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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

DOI Artikel:
Lier, Hermann Arthur: Korrespondenz Dresden, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0127

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Teltowerst.rasse 17.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. VI. Jahrgang.

1894/95.

Nr. 16. 21. Februar.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Yerlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

KORRESPONDENZ.

Aus Dresden, den 6. Februar 1805.
Unser letzter Kunstbericht aus Dresden schloss,
wie sich die Leser noch erinnern werden, mit dem
Hinweis auf die Ausstellung schottischer Gemälde,
durch die die Ernst Arnold'sche Kunsthandlung die
Dresdener Kunstfreunde mit einer Reihe bedeuten-
der und bis dahin in Deutschland noch nicht be-
kannt gewordener Kunstwerke erfreut hatte. In
dem Bestreben, auf diese Weise unseren Anschau-
ungskreis zu erweitern und uns für den Mangel einer
großen internationalen Ausstellung zu entschädigen,
hat dieselbe Kunsthandlung unmittelbar auf die Aus-
stellung der Schotten eine solche holländischer Ge-
mälde folgen lassen, in der nicht weniger als 70 Bil-
der von 39 tüchtigen Meistern vertreten sind, und
die gleichfalls als höchst gelungen bezeichnet wer-
den muss. Allerdings lernt man aus ihr die nieder-
ländische Malerei unserer Tage von keiner neuen
Seite kennen. Bei keinem der kunsttreibenden euro-
päischen Völker hat sich die moderne Malerei in
so ruhigen und sicheren Bahnen entwickelt wie bei
den Holländern, bei keinem rinden wir eine so gleich-
mäßige Ausbildung der technischen Fähigkeiten und
ein so solides, auf einer hohen Stufe des Könnens
stehendes Schaffen. Diesen Vorzügen, die auf das
engste mit dem gediegenen Volkscharakter der Hol-
länder zusammenhängen, stehen allerdings auch eine
Anzahl von Mängeln gegenüber, die man als die
Fehler ihrer Tugenden ansehen mag. Die hollän-
dischen Maler unserer Tage beschränken sich auf
ein ziemlich bescheidenes Stoffgebiet. Sie sind haupt-

sächlich Landschafts- und Tiermaler. pflegen nur
nebenbei das Sittenbild, obwohl ihr Anführer und
Meister, der greise Josef Israels, auf diesem Gebiete
bahnbrechend vorausgegangen ist, und versuchen sich
gelegentlich auch in Architekturstücken und Kirchen-
interieurs, sowie in der Schilderung ihrer alten ma-
lerischen Gassen und Stadtwinkel. Sind sie so ganz
national und verstehen sie alles, was sie anfassen,
geschickt und geschmackvoll wiederzugeben, so sind
sie doch nichts weniger als Naturalisten. Vielmehr
bedienen sie sich eines ganz bestimmten malerischen
Receptes, das zwar vorzüglich, aber doch ein Recept
ist. In den meisten ihrer Bilder wird man einen
blauen Fleck beobachten, der bald mehr, bald minder
hervortritt, aber nur in den seltensten Fällen ganz fehlt.
Von diesem blauen Fleck aus stimmen diese Maler
dann ihre Bilder, in der Regel mit großer Feinheit
und trefflichem Geschmack, so dass der Beschauer
diesen Kniff nicht sofort bemerkt. Sie sind Vir-
tuosen der Tonmalerei, aber keine Maler, die be-
strebt sind, mit möglichster Objektivität die Na-
tur so wiederzugeben, wie sie in Wirklichkeit dem
Beobachter erscheint Dazu kommt bei manchem
von ihnen die Neigung, das fertige Bild in einer
eigentümlichen, immer wieder angewandten Manier
zu versaucen, ein Verfahren, wodurch vielfach selbst
vortrefflich angelegte Bilder verdorben werden. Diese
Wahrnehmung kann man am besten an den Bildern
des in Brüssel lebenden II. L. de Haas machen,
eines Künstlers, dem der Ruhm, zu den besten Tier-
malern unseres Jahrhunderts zu gehören, von nie-
mand streitig gemacht werden kann. Wie man das
auch an seinen beiden in Dresden ausgestellten Bil-
 
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