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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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313 Bücherschau. — Kunstblätter. — Nekrologe. — Personalnachrichten. — Denkmäler. — Sammlungen u. Ausstellungen. 314

BÜCHERSCHAU.

* Von dem Allgemeinen Künstler-Lexikon, bearbeitet
von H. A. Müller und H. W. Singer, (Frankfurt a. M.,
Hütten u. Loening) liegt uns der zweite Halbband (Costa-
Fyt) vor. Es ist noch im Wesentlichen die Arbeit des erst-
genannten Autors, die auch in diesem Teile gerade bei den
von ihm besonders bevorzugten lebenden Künstlern manche
Lücken aufweist. K. W. Diefenbach z. B. hätte doch wohl
eine kurze Charakteristik verdient. Bei Fröschl war seine
hervorragende Thätigkeit in der Pastellzeichnung speziell zu
betonen. Jos. Fux ist seit langen Jahren vorzugsweise als
Theatermaler thätig, und unter seinen dekorativen Werken
hätte namentlich der Vorhang für das neue Wiener Burg-
theater genannt werden müssen.

KUNSTBLÄTTER.

Berlin. — Nach Reinbrandts Bild, „Der Prediger Ansloo
eine Witwe tröstend", ist kürzlich im Jahrbuch der kgl.
Preuß. Kunstsammlungen eine treffliche Radirung von Albert
Krüger erschienen, die auch auf Japanpapier gedruckt von
der Grote'schen Buchhandlung in Berlin zum Preise von
15 Mark geliefert wird. Krügers großes Talent in der Wie-
dergabe alter Meister haben die Leser d. Bl. an mehreren
Beispielen schätzen lernen können; es bewährt sich auch
hier glänzend.

NEKROLOGE.

%* Professor Joseph, Eduard Wessely, Inspektor des
herzoglichen Museums in Braunschweig, ist daselbst am
18. März im 69. Lebensjahre gestorben. Wessely, ein ge-
borener Böhme, dessen Thätigkeit sich vorzugsweise auf
das Gebiet der Kupferstichkunde und des Kunstdrucks,
später auch auf das der Kulturgeschichte erstreckte, war in
früheren Jahren ein fleißiger Mitarbeiter der „Zeitschrift für
bildende Kunst" und der „Kunstchronik".

PERSONALNACHRICHTEN.

*Dr. Richard Muther, der Verfasser der „Geschichte der
Malerei im neunzehnten Jahrhundert", bisher Privatdocent
an der Münchener Universität, wurde als a. o. Professor der
Kunstgeschichte nach Breslau berufen und hat den Ruf an-
genommen.

DENKMÄLER.

* Das Wiener Goethe-Denkmal ist um einen bedeuten-
den Schritt seiner Verwirklichung näher gerückt. Prof.
Edmund Bcllmer hat soeben seinen größeren Entwurf dem
Publikum vorgeführt und damit in der Öffentlichkeit wie
bei dem Denkmalkomite einen wohlverdienten Erfolg er-
rungen. Das Modell ist in etwas mehr als V4 Naturgröße
ausgeführt und zeigt den Dichterheros sitzend auf einer
Steinbank, über welche der Mantel gebreitet ist. Haltung
und Auffassung sind im wesentlichen dieselben, wie in der
ersten Skizze, die wir vor einigen Jahren den Lesern im
Bilde zeigten. Dominirend wirkt der zu olympischer Hoheit
gesteigerte Kopf mit dem seherisch in die Weite dringenden
Blick. Tracht und Beiwerk sind mit großer Kunst unterge-
ordnet, schlicht, doch charakteristisch für Goethe's spätere
Lebenszeit. Wien kann auf sein neuestes Dichterdenkmal
stolz sein.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

Rom. — Das Nalionalnntseum der Ausgrabungen in den
Thermen des Diokletian hat am Geburtstage des Königs und

unter Anwesenheit des Königspaares eine größere Anzahl von
Räumen mit neuen wichtigen Erwerbungen eröffnet. Von
besonderem und allgemeinem Interesse sind 2 Säle mit
Gräberfunden aus Castel-Trosino bei Ascoli Piceno (Marken),
weil sie ein Zeitalter näher beleuchten, das bisher von der
italienischen Archäologie eingestandenermaßen etwas ver-
nachlässigt war, und das sich seinem ganzenCharakter nach
speziell der kunstgeschichtlichen Forschung gegenüber außer-
ordentlich spröde erweist. Es ist das sogenannte „barba-
rische" Zeitalter, die Jahrhunderte nach dem Sturz des west-
römischen Kaiserreichs, insonderheit die Zeit der Lango-
bardenherrschaft (ca. 570-770), also Zeiten, in denen Deutsche
zum erstenmal bestimmend in die Geschicke Italiens ein-
griffen. Der Ausbau der Sammlungen nach dieser Seite hin
ist dann auch zum Teil der Anregung deutscher archäolo-
gischer Kreise zuzuschreiben. Die Funde sind außerordent-
lich übersichtlich geordnet, in dem einen Saal die der männ-
lichen, im andern die der weiblichen Grabstätten; die Funde
der einzelnen Gräber sind in den einzelnen Schaukästen ver-
einigt geblieben, was nachahmenswert erscheint, wo Platz-
verhältnisse es gestatten. Reliefstcinplatten von den Altären
und Konfessionen alter langobardiseber Kirchen sind über
den Schaukästen angebracht und zeigen die Übereinstim-
mung in den Ornamenten kirchlichen Stils und denen der
Zier- und Gebrauchsgegenstände der Gräberfunde. Bei
diesen, den Waffenbeschlägen, Kreuzen zum Aufnähen auf
die Kleidungsstücke, Sattelverzierungen, Halsbändern, Ringen,
großen kreisrunden und vielfach mit Gemmen und farbigen
Glaspasten verzierten Fibeln etc. herrschen Gold und edle
Metalle vor. Eine Reihe anderer neueröffneter Räume ist
wichtig für römische Inschriftenkunde (Inschriften der Arval-
brüderschaft) für die Kulturgeschichte (Haartrachten römischer
Frauen) und Kunstgeschichte (junger Faun des Praxiteles (?),
ein Penelopekopf, Reliefs guten griechischen Stils).

0 Die königliche Akademie der Künste in Berlin hat
in ihren drei zu Ausstellungszwecken hergerichteten Räu-
men eine Ausstellung veranstaltet, von der wir an dieser
Stelle nur deshalb Notiz nehmen, weil ihr Ertrag einem
wohlthätigen Zwecke gewidmet ist. Die zur Ausstellung
gelangten 421 Kunstwerke und Erzeugnisse des Buch- und
Kunsthandels sollen nämlich am 20. Mai zum Besten der
durch die Erdbeben in Sicilien und Calabrien Geschädigten
verlost werden. Einem Aufrufe der Akademie sind etwa
240 Künstler des In- und Auslandes, zum Teil auch die Mit-
glieder der Akademie gefolgt, und dazu gesellen sich noch
23 Buch- und Kunsthändler und künstlerische Vereinigungen.
Eine Kritik ist schon" des wohlthätigen Zweckes wegen aus-
geschlossen; aber es ist auch kein Anlass zu großen Lobes-
erhebungen vorhanden. An berühmten und großen Namen
fehlt es freilich nicht. Aber die berühmten Männer, deren
Werke mit den höchsten Preisen bezahlt werden, die der
heimische und der internationale Kunstmarkt kennt, glänzen
mit seltenen Ausnahmen bei Wohlthätigkeitsausstellungen
und Verlosungen, die aus freiwilligen Beiträgen bestritten
werden, mehr durch ihre Namen als durch ihre Spenden.
Das trifft leider auch hier zu. Die Beiträge der Weltbe-
rühmten, deren Namen wir nicht zu nennen brauchen, weil
sie schon berühmt genug sind, sind meist Zeichnungen,
Studien, Skizzen, bei denen nicht so sehr der Gegenstand
als die berühmte Namensinschrift oder das Monogramm die
Hauptsache ist. Sie sind in den öffentlichen Anpreisungen
die Lockvögel, während die Künstler mittleren Ranges, die
oft genug mit der Not des Lebens schwer zu kämpfen haben,
mit viel größerer Opferfreudigkeit Werke hergegeben haben
die den Hauptreiz der Ausstellung bilden, f Neben vielem,
 
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