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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 6.1895

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Schölermann, Wilhelm: Die Münchener Jahresausstellung im Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.5782#0247

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.
Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:

CARL VON LÜTZOW und DR. A. ROSENBERG

WIEN BERLIN SW.

Heugasse 58. Wartenburgstraße 15.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.
Neue Folge. VI. Jahrgang. 1894/95. Nr. 31. 25. Juli.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Für Zeichnungen, Manuskripte etc., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Hedaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen außer der Verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

Während der Sommermonate Juli, August und September erscheint die Kunstchronik nur aller vier Wochen.

Da ich in den Sommerferien vom 1. August bis 15. September von Wien abwesend sein werde,
bitte ich alle für die Zeitschrift und Kunstchronik bestimmten Einsendungen während jenes Zeit-
raumes an den Herrn Verleger nach Leipzig zu adressiren.

Wien, 16. Juli 1895. C. V. LÜTZOW.

DIE MÜNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG
IM GLASPALAST.

von WILHELM SGHÖLERMANN.
i.

Wenn von je hundert Bildern siebzig bis achtzig
zurückgewiesen werden, muss wohl etwas Erkleckliches
übrig bleiben. Da nur zwanzig Prozent aller eingesan-
dten Werke zur Aufnahme gelangten, so lässt das auf
ein erschreckend großes Kunstproletariat schließen und
eine derartige Massenabweisung wäre in solchem Fall
als Abschreckungsmittel ganz zeitgemäß. Hoffen wir
im Stillen, dass es helfen wird und dass — Gerechtig-
keit gewaltet hat!

Das Resultat ist im Ganzen erfreulich. Der Glas-
palast bietet eine respektable Ausstellung, ohne über-
große Höhen und Tiefen.

Einen außerordentlich günstigen Eindruck macht
die Abteilung der Düsseldorfer. Ich möchte nicht pro
domo reden, aber dass das Verlangen groß war, die
mir bekannten Bilder nun in einer internationalen Um-
gebung zu sehen und eine geheime Vorahnung, sie
könnten doch etwas dadurch verlieren, lässt sich nicht
leugnen. Die Vorahnung hat sich nicht bestätigt. Das
allgemeine Urteil geht dahin, dass die Düsseldorfer Freie
Vereinigung sich vor keinem Vergleich zu scheuen braucht.
Dies erkennen auch die Münchener ziemlich allgemein
an. Vor dem Vorwurf des Lokalpatriotismus kann also

derjenige, der für Düsseldorf eine Lanze brach, als man
noch allgemein von ihm nichts wissen wollte, nunmehr
ruhig schlafen!

Die Engländer und Franzosen kommen erst nach
Schluss des Salons, respektive der Eoyal Academy
Exhibitiou. Aber die Schotten sind schon da und die
— Japaner. Herr Ernst Seeger hat seine ganze Samm-
lung zur Verfügung gestellt. Es ist das nun eigentlich
mehr Kunstgewerbe als Kunst und modern ist diese
Kunst auch nicht mehr, denn die letzten Sachen datiren
vom Anfang dieses Saeculums (Utamaro's Aquarelle), aber
es steckt so viel wirkliche Kunst in diesem Kunstge-
werbe, dass es sich wohl der Mühe lohnt, die Erzeug-
nisse der im Konzert der Kulturvölker zukünftig mit-
spielenden Japaner recht aufmerksam zu betrachten.
Der Besitzer war selbst so liebenswürdig, mir fast jedes
einzelne Stück zu erklären, was hier zu wiederholen mir
natürlich unmöglich ist. Große Figuren und Vasen in
Porzellan und Bronze, Stücke von enormem Wert, alte
Farbenholzschnitte, Schwertstichblätter in Metallarbeit,
Lackschnitzereien, kleines Porzellan, Emailvasen von
seltener Farbenschönheit und Delikatesse, Arbeiten in
Jade und Bergkrystall und vor allem Elfenbeinschnitzereien,
die den gewöhnlichen Europäer in stumme Bewunderung
versetzen. Den Einfluss, den diese japanische Kunst
vergangener Jahrhunderte auf gewisse heutige Mode-
strömungen, von Paris ausgehend, gehabt hat, lässt sich
hier an interessanten Beispielen nachweisen. Die
moderne japanische Kunst ist wieder europäisch zuge-
 
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