Axel Guldah 1
daselbst. — Taf. 23. Wirtschaftspavillon in Holz; entworfen von
Ohiodera und Tschudy, Architekten in Zürich. — Taf. 21.
Hotel Kaiserhof in Augsburg; erbaut von den Architekten
t J. Wahl und M. Dülfer in München.
 
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