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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Stiassny, Robert: Baldung-Studien, [3]
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Scherer, Christian: Neues über Ignaz Elhafen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0161

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Kapellenkranze vollendeten Stürzelkapelle bereits
ausdrücklich Erwähnung (Schreiber a. a. 0. S. 280,
F. X. Kraus, Freiburger Universitätsprogramm, 1890,
S. 4 f., Freiburger Diözesan-Archiv XVJ1, 292 f.).

Die linke Hälfte der Tafel ist zum Teil erblin-
det; das übrige, in seiner alten Farbenpracht er-
haltene Gemälde — besonders wirksam ein rubin-
rotes Überfangglas und das satte Blau des Teppich-
grundes — zeigt die nämliche Behandlung, wie
die in den Jahren 1510 bis 1513 von den Glas-
malern Hans von Ropstein, Jacob Wechelin und
Dietrich Fladenbacher verfertigten Hochchorfenster,
aus deren Werkstatt es denn auch hervorgegangen
sein dürfte. Dass der energische Entwurf von Bai-
dung gearbeitet ist, beweisen neben der Ähnlichkeit
der Madonna mit der Maria des Annenfensters vor
allem die lebensvollen Porträtfiguren der Stifter-
familie, die ganz direkt an das Karlsruher Votivbild
erinnern. Seine Hand ist ferner unverkennbar in der
breiten Modellirung wie in der etwas schweren Zeich-
nung des Details, so namentlich des Ohres, des
Haupt- und Barthaares des ältesten Sohnes, Kon-
rad's DL, der in einer Maximiliansrüstung und gol-
dener Haarhaube hinter dem Vater kniet.

Durch die Person des Stifters ist das Fenster
ein Privataltertum und Geschichtsdenkmal von Rang.
Dr. Konrad Stürtzel, aus Kitzingen in Franken ge-
bürtig, kam 1460 als einer der ersten Lehrer an
die Artistenfakultät der neugegründeten Universität
Freiburg, deren Rektor er 1469 wurde. Als Doktor
des Kirchenrechtes in die Juristenfakultät über-
getreten, bekleidete er das akademische Ehrenamt
neuerdings im Jahre 1478. Bald nachher wurde er
als Kanzler an die Spitze der vorderösterreichischen
Regierung in Ensisheim berufen, von welcher Stelle
er durch die Gunst Maximilians, damals noch römi-
schen Königs, rasch zu dessen Hofkanzler empor-
stieg. Nach Erwerb der nächst Freiburg gelegenen
Grundherrschaft Buchheim im Jahre 1491 wurde er
um 1500 gerittert und starb 1530 als Stammvater
des erst zu Beginn dieses Jahrhunderts erloschenen
Geschlechtes der Edeln von Buchheim (vgl. Schrei-
ber, Gesch der Albert-Ludwigs-Univers'ität I, 57ff.,
Freiburger Diözesan-Archiv VII, 161 ff.). Sein Haus,
einer der stattlichsten mittelalterlichen Profanbauten
Freiburgs, war 1529—1678 im Besitz des durch die
Reformation vertriebenen Baseler Domkapitels und
wurde daher früher „Basler Hof" genannt; es stellt
noch heute als Bezirksamt in Verwendung (Fr.
Geiges, „Das alte Freiburg" in der Zeitschrift „Schau-
insland", 1878, Bd. V, 37 ff.).

Eine Zeichnung Baidungs zum Stürzel-Fenster
hat sich bisher nicht vorgefunden. Obige Zuschrei-
bung gewinnt jedoch an Wahrscheinlichkeit durch
einen für ein anderes Mitglied der nämlichen Familie
bestimmten Wappenscheibenentwurf des Künstlers,
den das GroßJierzogl. Museum zu Weimar besitzt.
Die nach Mitteilung Hofrat Rulands aus der Samm-
lung Major iu Liverpool stammende Federskizze
(413 X 341 mm) wiederholt das uns von dem Glas-
gemälde her bekannte Greifenwappen des Geschlech-
tes, das auch an einer Gewölbekappe der Stürzel-
kapelle angebracht ist. Beiläufig bemerkt, geht aus
diesen authentischen Darstellungen des Wappens der
Stürzel hervor, dass das in der zweiten Auflage von
Siebmachers Wappenbuch Bd. V, Abteil. I, Taf. 17
mitgeteilte Löwenwappen nicht das des Kanzlers
ist, wie der Text S. 17 annimmt, sondern von einem
anderen Zweige dieser Familie geführt worden sein
muss. Auf der Weimarer Zeichnung ist die Hälfte
der Helmdecken rot lavirt, sonst sind die Tinkturen
üblicherweise durch eingeschriebene Farbennotizen
angedeutet. Oben steht das H-B-G-Monogramm,
unten in deutscher Kursive die Inschrift: „Andereas
Stürtzel von Bucheim Thumprobst d(es) Stifft Bassel
vnnd probst zu Waldkirch". Zu dem im Breis-
gauer Oberlande (Elzthal) gelegenen St. Margareten-
stift Waldkirch, das als Frauenkloster gegründet,
1431 in ein Chorherrenstift verwandelt worden war,
hatte schon Konrad Stürzel, der Vater, als dessen
Lehensmann, Beziehungen (Zeitschr. f. Gesch. d.
Oberrheins N. F. XXI, 244). Andreas, wohl ein
naher Verwandter, erscheint urkundlich 1500 als
Chorherr von Waldkirch, dann 1508 als „bästlicher
rechten doctor benannter stifft decan" (a. a. O. XXXVI,
234 und 456). (Scblues folgt.)

NEUES ÜBER IGNAZ ELHAFEN.

Wenige Wochen nach dem Erscheinen meines Auf-
satzes über den Elfenbeinschnitzer I. Elhafen (Kunst-
gewerbeblatt N. F. VI p. 5 ff.) erhielt ich von Herrn
P. Hugo Schmid. Oustos der Kunstsammlungen und
Bibliothekar am Benediktinerstift Kremsmünster, eine
auf E. bezügliche Mitteilung, für die ich mich dem ge-
nannten Herrn zu ganz besonderem Danke verpflichtet
fühle. Da diese Mitteilung meinen Aufsatz nach zwei
Seiten hin in wertvoller Weise zu ergänzen im stände
ist, habe ich mit ihrer Veröffentlichung nicht länger
zögern zu sollen geglaubt, obwohl ich die, sich aus der-
selben ergebenden Folgerungen schon jetzt gern ausführ-
licher als es hier möglich ist, behandelt hätte.

Herr P. Hugo Schmid teilte mir mit, dass sich im
Kunst- und Antiquitätenkabinet des Stiftes Krems-
 
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