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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Staatliche Kunstpflege in Österreich im Zeitraume von 1891-1895
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0136

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Staatliche Kunstpflege in Österreich im Zeiträume von 1891 —1895.

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ehemaligen Professors an dieser Hochschule tind
nachmaligen Finanzministers Dr. von Dunajewski.
Für das Palais des Ministerpräsidiums in Wien,
dessen Räume im abgelaufenen Jahre einer gründ-
lichen Renovirung unterzogen wurden, sind vom
Unterrichtsministerium Bildnisse des Kaisers Franz
Josef L, ferner der Kaiser Franz I. und Ferdinand I.
von Osterreich und der Kaiserin Maria Theresia be-
stellt worden. Mit der Ausführung derselben wurden
die Maler Julius Schmid und Heinrich Rauchinger in
Wien, Professor Franz Zenisek in Prag und Alois
Hanns Schräm in Wien betraut, und der letzere hat
das Maria-Theresienbild bereits vollendet.

Das Unterrichtsministerium erteilte ferner eine
Reihe von Aufträgen auf dem Gebiete der kirch-
lichen Malerei. Felix Jenewein in Prag hat für die
Dekanalkirche in Chrudim ein Altarbild, die Predigt
des Heiligen Franciscus Seraphicus darstellend, aus-
zuführen. Für die römisch-katholische Kathedral-
kirche in Lemberg wird an der Herstellung von
sieben Kartons für Glasgemälde gearbeitet. Die
Darstellungen dieser Vitragen haben die Grundstein-
legung zum Baue der Kathedrale durch Casimir den
Großen, die Erscheinung des heiligen Johannes von
Dukla, das Gelübde König Casimirs vor dem Mutter-
gottesbilde in der Kathedrale, die Weihe Gregors
von Sanok zum Erzbischof von Lemberg durch den
Kardinal Olesnicki, ferner „Set. Constantin" und „Scta.
Helena" zum Gegenstande. An der Ausführung der
Kartons beteiligen sich die Maler Stanislaus Kaczor-
Batowski, Josef Mehoffer, Stanislaus Wyspianski,
Julian Makarewicz, Jacek Malczewski, Thaddäus
Popiel und Theodor Axentowicz. Unter der Anlei-
tung seines Lehrers Professor J. M. Trenkwald ar-
beitet Philipp Schumacher, ein Schüler der Wiener
Akademie der bildenden Künste, an einem für die
Dekanalkirche zu Borgo in Tirol auf Kosten des
Kultusministeriums auszuführenden Gemälde „Mariä
Opferung".

Die monumentale Malerei erfuhr Berücksichti-
gung durch die vom Ministerium erteilten Aufträge
zur malerischen Ausschmückung der Universitäten
in Krakau und Wien. In anbetracht des bedeuten-
den Umfanges und der höheren Kosten dieser künst-
lerischen Aufgaben wurden hierfür besondere Kre-
dite in Anspruch genommen. Für die Krakauer
Universität sollte Jan Matejko drei große Gemälde
mit Darstellungen, welche auf die Geschichte dieser
Hochschule Bezug haben, ausführen. Der Meister
starb kurz nach Erhalt dieses Auftrages. Eines
der Bilder, welches er „Apotheose des 16. Jahr-

hunderts" benannte (eine Verherrlichung der Kra-
kauer Humanistenschule), hinterließ er jedoch in so
weit vollendetem Zustande, dass dasselbe seiner Be-
stimmung zugeführt und in der Krakauer Aula an-
gebracht werden kann. Zum Zwecke der Ausfüh-
rung von Deckengemälden für den großen Festsaal
der Wiener Universität wird ein Betrag von 60000 fl-
in mehreren Jahresraten verfassungsmäßig in An-
spruch genommen. Die Ausführung dieser Ge-
mälde — ein großes Mittelbild mit einer allegori-
schen Darstellung und vier kleinere Deckenbilder
mit Personifikationen der vier Fakultäten, nebst 16
Gemälden mehr ornamentalen Charakters für die
Zwickelfelder der Decke — wurde den Malern Pro-
fessor Franz Matsch und Gustav Klimt übertragen.
Adalbert Hynais, welcher voriges Jahr an die Prager
Malerakademie als Lehrer berufen wurde, ist mit der
Ausführung eines größeren Historienbildes betraut.

Dem Professor Julius Maräk in Prag wurde der
Auftrag zur Herstellung von zwei Gemälden mit
Motiven aus dem Böhmerwalde zuteil. Schließlich
sei noch des Ankaufs eines Genrebildchens „Lesen-
der Eremit" von dem steiermärkischen Maler Adolf
Pirsch Erwähnung gethan.

Von Aufträgen des Unterrichtsministeriums für
plastische Arbeiten ist in erster Linie die von Direktor
Myslbek in Prag auszuführende Idealfigur der „Mu-
sik" zu nennen, zu welcher der Künstler vorerst eine
Reihe verschiedener, durch ihre Eigenart fesselnder
Entwürfe komponirt hat. Bildhauer Nikolaus Lang-
mann in Krakau stellte für den Chor der Marien-
kirche in Krakau sechs Heiligenstatuen bei. Für
die Attika des von Billroth gegründeten , Ärzteheim"
in Wien führte der kürzlich verstorbene Bildhauer
Anton Paul Wagner vier Figuren: Apollo, Minerva,
Äskulap und Hygieia, aus. Professor Weyr in Wien
und Professor Brandstetter in Graz arbeiten gegenwär-
tig an Standbildern Seiner Majestät des Kaisers. Das
Werk des ersteren wird den Festsaal der Wiener
Technik, das des letzteren die Aula des neuen Univer-
sitätsgebäudes in Graz zieren. Von Brandstetter wurden
für dieses Universitätsgebäude auch zwei Nischen-
figuren, Standbilder des Kaisers Franz und des Erz-
herzogs Karl, im Staatsauftrage fertiggestellt. Die
Büste des ehemaligen Appellationsgerichtspräsidenten
Grafen Enzenberg für das jüngst in Klagenfurt ent-
hüllte Denkmal wurde im Auftrage des Unterrichts-
ministeriums vom Bildhauer Jakob Wald ausgeführt.
Für die Kirche in Jedenspeigen stellten Franz Erler
und Eduard Posch Skulpturen, Reliefs mit Scenen aus
der Legende des Heiligen Martin, her. Dem Prager
 
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