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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

DOI Artikel:
Lier, Hermann Arthur: Korrespondenz Dresden, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0231

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL von LÜTZOW und Dr. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heagasse 58. Wartenburgstraße 15.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. IL KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. VI. Jahrgang. 1894/95. Nr. 29. 20. Juni.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst." und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rudi Mosse u. s. w. an.

korrespondenz.

Aus Dresden, Ende Mai 1895.

Dresden hat in den letzten Wochen in jeder Be-
ziehung unter dem Zeichen des Verkehrs gestanden. Es
ist dem seit einigen Jahren hier hestehenden Sports-
verein, der von einer Reihe thatkräftiger Männer ge-
leitet wird, gelungen, nach dem Muster ähnlicher Ver-
anstaltungen in Baden-Baden eine Festwoche zu arrangiren,
während der nicht nur drei größere Wettrennen und
eine Hundeausstellung veranstaltet worden sind, sondern
auch ein Promenadenkonzert größeren Stils auf der
festlich heleuchteten Briihrschen Terrasse stattgefunden
hat. Den Glanzpunkt aller dieser Vergnügungen hildete
aher der am Mittwoch den 22. Mai im Großen Garten
in Scene gesetzte großartige Blumenkorso, der nicht nur
die Masse der einheimischen Bevölkerung auf die Beine
brachte, sondern auch einen bedeutenden Zufiuss von
Fremden zum Teil aus den vornehmsten Kreisen herbei-
führte und durch das Erscheinen des Königlichen Hofes
einen besonderen Glanz erhielt. Es gab also auf ein-
mal Leben und Bewegung in dem sonst so .stillen
Dresden, und die kunstgewerbliche Thätigkeit der gerade
in Dresden und in dem nahen Sebnitz blühenden Blumen-
fabrikation, ferner die der Wagenbauer, Sattler, Rie-
mer u. s. w., nicht zu vergessen, diejenige aller der
Branchen, die sich mit der Beschaffung von Damen-
toiletten befassen, hatte plötzlich die schönste Gelegen-
heit, sieh nach allen Seiten hin zu entfalten.

Im engsten Zusammenhang mit den Bestrebungen
des Sportsvereins, das meist ziemlich einförmige Leben
Dresdens anziehender und abwechslungsreicher zu machen,
stehen die Maßnahmen des „Vereins zur Förderung
Dresdens und des Fremdenverkehrs", der unlängst erst
seinen alten Namen: „Verein zur Hebung des Fremden-
verkehrs" in den eben angegebenen umgeändert und

damit angedeutet hat, dass er sich in Zukunft mit seinem
Wirken auf eine breitere Basis, als dies früher der Fall
war, stellen wird. Der Verein hat es als in den Rahmen
seiner Aufgaben gehörig betrachtet, auch die Hebung der
Dresdener Kunstverhältnisse, die trotz der redlichen
Bemühungen einzelner Männer noch immer keine erheb-
lichen Fortschritte gemacht haben, ins Auge zu fassen.
Zu diesem Zweck hat er unter die Zahl seiner Unter-
ausschüsse, von denen jeder sein besonderes Programm
zu bearbeiten hat, auch einen Kunstauschuss aufge-
nommen, an dessen Spitze Herr Professor Cornelius
Gurliit getreten ist. Obwohl man mit Rücksicht auf
die bestehenden Verhältnisse gut thun wird, nicht allzu-
große Hoffnungen auf die Bemühungen dieses Aus-
schusses zu setzen, so ist man doch berechtigt anzu-
nehmen, dass es ihm gelingen werde, das Interesse an
künstlerischen Dingen in weiteren Kreisen aufs neue
anzufachen und durch sein Ansehen Ausschreitungen und
Geschmacklosigkeiten, wie sie namentlich im Bauwesen
in Dresden häufig vorkommen, mehr und mehr unmög-
lich zu machen. Vor allem aber wird er darauf be-
dacht sein müssen, die einheimischen Künstler für seine
Ideen zu gewinnen und sie zu gemeinschaftlichen Be-
thätigungen größeren Stils anzufeuern.

Dresden lässt sich immer gern eine Kunststadt nennen,
aber wie selten hört man hier etwas von den Künstlern,
die thatsächlich in Dresden noch immer eine unter-
geordnete Rolle spielen. Der Blumenkorso war eine
Gelegenheit, wo sich die künstlerische Beihilfe nach allen
Richtungen hin glänzend hätte bewähren können, und
wenn ein derartiges Fest in München oder in Wien
stattfindet, so kann man darauf wetten, dass der
Hauptanteil an seinem Gelingen auf Rechnung der
Künstler kommt. In Dresden hat man von dergleichen
Mitwirkung der Künstlerschaft, die vielleicht privatim
 
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