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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Wolf, August: Erste internationale Ausstellung in Venedig, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0219

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Nekrologe. — Personalnachrichten.

— Sammlungen und Ausstellungen.

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zugeben. Die absonderliche Aufgabe ist aufs geist-
reichste gelöst. Im ganzen Bilde kein tiefer Schatten
und ein wahrhaft ergreifender Zauber des jugendlich
Schönen und des Spiels von Licht und Iristönen, bei
tadelloser Zeichnung und sparsamster Modellirung.

A. WOLF.

NEKROLOGE.

Sir George Scharf, Direktor der englischen „National*
Porträt-Gallery" ist gestorben. Sir George Scharfs Vater
war ein bayerischer Künstler, der sich im Jahre 1816 in
London niederließ. Der junge Georg wurde 1820 hier ge-
boren und im Jahre 1840 Schüler der königl. Akademie.
Er besuchte alsdann Italien und Kleinasien und illustrirte
später Smith's klassisches Lexikon und Werke von Ma-
caulay. 1857 wurde Scharf zum Direktor der Königl. „Na-
tional-Porträt-Gallery" ernannt, in welcher Stellung er bis
kurz vor seinem Tode blieb. Der Verstorbene war dafür be-
kannt, dass er die größte Personen- und Porträtkenntnis, so-
weit es sich um Kunstgegenstände handelte, besaß, und ihm
hierin in ganz England niemand gleich kam. Die Stuart-
und Tudor-Ausstellung verdanken ihm in der Hauptsache
ihre Entstehung. George Scharf war endlich der Verfasser
mehrerer auf Kunst bezüglicher Werke. Er wurde noch Anfang
dieses Jahres seiner großen Verdienste wegen von der Kö-
nigin in den Adelstand erhoben. Sir George Scharf hat sich
stets sein Deutschtum und die Anhänglichkeit an sein Vater-
land bewahrt, und war besonders deutschen Fachgenossen
gegenüber in jeder Weise bereit, gewünschten Aufschluss
zu erteilen. Zu seinem Nachfolger wurde Mr. Lionel Cust
ernannt. tf*

PERSONALNACHRICHTEN.

*„* Zu Mitgliedern der Akademie der bildenden Künste
xu Dresden sind ernannt worden: die Maler Professor». Uhde
in München, Professor Carl Becker, Präsident der Akademie
der Künste in Berlin, Professor Dr. Boecklin in Florenz,
Pnvis de Chavannes, Präsident der Gesellschaft der schönen
Künste in Paris, und Sir Edward Burnc-Jones in London.

%* Dr. Heinrich Pallmann, bis 1. Okt. v. J. Direktor
des Kupferstichkabinetts im Städelschen Museum in Frankfurt
a. M., ist als Nachfolger R. Muthers zum Konservator des
kgl. Kupferstichkabinetts in München ernannt worden.

*jf* Von der Berliner Kunstakademie. Der nach dem
Tode Bokelmanns als Leiter der Malklasse berufene Prof.
Carl Seiler aus München scheint den ihm zusagenden
Wirkungskreis nicht gefunden zu haben. Er hat sich zu-
nächst für das Sommersemester beurlauben lassen, und es
verlautet, dass er nicht mehr zur Weiterführung seines Lehr-
amts zurückkehren werde. Mit seiner Vertretung ist der
Berliner Geschiehts- und Porträtmaler Robert Warthmüller
beauftragt worden. — In dem Wettbewerbe um das Stipen-
dium der Dr. Paul Schultze-Stiftung im Betrage von 3000
Mark zu einer einjährigen Studienreise nach Italien ist der
diesjährige Preis dem Bildhauer Artur Devin aus Dresden,
zur Zeit in Berlin wohnhaft, zuerkannt worden. — Den Preis
der Rohr'sehen Stiftung für Bildhauer, bestehend in 4500 M.
zu einer einjährigen Studienreise, hat der Bildhauer Wilhelm
Wandschneider aus Plau in Mecklenburg erhalten.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*,* Die in den Besitz des deutschen Kaisers übergegan-
gene Schack'sclte Gemäldegalerie in München ist nicht nur
einer sehr umfassenden baulichen Reparatur unterzogen wor-
den, sondern wird auch eine .vollständig neue Umhängung
der Bilder in den wesentlich vermehrten und verschönorten
Räumen erfahren. Zu diesem Zwecke ist der Dirigent der
Kunstsammlungen in den Kaiserlichen Schlössern Dr. Seidel
aus Berlin nach München gekommen. Die Bilder werden
durchgängig der Reinigung und Restaurirung durch Professor
Hauser sen. unterzogen. Die Galerie soll nach den „Münchnern
Neuesten Nachrichten" am 17. Juni wieder eröffnet werden.

*.* Der Deutsche Kunstverein in Berlin bat auf der
großen Kunstausstellung folgende Ankäufe gemacht: 1) Ge-
mälde: Angelica v. Lepell, Berlin: Geranium und grüne
Pflaumen; W. Amberg, Berlin: Unter Buchen; Rob. Pötzel-
berger, Karlsruhe: Der Komponist; Karl Röchling, Berlin:
Patrouille vor Metz; Paul Müller-Kämpff, Ahrenshoop bei
Wustrow i. M.: Harter Winter; Otto Andres, Berlin: Win-
ternachmittag; Rudolf Dammeier, Berlin: Dein Schatz; Otto
Günther-Naumburg, Charlottenburg: An der Schwarza bei
Blankenburg; Anton Braith, München: Eine Ziegenalm in
Tirol; G. H. Engelhardt, Berlin: Finsterthal bei Kühtai;
2) Bronzen: Otto Glauflügel, Berlin: Kampfbereit; Georg
Lund, Berlin: Philosophirender Sokrates; Ernst Seger, Char-
lottenburg: Frühling; und die Gipsgruppe von Victor Seifert,
Berlin: Faun mit Enten.

%* Eduard v. Gebhardts Gemälde, „Die Heilung des
Gichtbrüchigen", das sich auf der Großen Berliner Kunst-
ausstellung befindet, ist vom Schlesischen Museum der bil-
denden Kunst in Breslau angekauft worden.

%* Der illustrirte Katalog der großen Berliner Kunst-
ausstellung ist im Verlage vou Rudolf Schuster in Berlin
erschienen. Er ist mit mehr als 200 Illustrationen versehen
und enthält zugleich einen Nachtrag zur ersten Auflage des
kleinen Katalogs. Danach umfasst die Ausstellung 1980 Ge-
mälde und Aquarelle, 121 Stiche, Radirungen und Zeichnungen,
270 Bildwerke und 22 Architekturzeichnungen, insgesamt
2393 Kunstwerke. Doch ist die Zahl damit noch nicht ab-
geschlossen, da noch mehrere hundert Nachzügler erwartet
werden.

München. Die Künstlergenossensehaft hat nach der
Weihnachtsausstellung, die ihren Ruhm nicht gerade erhöhte,
den Versuch gemacht, ein künstlerisches Ereignis zuarrangiren.
Sie führte einen ihrer glänzendsten Namen ins Feld, Defreggcr,
der eigentlich schon mehr der Kunstgeschichte als der Gegen-
wart angehört. Das gab natürlich eine recht interessante
historische Ausstellung, besonders da Defregger Skizzen und
Studien aus dem Zenith seines Schaffens brachte, wobei keine
kommerziellen Zwecke verstimmten; einige Porträts erneuer-
ten den Glauben an Defreggers malerisches Können, den
man nach vielen negativen Zeugen fast verloren haben
konnte. Etliche Landschaftsstudien waren als Material
interessant; trotzdem sie die flüssige, dabei etwas reichliche
Handschrift des großen Mannes zeigten, offenbarten sie mehr
Individuelles als da, wo sie in Bildern ausgearbeitet er-
scheinen. Ein Beweis für die Lebenskraft der Genossen,
schaft war natürlich mit dieser Ausstellung nicht gegeben,
denn für die bürgen nur junge Kräfte; ebensowenig wie mit
der nächsten, in der Lindenschinit und seine Schule aus-
stellte. — Eine Lindenschmit- Ausstellung hat heute auch
wohl mehr ein historisches Interesse. Der Künstler gehört
noch ganz zu den Genossen Piloty's, ohne indessen an
sein malerisches Talent heranzureichen. Er ist einer
 
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