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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Erste internationale Kunstausstellung in Venedig: (vom 1. Mai bis 22. Oktober)
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0202

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Kunstlitteratur. — Wettbewerbungen.

— Sammlungen und Ausstellungen.

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auch nur sie allein einer Jury unterstellt. — Um der
ganzen Sache mehr Glanz zu geben, stifteten die städtische
Sparkasse sowie der Provinzialausschuss je 5000 Lire
als Preise für diese erste Venezianische Internationale
Ausstellung, welchen dann noch einige Preise für die
Italiener von Seiten einiger Städte und Privatleute folgten.
Viele hervorragende Künstler des Auslandes haben dem
Appell entsprochen, und so ist denn keine sehr große,
aber doch eine gewählte Ausstellung entstanden. — Es
fehlte, nicht an Gründen, das Vorgehen des Ausschusses zu
tadeln. — Die italienischen Künstler waren nicht eingeladen,
und es war beschlossen worden, von dem Eingesandten
nur 200 Gemälde anzunehmen, obwohl genügend Platz
für die mehr als doppelte Anzahl vorhanden war. Die
Jury bestand aus den Malern Ddeani, Caroano und dem
Bildhauer Rivaüa. Sie entledigten sich ihrer schweren
Verantwortung mit unbegreiflicher Schonungslosigkeit
und Strenge. Besonders empfanden das die Venezianer,
von denen die Werke von vieren ihrer Besten ausge-
schlossen wurden, angeblich weil sie den Vergleich mit
dem vom Auslande Eingeschickten nicht aushalten könn-
ten (!) Wir werden später bei der Wanderung durch die
Ausstellung den Lücken begegnen, die das Ausschließen
hervorragender hiesiger Künstler gerissen hat. — Die
Ausstellung, im Laufe des letzten schweren Winters
aufgebaut, erhebt sich im öffentlichen Volksgarten und
macht mit ihrer hübschen, vom Maler Mario de Maria
erfundenen griechisch-römischen Fagade eine recht gute
Wirkung. Acht Säulen in imitirtem roten Porphyr
schmücken dieselbe. Vier dieser Säulen tragen ein
Giebelfeld mit bronzirtem Kelief von Lorenzetti, be-
krönt durch eine Victoria von Urbano Nono. Unter
diesem Giebel das Portal, zur Seite zwei Nischen mit den
allegorischen Gestalten der Malerei und Bildhauerei. Ein
mit einer Kuppel gekröntes Vestibül durchschreitend,
gelangt man in den großen Saal, an dessen Fond sich
eine höher gelegene Exedra anschließt; weitere neun
Säulen bilden den Abschluss. Die Zahl der aufgestellten
Kunstwerke belauft sich auf 516. Der spärlich illus-
trirte Katalog wurde am Tage der Eröffnung aus-
gegeben.

Im Ganzen muss jetzt schon festgestellt werden,
dass bezüglich Deutschlands die Venezianer, sofern sie
nicht gereist sind, keinen richtigen Begriff von der
Kunst bekommen. Günstiger gestaltet sich der Über-
blick über England und Frankreich. — Im Verlaufe
meiner weiteren Mitteilungen hoffe ich darzulegen, wie
das zu verstehen ist. Außerordentlich anerkennens-
wert ist, was Venedig aufgeboten hat, sich den Anblick
außeritalienischer Kunstprodukte zu verschaffen, und
was die italienischen Künstler geleistet haben, verdient
jedenfalls ein eingehendes Studium von Seiten der Kritik
und der Kunstfreunde. A. W.

KUNSTLITTERATUR.

Th. D. In den nächsten Tagen kommt ein Prachtwerk:

Die Albrechtsburg zu Meissen, unter Benutzung amtlicher
Quellen von Otto Wancke und Cornelius Ourlitt (Verlag
Wilhelm Baensch, Dresden) für 30 Mk. auf den Markt.
Dasselbe wird 10 Bogen Text mit vielen Abbildungen und
18 Sondertafeln enthalten.

WETTBE WERBUNGEN.

Dresden. Akademische Kunstausstellung 1895. Die
Ausstellungskommission hat unter den auf das Wettaus-
schreiben vom 12. März d. J. eingegangenen Entwürfen zu
einem Plakat und einem Stempel für die diesjährige Kunst-
ausstellung den ersten Preis von 150 M. dem Plakatentwurfe
mit dem Kennwort „Anitra", als dessen Urheber sich Herr
Otto Fischer, Schüler im akademischen Atelier des Herrn
Profossor Prell hier, herausgestellt hat, den 2. Preis von
100 M. dem Plakatentwurf mit dem Kennwort „Pfeil", Ur-
heber Herr Maler Karl Schmidt hier, Wintergartenstraße 3(3,
und den Preis von 100 M. für den Stempel, dem Entwürfe
mit dem Kennwort „Sigillum", dessen Urheber Herr Maler
Josef Goller, Dresden-A., Holbeinstraße 70, ist, zuerkannt.
Außerdem ist den Plakatentwürfen mit den Kennworten:
„Auf Fernwirkung" und „Frisch gewagt", als deren Urheber
sich Herr Maler Josef Goller und Herr Otto Fritzsche,
Schüler im akademischen Atelier des Herrn Professor Prell
hier, herausgestellt haben, eine Belobigung zugesprochen
worden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

0 Berlin. Die große Berliner Kunst-Ausstellung 1895
ist am 1. Mai durch den Kultusminister Dr. Bosse mit einer
Ansprache eröffnet worden, in der es mit besonderer Ge-
nugthuung begrüßt wurde, dass nicht nur die einheimischen,
sondern auch die auswärtigen, insbesondere die französischen,
die in Paris lebenden amerikanischen und die Münchener
Künstler die Ausstellung so reich beschickt haben. Mehr
als der siebente Teil der ausgestellten Kunstwerke stammt
denn auch in der That aus Paris, und da den Künstlern
vom Champs de Mars und von den Champs Elysees und den
Pariser Amerikanern vier der besten Säle eingeräumt wor-
den sind, so üben sie auf den Eindruck, den die Ausstellung
in ihrer Gesamtheit hervorruft, einen nicht unbedeutenden
Einfluss aus. Ebenso haben die Münchener Sezessionisten
über fünf bevorzugte Säle verfügen können, und wenn man
außerdem berücksichtigt, dass auch die Düsseldorfer, die
Polen, die Schotten und einzelne auswärtige Künstler, wie
| Leibi, Trübner und Tboma, ihre besonderen Säle haben, so
wird man sich vortsellen können, dass die Berliner selbst
der Gastfreundschaft sehr bedeutende Opfer gebracht haben.
Dennoch haben die Berliner Anspruch auf einen beträcht-
lichen Teil des Interesses, besonders, da die Pariser meist
ältere Arbeiten gesandt haben, die schon in den Salons und
zum Teil auch in München ausgestellt waren. Im Ganzen
enthält der erste Katalog, der jedoch bald einen Nachtrag
wird erhalten müssen, 2316 Nummern. Davon entfallen auf
die Gemälde und Aquarelle 1925, auf Stiche, Radirungen,
Zeichnungen u. s. w. 120, auf die Plastik 249 und auf die
Architektur 22 Nummern. Die Skulpturen, die sonst in der
letzten Berliner Ausstellung eine ziemlich hervorragende
Rolle zu spielen pflegten, begnügen sich diesmal mit ver-
hältnismäßig bescheidenem Räume, und ebenso schwach sind
 
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