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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Die Münchener "Secession" im Wiener Künstlerhause
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0114

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215

Personalnaohrichten. — Wettbewerbungen. — Denkmäler.

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durch ihre tüchtigen Studienblätter zu ihren Werken,
ihre Radirungen und Lithographieen und einzelne
auch durch die hochstehenden Leistungen als Plas-
tiker. Es ist nur unbedingt zu wünschen, dass auch
die Symbolisten und Mystiker den guten Willen
hätten, bei allen ihren Werken die Natur Patin
stehen zu lassen, da sie sonst, ohne den wahren
Realismus, in hohle, leblose Phrase ausarten. Wo
der Realismus spricht, wie bei Uhde, Ilabermann,
Oppler, Hugo König, hie und da bei Albert Keller
und Ludwig von Hofmann, wo sie sich Zügel anlegen,
bei dem naiven tiefsinnigen Thoma, bei Becker- Qun-
dahl, bei Bildhauern wie Gasteiger, Flossmann, Brütt
und Breyer, deren lebensvoller und origineller For-
malismus jede Flüchtigkeit meidet: bei diesen Meis-
tern dämmert die Kunst der Zukunft aus den Tiefen
ihrer Werke herauf und eröffnet die herrlichsten
Aussichten. Ist erst die volle Festigung des neuen
Formbegriffes geglückt, was freilich nur in Jahren
möglich ist, dann wird eine neue Blütezeit anbrechen.

Und wie sieht es denn mit der Anerkennung
der modernen Kunst thatsächlich heute aus? Es ist
neben der fachmännischen Kritik ein sehr großer
Teil des kunstsinnigen Publikums und der tüchtig-
sten Künstler der älteren Tradition, die auf die
Intentionen der neuen Richtung eingehen und sie
fördern helfen. Mit Hilfe dieser Faktoren und bei
großer Strenge gegen sich selber, besonders wenn
die Künstler nicht auf allzugroße Freiheit, Schranken-
und Zügellosigkeit pochen, wird die moderne Kunst
immer mehr durchdringen und in gar nicht ferner
Zeit sich unbestrittene Geltung und allgemeine An-
erkennung verschaffen.

Zum Schlüsse noch ein Wort über den Katalog
der Wiener Secessionistenausstellung. Die Münche-
ner Kunstgenossen werden den Herren, welche die
Kataloge um möglichst billiges Geld herstellen zu
lassen scheinen, für die mutwillige Degradation ihrer
Bilder im illustrirten Kataloge wenig dankbar sein.
Auch die Firma Albert & Co., von der die Cliches
herrühren, wird dieselbe Empfindung haben. Heißt
das „Drucken"? In Fachkreisen nennt man es
„Quetschen". Man nehme doch den Katalog der
Secession in München zur Hand, den die Verlags-
anstalt für Kunst und Wissenschaft, früher Bruck-
mann, herstellte, um daran die anständige Form zu
lernen: denn ein Katalog, wie der Wiener, hat längst
die Grenzen jeglicher Artigkeit und Billigkeit ge-
wissenlos überschritten. — Wir mussten ähnlich
leider schon wiederholt gegen Redigirung und Aus-
stattung dieser Führer Stellung nehmen und sind

nur begierig, wie lange sich die Künstlerschaft ruhig
ein solches, ihre Interessen tiefschädigendes Vorgehen
gefallen lassen wird. Darüber herrscht nur ein Ur-
teil: lieber gar keine Illustrationen, als solche!
Wien, Neujahr 1895. R. B.

PERSONALNACHRICHTEN.

*„.* Aus Anlass des preußischen Kr'önungs- und Ordens-
festes am 20. Januar haben folgende Künstler Auszeichnun-
gen erhalten: Professor Andreas Achenbach in Düsseldorf
den Stern zum Kronenorden 2. Kl., Professor L. Knaus in
Berlin den Roten Adlerorden 2. Kl. mit Eichenlaub, Pro-
fessor Anton v. Werner in Berlin den Roten Adlerorden
2. KL, Prof. Otto Brausewetter, Lehrer an der Berliner Hoch-
schule für die bildenden Künste, den Roten Adlerorden 4. Kl.

—. Prof. Adolf Menzel ist bei Gelegenheit des Ge-
burtstages des Kaisers der rote Adlerorden I. Klasse ver-
liehen worden.

WETTBE WERBUNGEN.

Berlin. Eine Extraausgabe des Reichsanzeigers ver-
öffentlicht folgende Kabinetsordre des Kaisers. Nachdem Ich
die bei der Generalverwaltung der Königlichen Museen von
59 Künstlern rechtzeitig eingereichten Arbeiten zur Ergän-
zung des jugendlichen Frauenkopfes aus Pergamon einer
eingehenden Prüfung unterzogen habe, will Ich den durch
Erlass vom 27. Januar vorigen Jahres aus Meiner Schatulle
ausgesetzten Preis von Ein Tausend Mark hiermit dem Bild-
hauer Reinhold Felderhoff zu Berlin verleihen und zugleich
dem Grafen von Goertz genannt von Schlitz in Weimar für
seine ebenfalls ausgezeichnete Arbeit eine ehrenvolle Aner-
kennung zusprechen. Für den nächsten Wettbewerb be-
stimme Ich als Aufgabe: „Die Ergänzung eines Abgusses
der antiken Marmorstatue einer tanzenden Mänade in Mei-
nen Museen zu Berlin", und will Ich für diesmal den Preis
auf 2000 M. erhöhen. Ihren Vorschlägen über Ausschreibung
und Einrichtung des Wettbewerbs sehe ich entgegen.

Berlin, den 27. Januar 1895.

Wilhelm R.

Außerdem ist von dem Kaiser ein Wanderpreis für
Männergesangvereine in Form eines Kleinodes in edlem
Metall und ein Wanderpreis zur Hebung des Rudersports
an den höheren Lehranstalten Berlins, bestehend in einer
silbernen altgotischen Kanne, gestiftet worden.

DENKMÄLER.

* Berlin. Eine Extraausgabe des „Reichsanzeigers"
veröffentlicht folgende Kabinetsordre des Kaisers: Ein Vier-
teljahrhundert ist nahezu verflossen, seitdem das deutsche
Volk, dem Ruf seiner Fürsten folgend, sich in Einmütigkeit
erhob, um fremden Angriff abzuwehren, und in glorreichen,
wenn auch mit schweren Opfern erkämpften Siegen die Ein-
heit des Vaterlandes und die Wiederbegründung des Reichs
errang. Meine Haupt- und Residenzstadt hat an der Ent-
wickelung, welche dem deutschen Städtewesen dadurch be-
schieden ward, reichen Anteil genommen, und sind die
städtischen Behörden mit Hingebung und Erfolg bemüht
gewesen, die kommunalen Einrichtungen der Stadt ihrer
Stellung im Reich entsprechend würdig auszugestalten. Als
Zeichen Meiner Anerkennung für die Stadt und zur Erinne-
rung an die ruhmreiche Vergangenheit unseres Vaterlandes
 
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