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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Verschiedenes / Inserate
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285

Zeitschriften. — Inserate.

286

München. Die Versteigerung der Sammlung Kuppel-
mayr. Eine kulturhistorische Sammlung von hervorragend-
ster Bedeutung geht in nächster Zeit ihrer Auflösung und
Zersplitterung entgegen. Es ist dies die Sammlung des Hauses
Kuppelmayr. Für München bedeutete sie eine Sehenswür-
digkeit ersten Ranges, und war sie dem großen Publikum
auch weniger bekannt, so war sie desto mehr von Kennern
geschätzt, denn sie enthält thatsächlich, wie der kürzlich
erschienene reich illustrirte Katalog zeigt, eine große Anzahl
von Prachtstücken und kulturhistorischen Seltenheiten, wie
kaum die größten Museen dieselben in gleicher Schönheit
und Vollkommenheit aufzuweisen haben. Der Begründer
dieser Sammlung war der im Jahre 1888 zu München ver-
storbene Baumeister Max Kuppelmayr, der bereits in den
40er Jahren, als nur Wenige den hohen Wert solcher Samm-
lungen erkannten, mit regem Eifer der Mehrung seiner alter-
tümlichen Schätze oblag. Hervorragend vor Allen sind zwei
gothische Kampf- und Prunkharnische aus der Mitte des 15.
Jahrhdts. so edel, schön und wohl erhalten, wie keine Samm-
lung sie besser aufzuweisen vermag. Diesen reihen sich wohl
ein Dutzend Kampf-, Feld-, Prunk- und Turnier-Rüstungen
an, von welchen jedes einzelne Stück ein hervorragendes Er-
zeugnis der mittelalterlichen Waffenschmiedekunst ist. Häufig
begegnen wir den Marken der Augsburger, Landshuter und
Nürnberger Waffenschmiede, ein Beweis, in wie hoher Blüte
dieses Kunsthandwerk in Bayern stand. Ferner sehen wir
Knabenharnische, etwa 12 komplette Männerrüstungen, eben-
so viele Halbharnische und ein halbes Dutzend Panzerhemden,
ungerechnet der vielen einzelnen Harnischteile, wie Brust- und
Rückenstücke, Barthauben und gotbischen Schuhspitzen, wel-
che in der Form mit unseren modernen Gigerlschuhen sehr viel
Ähnlichkeit haben; Armzeuge und Schulterstücke hängen über-
all umher, dazwischen eiserne Handschuhe in großer Zahl. Von
der deutschen Kesselhaube an kann man die Form Veränderung
der Behelmung durch fünf Jahrhunderte hindurch an etwa
80 Exemplaren verfolgen. Alle Kulturvölker dieser Zeit
haben ihre Eisenhauben zur Vervollkommnung der Samm-
lung beitragen müssen. Darunter befinden sich ebenso wie
bei den Panzerstücken nicht wenige, welche als Kunstwerke
an sich schon einen außerordentlichen Wert besitzen. Noch weit
umfangreicher ist die Abteilung der Angriffswaffen vertreten.
Das älteste Schwert der Sammlung ist ein keltisches Bronze:
schwert aus dem 5. Jahrhundert, welches bei Augsburg ge-
funden wurde, und ein zierlicher bayerischer Galadegen
trägt die Jahreszahl 1864. Auch fehlt der französische
* Kürassirsäbel von 1871 nicht — 14 Jahrhunderte der Ent-
wicklung dieser im Mittelalter wichtigsten Waffe. Der Ka-
talog der Sammlung nennt mehr als 100 Nummern, deut-
schen, österreichischen,italienischen, spanischen, französischen
und vielfach schweizerischen Ursprungs, z. B. mehrere

Schweizer Schwerter und ein am Schlachtfeld bei Sempach
gefundenes. An Dolchen, Streitkolben, Streitäxten, Streit-
hämmern, Kriegsflegeln, Kriegssensen, Glefen, Cousen und
Helmbarten, Spießen und Lanzen enthält die Sammlung
ungefähr 150 Exemplare aus aller Herren Ländern und von
den berühmtesten Waffenschmieden herrührend, darunter
Prachtstücke erster Qualität mit meisterhaften Atzmalereien.
Der Raum gestattet es nicht, auch nur annähernd zu bespre-
chen und die schönsten Stücke zu erwähnen. Unter den Arm-
brüsten , Radbüchsen, Pistolen und Gewehren befindet sich
manch kostbar eingelegtes oder gravirtes Stück, an dem der
Kriegsmann sowohl als auch der moderne Nimrod seine
belle Freude haben würde. Eine hochinteressante Gruppe
aus Fahnen, Standarten, aus Schilden und Tartschen, aus
Posaunen, Trompeten und Trommeln malerisch arrangirt
bildet den Schluss dieser in kulturhistorischer Beziehung
hochbedeutenden und in dieser Art fast einzig dastehenden
Sammlung. Dieselbe hat bei Kennern durch 30 Jahre hin-
durch den Ruhm genossen, die bedeutendste Privatsammlung
Deutschlands zu sein. Dieser erste Teil der Sammlungen Kup-
pelmayr, die Warfen und Armaturen umfassend, gelangt am
20. März ds. Js. in Köln zur öffentlichen Versteigerung durch
die Firma Heberle (Lempertz Söhne). Der zweite Teil um-
fasst die Kunst und kunstgewerbliche Abteilung und dort
sind auf allen Gebieten Namen allerersten Ranges zu ver-
zeichnen, so dass der zweite Teil zum mindesten sich noch
reicher und bedeutender gestalten dürfte.

ZEITSCHRIFTEN.

Anzeiger des Germanischen Nationalinuseums. 1895. Nr. 1.

Erasmus Kamyn oder Erasmus Kosler. Von H. Bosch. — Dürer.
Kleine Mitteilungen. Die Aufschriften auf der Bückseite der Bild-
nisse Karl's des Großen und Siegismund's. Von G. v. Bezold.
— Eine langobardische Elfenbeinpyxis im Germanischen Museum.
Von E. Braun.

Christliches Kunstblatt. 1895. Heft 2.

Religiöse Stoffe in moderner Behandlung auf der Ausstellung
der Sezession, München 1894. — Die Elfenbeinpyxis des Berliner
Museums. Von O. Urämer. (Schluss.) — Das Münster in Bern
in seiner Vollendung.
Die Kunst für Alle. 1894/95. Heft 11.

Deutsche Kunstkritiker. Von P. Schultze-Naumburg. — Bilder
und Rahmen. Von O. Schulze in Köln. (Forts.) — Neues aus
Dresden. II. Karl Mediz und Emilie Mediz-Pelikan. Von W. v.
Seidlitz.

Jahrbuch der königlich Preussischen Kunstsammlungen,
XVI. 1895. Heft 1.

Rembrandt's Bildnis des Mennoniten Anslow in der königlichen
Galerie zu Berlin. Von W. Bode. — Der Fall Cleve. Von
C. Justi. — Giorgione's Bilder zu römischen Heldengedichten.
Von F. Wickhoff. — Neue Zeichnungen von Dürer im Berliner
Kupferstichkabinett. Von F. Lippmann. — Die Metallbildhauer
Friedrich's des Großen. Von P. Seidel. — Über Bildnisse des
Aldo Manutio. Von L. Kaemmerer.
Zeitschrift für christliche Kunst. 1894/95. Heft 11.
Der hölzerne Reliquienschein des Klosters Loccum. Von C. W.
Hase. — Die Goldschmiedfamilie der Arphe. Von C. Justi. —
Trierer Bilderhandschrift vom Anfang des 12. Jahrhunderts mit
Künstlerinschrift. Von E. Braun.

Inserate.

Gegründet
1770.

Kunsthandlung und Kunstantiquariat

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